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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die Politik in Rom aus. Vor ihm auf dem Tisch lag eine kleine Ledertasche. Isolde wusste, dass sie Dokumente enthielt, die etwas mit dem Zweck seiner Reise zu tun hatten – der Suche nach der Prophezeiung, wie er
sie nannte, die vor so langer Zeit verloren gegangen war.
    Isolde hatte das Gefühl, als wäre ihr Bauch schwerer denn je. Sie ließ sich auf einer der Liegen nieder. Die Lampen und Kerzen tauchten den Raum in ein recht freundliches Licht, und die Speisen – Fleisch, Brot und gedünstetes Gemüse – wärmten und waren genießbar, selbst wenn ihnen für Isoldes Geschmack ein wenig Würze fehlte.
    Diese Ecke des alten Getreidespeichers war auf zwei Seiten von unverputzten Mauern eingefasst, in die man Löcher geschlagen hatte, um Fenster einzusetzen. Es war ein Arbeitsraum, eine Art Schreibstube mit Schreibtischen, auf denen sich Schriftrollen und Tafeln häuften. In dem Durcheinander auf den Schreibtischen blitzten hier und dort christliche Symbole auf – ein Bronzefisch, ein chi-rho - Medaillon. Und die Papiere auf Tarchos Schreibtisch waren mit einer Steinfigur beschwert, einer liegenden Frau, die man blau angepinselt hatte, in der Farbe der Jungfrau Maria. Isolde erfuhr später, dass es eine viel ältere, von einem Soldaten gefertigte Statue war, die eine örtliche Göttin namens Coventina darstellte, von der man nur noch den Namen kannte; durch die Bemalung hatte man nun eine Muttergottes aus ihr gemacht.
    Doch trotz dieser Spuren von Zivilisation, von Religion und Kultur hatte der Ort etwas Brutales an sich, fand Isolde. Etwas Unzivilisiertes. An den Wänden hingen Rüstungen und Waffen neben den Köpfen von Tieren: Hirsche, ein Fuchs, ein Wolf. Sie sah sogar die
ausgebreiteten Schwingen eines Bussards, der offenbar dem Pfeil eines Soldaten zum Opfer gefallen war.
    Tarcho, dessen Messer an seinem Gurt glitzerten, schien hier in seinem Element zu sein. In Isoldes Augen wirkte er eher wie ein Barbar als wie ein Römer, und in seiner harten, berechnenden Miene lag etwas, das ihr nicht gefiel.
    Maria gab Tarcho das Stichwort: »Du und Nennius, ihr habt also denselben Großvater.«
    »Er hieß Audax«, sagte Tarcho, den Mund voller tropfendem Fleisch. »Er wurde als Sklave geboren, starb jedoch als Soldat. Er hat seinen Sohn Tarcho genannt, nach dem Soldaten, der ihn aufgenommen und sich um ihn gekümmert hat. Dieser Tarcho war mein Vater, und er hat mich nach sich selbst benannt.«
    »Ah ja«, sagte Nennius, »aber Audax stammte aus einer alten Familie, deren Angehörige nicht immer Sklaven gewesen waren. Er war offenkundig ein kluger Mann, und diese erbliche Intelligenz scheint er an seinen zweiten Sohn – meinen Vater – weitergegeben zu haben. Er hieß Thalius, nach einem anderen Gönner von Audax. Thalius ging nach Rom, wo ich und meine Tochter geboren wurden. Der alte Audax wäre bestimmt stolz gewesen, dich als Befehlshaber eines solchen Ortes zu sehen, Tarcho.«
    Tarcho zuckte die Achseln. »Vor zehn Jahren habe ich als Soldat im römischen Heer gedient. Dann kam die britannische Revolution. Bauernjungen im Aufruhr«, sagte er abschätzig. »Wir hatten keine Ahnung, was hier oben vor sich ging. Wir haben nur an unserem
Abschnitt des Walls den Frieden gewahrt. Aber es gab keinen Sold mehr …«
    Da der Sold ausgeblieben war, hatten einige der am Wall stationierten Soldaten ihre Posten verlassen. Manche hatten sich als Söldner verdingt, andere waren zu den Banditen und Räubern übergelaufen – und wieder andere, sagte Tarcho, seien mit ihrer Dienstakte im Gepäck nach Gallien gegangen, in der sehnsüchtigen Hoffnung, ihren ausstehenden Sold zu bekommen. Aber die meisten der Soldaten am Wall, die dort geboren und aufgewachsen waren, wo ihre Vorväter seit Generationen gedient hatten, waren an Ort und Stelle geblieben. Dies war ihre Heimat; wohin sollten sie gehen?
    »Als der Staub sich legte, haben wir neue Befehle vom Herzog bekommen.«
    »Vom Herzog?«, fragte Isolde.
    »Dem Herzog der britannischen Provinzen.« Der Militärkommandeur, der unter den Kaisern den Oberbefehl über den Wall und die nördlichen Kastelle hatte, die ihn sicherten. »Er bekam keine Befehle mehr von der Diözese, auch nicht vom Präfekten in Gallien oder vom Kaiser.«
    Unversehens von seiner Befehlskette befreit, übernahm der Herzog der britannischen Provinzen die Macht. Er befahl, dass die Soldaten weiterhin als Armeeeinheiten fungieren, die Bevölkerung schützen und die Ordnung aufrechterhalten sollten. Da

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