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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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sie brauchten nicht lange zu warten, bis sie sich öffnete.
    Eine ältere Frau funkelte den Wachtposten finster an. Ihre Haare waren fast grau und ihr Gesicht legte sich schnell in missbilligende Falten, ein Gesichtsausdruck, der bei ihr offensichtlich häufig zu sehen war.
    »Was willst du, Thomas? Lucilla schläft schon und ich habe dir schon einmal gesagt …«
    »Es geht nicht um mich. Dieser junge Mann ist Marius’ Neffe. Er hat heute ein Mädchen mitgebracht.«
    Das Verhalten der Frau änderte sich, als sie Gaius erblickte, der still und verzweifelt den Kopf schüttelte und sich fragte, wie viele Leute noch davon erfahren würden.
    »Alexandria, nicht wahr? Ein wunderschönes Mädchen. Mein Name ist Carla. Ich bringe dich zu ihrer Kammer. Die meisten Sklaven schlafen schon, also sei bitte leise.« Sie forderte Gaius mit einem Zeichen auf, ihr zu folgen, was er auch tat, Hals und Rücken steif vor Verlegenheit. Er spürte Thomas’ Blick im Rücken, ehe sich die Tür leise hinter ihm schloss.
    Dieser Teil von Marcus’ Haus war einfach, aber sauber. Von einem langen Korridor gingen viele Türen ab, und in regelmäßigen Abständen steckten kleine Kerzen in Haltern an der Wand. Nur wenige davon brannten, doch sie gaben genug Licht, damit Gaius sehen konnte, wohin er ging.
    Carla hatte ihre Stimme zu einem rauen Flüstern gesenkt.
    »Die meisten der Sklaven schlafen in mehreren Gemeinschaftsräumen, aber dein Mädchen hat eine von den Einzelkammern bekommen, die wir für Lieblingssklaven reservieren. Du hast doch gesagt, sie soll gut behandelt werden, nicht wahr?«
    Gaius errötete. Er hatte vergessen, welche Neugierde Alexandria und er bei Marius’ Sklaven wecken würde. Morgen früh würde jeder wissen, dass er sie in der Nacht besucht hatte.
    Sie bogen um eine letzte Ecke und Gaius erstarrte vor Überraschung. Die letzte Tür des Korridors stand offen und gegen das schwache Licht von drinnen sah er Alexandria stehen, wunderschön im flackernden Kerzenlicht. Sie allein hätte ihn schon den Atem anhalten lassen, doch es war jemand bei ihr, der im Schatten an der Wand lehnte.
    Carla schoss vor, und sie beide erkannten Marcus gleichzeitig. Er schien ebenso überrascht zu sein, sie zu sehen.
    »Wie bist du hier hereingekommen?«, wollte Carla mit gepresster Stimme wissen.
    Marcus blinzelte.
    »Ich habe mich durchs Haus geschlichen. Ich wollte nicht alle aufwecken«, erwiderte er.
    Gaius sah Alexandria an. Die Eifersucht schnürte ihm die Brust ein. Sie sah verärgert aus, doch das Funkeln in ihren Augen verstärkte nur ihr zersaustes Aussehen. Ihre Stimme klang schroff.
    »Wie ihr beide unschwer erkennen könnt, geht es mir gut, ich habe es hier recht angenehm. Sklaven müssen vor Tagesanbruch aufstehen, deshalb würde ich jetzt gerne schlafen gehen, falls ihr nicht auch noch Cabera oder Tubruk holen wollt.«
    Marcus und Gaius sahen sie überrascht an. Sie schien wirklich sehr wütend zu sein.
    »Nein? Dann gute Nacht.« Sie nickte ihnen mit zusammengepressten Lippen zu und schloss leise die Tür.
    Carla stand mit vor Überraschung weit geöffnetem Mund da. Sie wusste nicht, wie sie es anfangen sollte, sich zu entschuldigen.
    »Was machst du hier?«, verlangte Gaius mit leiser Stimme zu wissen.
    »Das Gleiche wie du. Ich dachte, sie wäre vielleicht einsam. Ich konnte ja nicht wissen, dass du daraus ein gesellschaftliches Ereignis machen würdest.«
    Überall im Korridor gingen Türen auf, und eine leise Frauenstimme rief: »Alles in Ordnung, Carla?«
    »Ja, meine Liebe. Vielen Dank«, zischte Carla zurück. »Hört mal. Sie ist zu Bett gegangen. Ich würde vorschlagen, dass ihr beide ihrem Beispiel folgt, ehe das ganze Haus zusammenläuft, um nachzusehen, was hier los ist.«
    Sie nickten mit mürrischen Gesichtern und gingen gemeinsam den Korridor wieder hinunter. Carla blieb zurück und presste eine Hand auf den Mund, um nicht loszulachen, ehe die beiden außer Hörweite waren. Fast wäre es ihr gelungen.
    Wie es Alexandria vorhergesagt hatte, erwachte Marius’ Haushalt zwei Stunden vor Tagesanbruch plötzlich zum Leben. Die Herde in der Küche wurden angefeuert, die Fenster geöffnet und Fackeln entlang der Wände aufgestellt, bis die Sonne aufging. Sklaven liefen emsig mit Tabletts voll Essen und Handtüchern für die Soldaten umher. Die Stille der dunklen Stunden wurde von rauem Gelächter und Rufen gestört. Gaius und Marcus wachten bei den ersten Geräuschen auf, Tubruk kurz nach ihnen. Cabera weigerte

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