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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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und von Straße zu Straße übersprangen. Bis jetzt hatten die Brände die Steinhäuser der Reichen noch nicht erreicht, aber schließlich würde das Feuer, das in Rom wütete, sie alle verschlingen und Asche auf Asche häufen, bis von ihren Träumen nichts mehr übrig war.
    Metella schaute über die Stadt, die sich den Hügel hinunterzog. Sie lehnte sich an die Marmorwand und empfand die Kühle auf der Haut als Erleichterung von der schweren Hitze. An Dutzenden Stellen stiegen dicke schwarze Qualmsäulen in den Himmel und vereinigten sich zu einer grauen Decke, die Farbe der Verzweiflung. Schreie wurden von dort herangetragen, wo die marodierenden Soldaten ohne jede Gnade kämpften und die Raptores in den Straßen alles, was ihnen über den Weg lief, umbrachten oder schändeten.
    Sie hoffte, dass Alexandria sicher durchkam. Die Hauswachen hatten sie am gleichen Morgen verlassen, an dem die Kunde von Marius’ Tod sie erreichte. Wahrscheinlich konnte sie sich glücklich schätzen, dass sie sie nicht in ihrem Bett ermordet und das Haus geplündert hatten. Trotzdem traf der Verrat tief. Waren sie nicht gerecht und gut behandelt worden? Worauf konnte man sich sonst noch verlassen, in einer Welt, in der das Gelöbnis eines Mannes mit dem ersten warmen Windstoß verpuffte?
    Natürlich hatte sie Alexandria angelogen. Es gab keine Möglichkeit für sie, die Stadt zu verlassen. Wenn es schon gefährlich war, eine junge Sklavin nur ein paar Straßen weiter zu schicken, dann war es für eine überall bekannte Frau nachgerade unmöglich, ihren Besitz an den Wölfen vorbeizuschaffen, die durch die Straßen Roms streiften und nur auf solche Gelegenheiten warteten. Vielleicht hätte sie sich als Sklavin verkleiden oder sogar mit einem der Sklaven weglaufen sollen. Mit etwas Glück wären sie vielleicht aus der Stadt herausgekommen, obwohl sie es für wahrscheinlicher hielt, dass man sie aufgehalten, misshandelt und dann irgendwo für die Straßenköter liegen gelassen hätte. Seit drei Tagen gab es kein Gesetz mehr in Rom, und das bedeutete für einige eine berauschende Freiheit. Wäre sie jünger und mutiger gewesen, hätte sie das Risiko vielleicht auf sich genommen, aber Marius war schon zu lange ihr Mut und ihre Zuversicht gewesen.
    Mit ihm an ihrer Seite konnte sie die Gehässigkeiten der feinen Damen aushalten, die hinter ihrem Rücken über ihre Kinderlosigkeit tuschelten. Mit ihm konnte sie sich der Welt mit leerem Schoß stellen und trotzdem lachen, ohne dabei laut aufzuschreien. Ohne ihn wagte sie sich nicht auf die Straße hinaus, um ganz allein ein neues Leben als mittelloser Flüchtling zu beginnen.
    Metallbeschlagene Sandalen trabten am Tor vorbei, und Metella lief ein Schauder von der Schulter aus über den ganzen Leib. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würden die Kämpfe auch dieses Viertel erreichen und die Plünderer und Mörder in Sullas Gefolge würden das Eisentor von Marius’ alter Stadtvilla aufbrechen. Während der ersten beiden Tage hatte sie noch Berichte von draußen bekommen, bis auch ihre Boten sie verließen. Sullas Männer waren in die Stadt eingedrungen und nahmen Straße um Straße ein. Sie nutzten den Vorteil, den Marius ihnen eingeräumt hatte, indem er die Erstgeborenen ringsum auf den Stadtmauern postiert hatte, woraufhin es ihnen nicht möglich gewesen war, gleich in den ersten Stunden ihre Kräfte geballt gegen die Eindringlinge einzusetzen. Inzwischen hatte sich Sulla festgesetzt und gab sich mit einer langsam voranschreitenden Schlacht zufrieden, zog seine Belagerungsmaschinen durch die Straßen, zerschmetterte Barrikaden und säumte die Straßen hinter sich mit den Köpfen von Marius’ Soldaten. Angeblich war der große Jupitertempel abgebrannt, und die Flammen seien so heiß gewesen, dass die Marmorplatten gesprungen und zerplatzt seien, was wiederum die Säulen und die schweren Stützpfeiler zum Einsturz gebracht hatte, die mit weithin hallendem Krachen auf den Vorplatz gekracht waren. Die Leute sagten, es sei ein böses Omen, und dass die Götter Sulla zürnten, aber trotzdem sah es nach wie vor so aus, als würde Sulla den Sieg davontragen.
    Dann waren die Nachrichten versiegt, und in der Nacht hatte sie gewusst, dass die rhythmischen Siegesgesänge, die durch ganz Rom hallten, nicht aus den Kehlen der Erstgeborenen stammten.
    Metellas Hand wanderte zur Schulter, fand den Träger und schob ihn über die Haut zur Seite. Sie ließ ihn am Arm herabgleiten und griff nach dem

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