Imperator 01 - Die Tore von Rom
Stimmung lustig machen, brach die Sonne genau in dem Augenblick, als sie das Forum betraten, aus dem Morgendunst hervor und ließ die Statuen und Tempel auf einer Seite golden aufleuchten. Vor sich erblickte Gaius die Stufen des Senatsgebäudes und leckte sich über die mit einem Mal trockenen Lippen, als in weiße Roben gekleidete Gestalten aus dem Inneren traten und sie erwarteten. Auf den Stufen zählte er vier von Sullas Legionären, die Hände an den Schwertern. Weitere würden schon unterwegs sein.
Hunderte von Menschen strömten aus allen Richtungen auf das Forum; aus den nahe gelegenen Straßen hallten spöttische Rufe. Alle Augen schauten auf Marius und seine Männer. Die Menge ließ eine Gasse zum Senat frei. Sie kannte das Ziel, ohne davon unterrichtet worden zu sein. Gaius biss die Zähne zusammen. So viele Menschen! Sie schienen keinerlei Angst oder Ehrfurcht zu kennen, zeigten auf diesen oder jenen, riefen, drängelten und schubsten sich gegenseitig, um besser sehen zu können. Allmählich bereute Gaius seine Bitte, die Soldaten begleiten zu dürfen.
Am Fuß der Stufen ließ Marius seine Männer halten und trat einen Schritt vor. Die Menge drängte näher, besetzte jeden freien Zentimeter. Die Luft roch nach Schweiß und scharf gewürztem Essen. Dreißig breite Stufen führten zu den Türen des Sitzungssaals hinauf. Neun Senatoren standen darauf.
Gaius erkannte das Gesicht Sullas, der auf der obersten Stufe stand. Er blickte Marius unverwandt und ausdruckslos an; sein Gesicht war wie eine Maske. Die Hände hielt er auf dem Rücken, als wolle er gleich einen Vortrag beginnen. Seine vier Legionäre hatten sich auf der untersten Stufe postiert, und Gaius sah, dass zumindest sie nervös darauf warteten, was als Nächstes passieren würde.
Wie auf ein Zeichen schwieg die immer noch anwachsende Menge plötzlich, nur hier und da wurde die Stille vom Murren und Fluchen derer unterbrochen, die um bessere Plätze kämpften.
»Ihr kennt mich alle«, brüllte Marius. Seine Stimme war in der Stille weithin zu hören. »Ich bin Marius, Legat, Konsul, Bürger. Hier, vor dem Senat, fordere ich mein Recht ein, einen Triumphzug abzuhalten, in Anerkennung der Eroberungen, die meine Legion in Afrika gemacht hat.«
Die Menge drängte näher heran. Vereinzelt flogen Fäuste, und schrille Schreie durchbrachen die Spannung des Augenblicks. Der Pöbel drückte gegen die Soldaten, und zwei von ihnen mussten die Arme heben und die Leute zurückdrängen, was noch mehr wütendes Geschrei zur Folge hatte. Gaius spürte die hässliche Stimmung der Menge. Sie hatten sich hier auf dem Forum versammelt wie zu einer Vorstellung im Zirkus, um Tod und Gewalt zu sehen und sich unterhalten zu lassen.
Er bemerkte, dass die anderen Senatoren auf eine Antwort von Sulla zu warten schienen. Als einziger anderer Konsul lag die Autorität der Stadt bei ihm.
Er stieg zwei Stufen herab, näher zu seinen Soldaten. Sein Gesicht war vor Zorn gerötet, aber seine Worte klangen besonnen.
»Das, was du tust, ist ungesetzlich. Sag deinen Männern, sie sollen sich zerstreuen. Komm herein, dann können wir darüber reden, wenn der Senat vollzählig zusammengetreten ist. Du kennst das Gesetz, Marius.«
Diejenigen in der Menge, die ihn verstehen konnten, jubelten, während andere Beschimpfungen johlten, in dem Wissen, durch die heftig hin- und herwogende Menschenmasse geschützt zu sein.
»Ich kenne das Gesetz! Ich weiß, dass ein Legat das Recht auf einen Triumphzug hat. Ich fordere mein Recht ein. Willst du es mir verweigern?« Auch Marius war einen Schritt vorgetreten, und die Menge wogte schiebend und stoßend mit ihm nach vorne, wobei sie auf die Stufen des Senats zwischen den beiden Männern vordrang.
»Vappa! Cunnus!« Sie schleuderten den Soldaten, die sie zurückhielten, unflätige Ausdrücke an den Kopf, und Marius drehte sich zu der ersten Reihe seiner halben Zenturie um. Seine Augen waren kalt und schwarz.
» Genug. Schafft Platz für euren Legaten!«, sagte er mit grimmiger Stimme.
Die vordersten zehn Männer zogen ihre Schwerter und streckten die ihnen am nächsten stehenden Menschen in der Menge nieder. Innerhalb von Sekunden strömte Blut aus aufgeschlitzten Leibern über die Marmorstufen. Sie hörten nicht auf, sondern töteten mit gefühlloser Konzentration weiter. Frauen und Männer fielen vor ihnen zu Boden. Ein Aufschrei ging durch die Menge, während sie zurückzuweichen versuchte, doch die hinten Stehenden konnten nicht
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