Imperator 01 - Die Tore von Rom
Züge hellten sich auf, als er den Mann erblickte, der seinen Posten bereits übernommen hatte und eines der großen Ruder sicher gegen die Strömungen behauptete und sich leise mit seinem Kameraden an dem anderen Ruder unterhielt.
»Ein schöner Abend«, sagte er, als er näher kam.
Der Erste Maat knurrte und nickte. Zu zahlenden Passagieren hatte er freundlich zu sein, über die notwendigste Höflichkeit jedoch ging er nicht hinaus. Er war ein kräftig gebauter Mann, der das Ruder mit einem Arm hielt, während sein Partner sein ganzes Gewicht und beide Schultern einsetzen musste, um das seine ruhig zu halten. Der andere Mann sagte nichts, aber Marcus erkannte in ihm ein anderes Mannschaftsmitglied, groß gewachsen, mit langen Armen und rasiertem Schädel. Er starrte unverwandt nach vorne und konzentrierte sich ganz auf seine Aufgabe und das Gefühl des Holzes in seinen Händen.
»Ich möchte gerne ein Mitglied der Mannschaft als Sklaven kaufen. Mit wem muss ich da reden?«, fragte Marcus mit unvermindert freundlicher Stimme.
Der Erste Maat blinzelte überrascht, und zwei Blicke hefteten sich auf den jungen Römer.
»Wir sind freie Männer«, sagte der andere, und aus seiner Stimme war sein Missfallen herauszuhören.
Marcus sah verwirrt aus. »Ich meinte natürlich keinen von euch. Ich meinte den Jungen, Peppis. Er steht nicht auf der Mannschaftsliste. Ich habe nachgesehen, deshalb dachte ich, dass er vielleicht zu verkaufen ist. Ich brauche einen Jungen, der mir das Schwert trägt und …«
»Ich habe dich an Deck beobachtet«, grollte der Erste Maat aus tiefer Brust. »Du hast immer finster dreingeblickt, wenn wir ihm eine Lektion erteilt haben. Du bist wohl eins von diesen verweichlichten Stadtbürschlein, die meinen, wir würden den Schiffsjungen zu streng behandeln. Entweder das, oder du hättest ihn gerne für dein Bett. Was nun?«
Marcus lächelte und zeigte dabei die Zähne.
»Oh weh. Das klang aber wie eine Beleidigung, mein Freund. Du solltest besser das Ruder loslassen, damit ich dir auch mal eine Lektion erteilen kann.«
Der Erste Maat machte den Mund auf, um zu antworten, und Marcus schlug zu. Eine Weile schlingerte die Lucidae steuerlos über das dunkle Meer.
Renius rüttelte ihn unsanft wach.
»Steh auf! Der Kapitän will dich sprechen.«
Marcus stöhnte. Sein Gesicht und Oberkörper waren mit Blutergüssen bedeckt. Renius pfiff leise, als er aufstand und sich vorsichtig anzuziehen begann. Mit der Zunge fand er einen lockeren Zahn und er zog den Wasserkrug unter dem Bett hervor, um blutigen Schleim hineinzuspucken.
Mit dem Teil seines Bewusstseins, der schon funktionierte, bemerkte er zu seiner Freude, dass Renius seinen eisernen Brustpanzer trug und sein Schwert umgeschnallt hatte. Der Stumpf seines Armes war mit sauberen Stoffstreifen verbunden und die Schwermut, die ihn in den ersten Wochen an seine Kabine gefesselt hatte, schien verschwunden zu sein. Als Marcus seine Tunika übergestreift und einen Umhang gegen die Morgenkühle umgelegt hatte, hielt ihm Renius die Tür auf.
»Jemand hat gestern Nacht den Ersten Maat und einen weiteren Mann, der bei ihm war, zusammengeschlagen«, erzählte Renius fröhlich.
Marcus befühlte sein Gesicht mit der Hand und spürte den Rand aufgeplatzter Haut auf seiner Wange.
»Hat er gesagt, wer es war?«, knurrte er.
»Er sagte, er sei im Dunkeln von hinten überfallen worden. Seine Schulter ist gebrochen.« Renius hatte sich tatsächlich von seiner düsteren Stimmung verabschiedet, aber Marcus empfand den neuen, lachenden Renius nicht gerade als Fortschritt.
Der Kapitän war ein Grieche namens Epides, ein kleiner, energiegeladener Mann mit einem Bart, der wie angeklebt aussah, weil nicht ein einziges störrisches Haar in seinem Gesicht am falschen Platz war. Als Marcus und Renius eintraten, stand er auf und stützte die Hände auf den Schreibtisch, der wegen der Dünung mit schweren eisernen Klammern am Fußboden befestigt war. An jedem Finger saß ein wertvoller, in Gold gefasster Stein, der bei jeder Bewegung glitzerte. Der restliche Raum war eher schlicht ausgestattet, wie es sich für ein Handelsschiff gehörte. Es gab keinen Luxus und nichts, was man ansehen konnte, außer den Mann selbst, der die beiden finster anstarrte.
»Sparen wir uns die Unschuldsbeteuerungen«, sagte er. »Mein Erster Maat hat eine gebrochene Schulter und ein gebrochenes Schlüsselbein, und du hast es getan.«
Marcus wollte etwas sagen, aber der Kapitän unterbrach
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