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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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die Muskeln in Gesicht und Nacken schmerzten vom ständigen Zittern. Mühsam unterhielten sich die beiden über alles Mögliche, Hauptsache es lenkte sie von der Kälte ab. Die Schatten wurden länger und ihr Gespräch erstarb. Gaius ging es bei weitem nicht so schlecht wie seinem Freund. Auch seine Glieder waren schon seit langer Zeit taub, aber das Atmen fiel ihm noch immer leicht, wohingegen Marcus nur in kurzen Stößen Luft holen konnte.
    Unbemerkt kühlte der Nachmittag auch außerhalb des von Bäumen überschatteten Flussbeckens mit seinem schnell fließenden Wasser weiter ab. Marcus ruhte sich aus, so gut es eben ging. Er neigte den Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite, ein Auge war immer halb unter Wasser und blinzelte träge, ohne etwas zu sehen. Manchmal schweiften seine Gedanken so weit ab, dass selbst seine Nase unter Wasser geriet. Dann prustete er plötzlich und richtete sich wieder auf, nur um bald darauf wieder in sich zusammenzusacken. Seit einer Ewigkeit hatten sie kein Wort mehr gesprochen. Die Sache war zu einer Art Privatkrieg geworden, doch sie kämpften nicht gegeneinander. Sie würden in dem kalten Wasser stehen bleiben, bis man sie rief, bis Renius kam und ihnen befahl, herauszukommen.
    Der Tag verflog und sie wussten, sie würden nicht mehr aus eigener Kraft herausklettern können. Selbst wenn Renius jetzt auftauchte und sie lobte, würde er sie eigenhändig herausziehen müssen. Falls die Götter überhaupt ein Auge auf sie hatten, würde er dafür wenigstens nass und schmutzig werden.
    Marcus nickte immer wieder ein, schreckte dann plötzlich hoch und merkte, dass er irgendwie aus der Kälte und der Dunkelheit weggetrieben war. Dann fragte er sich, ob er im Fluss sterben würde.
    In einem dieser halbwachen Traumzustände spürte er plötzlich Wärme und hörte das einladende Knistern eines ordentlichen Lagerfeuers. Ein alter Mann schob die brennenden Holzscheite mit den Zehen zusammen und lächelte in die aufstiebenden Funken. Er drehte sich um und schien erst jetzt den totenblassen, verirrten Jungen zu bemerken, der ihn beobachtete.
    »Komm näher ans Feuer, Junge. Ich tu dir nichts.«
    Das Gesicht des alten Mannes wies die Falten und den Schmutz von Jahrzehnten harter Arbeit und Sorgen auf. Es war vernarbt und von Runzeln durchzogen, sodass es fast wie eine zusammengeflickte Börse aussah. Die Hände waren von dicken Adern überzogen, die unter der Haut hin- und herwanderten, wenn er die geschwollenen Gelenke bewegte. Er war wie ein Reisender gekleidet, seine Kleider waren geflickt, und um seinen Hals war ein dunkelrotes Tuch geschlungen.
    »Was haben wir denn hier? Einen Schlammfisch! Die sind selten in dieser Gegend, aber es heißt, von einem wird man satt. Du könntest dir ein Bein abschneiden, davon werden wir beide satt. Ich würde die Blutung stillen, mein Junge, doch, doch, ich habe so manche Tricks auf Lager.«
    Bei dieser Vorstellung zogen sich riesige Augenbrauen interessiert nach oben. Die Augen glitzerten und der Mund öffnete sich und entblößte weiches Zahnfleisch, feucht und faltig. Der Mann klopfte seine Taschen ab, und auf den dunkelgelben Wänden, die nur von dem Feuer beleuchtet wurden, ahmten die Schatten seine Bewegungen zappelnd nach.
    »Halt still, Junge. Ich habe ein Messer mit einer Sägeklinge für dich …«
    Eine Hand wie rauer Stein presste sich über sein ganzes Gesicht, sie schien ihm plötzlich größer, als eine Hand eigentlich sein durfte.
    Der Atem des alten Mannes streifte sein Ohr und roch süßlich nach faulen Zähnen.
    Marcus erwachte würgend und schnappte verzweifelt nach Luft. Sein Magen war leer. Inzwischen war der Mond aufgegangen. Gaius stand immer noch neben ihm, das Gesicht knapp über dem schwarzen, glasigen Wasser. Sein Kopf tauchte immer wieder mit einem Nicken in die Dunkelheit ein.
    Es reichte. Wenn er die Wahl zwischen Aufgeben und Tod hatte, dann gab er eben auf und scherte sich nicht um die Folgen. Taktisch gesehen war das bestimmt die bessere Wahl. Manchmal war es besser, sich zurückzuziehen und seine Kräfte neu zu sammeln. Das war es, was der alte Mann ihnen hatte sagen wollen. Er wollte , dass sie aufgaben. Wahrscheinlich wartete er irgendwo ganz in der Nähe. Er wartete darauf, dass sie diese wichtigste aller Lektionen begriffen.
    Marcus konnte sich nicht mehr an den Traum erinnern, nur eine unbestimmte Angst, erstickt zu werden, war zurückgeblieben. Sein Körper schien seine gewohnte Form verloren zu haben und

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