Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
oder immer noch mit ihr im Bett lag und sich in einer frühstündlichen Zusatznummer in den Kissen, in denen ich, Emma, ihn doch eigentlich zu verführen geplant hatte, wälzte.
Ich blinzelte perplex. Wo war der kleine bis mittelgroße Stich, der eine solche Annahme normalerweise hätte begleiten müssen? War ich wirklich von meiner Colin-Manie befreit? Was war ich doch für ein wankelmütiges Wesen! Sprang von einem Mann zum anderen…
Für einen kurzen Moment brandete Sturheit in mir auf. Wieso musste ich mich eigentlich immer mies fühlen, während jeder andere rücksichtslos seinen Interessen nachging? Wieso durfte ich mich nicht auch mal fallen lassen und mich austoben, mich mal in den einen und dann wieder in einen anderen Mann verknallen? Ich meine, es war ja auch nicht gerade so, dass Colin mir einen Anlass dafür gegeben hatte, zu denken, dass sich das weitere Warten auf ihn lohnte. Nein, er hatte sich stattdessen an keine unserer bisherigen Abmachungen gehalten und trotz meiner Ängste mit Anna geflirtet, was das Zeug hielt.
Und Anna – die hätte auch mehr Rücksicht auf mich nehmen können, schließlich wusste sie ja nicht genau, ob ich nicht doch auf Colin stand und immerhin war das unser gemeinsamer Urlaub. Sie hatte sich da reingedrängt! Also, wer waren hier die tatsächlichen Egomanen?
Tief in meinem Innern wusste ich, dass ich sehr ungerecht wurde, aber… Himmel! Es war einfach alles so verfahren… Was wollte ich eigentlich? Oder besser… wen ? Ohne mein temporäres Unbeweglichkeitsgelöbnis hätte ich den Kopf geschüttelt, weil ich nicht glauben konnte, dass ich mich das wirklich gerade fragte, denn ganz tief in meinem Herzen, wusste ich ganz genau , wen ich wollte. Den, der immer noch hinter mir lag.
Komischerweise war da nichts, kein Atmen, Schnarchen, keine Bewegungen. Man sagte, dass man die Nähe eines anderen spüren könne. Entweder war ich in dieser Hinsicht nicht sehr begabt oder Ben sendete nichts aus.
Aufgrund eines mittlerweile sehr dringenden Bedürfnisses versuchte ich, vorsichtig aufzustehen und mich mit viel Glück doch erst einmal in einen ansehnlichen Zustand zu bringen, bevor er aufwachte. Am liebsten wäre ich immer noch einfach rausgerannt – zumindest in eine Bettdecke gehüllt – aber das ging ja wohl schlecht. Was sollte Ben von mir denken? Auch, wenn ihm die letzte Nacht vielleicht ebenso unangenehm war wie mir – weil völlig ungeplant und ziemlich früh in unserer unausgereiften Beziehung – er schien eher der anständige Typ zu sein und ich wollte nicht Colin nacheifern, der oft genug erzählt hatte, wie er sich am nächsten Morgen aus dem Staub gemacht hatte.
Das eine oder andere Mal hatte ich auch eine seiner Eroberungen morgens bei uns zuhause getroffen und dann zu allem Eifersuchtsüberfluss auch noch gute Miene zum bösen Spiel machen und die Slipeinlagen-/Duschzeug-/Handtuchspenderin spielen müssen. Natürlich hätte ich nicht müssen , aber ich war nicht der Typ, der einfach so unfreundlich zu anderen war. Absichtlich etwas getan hatten diese Eroberungen mir ja nicht. Und selbst Colin auch nicht wirklich.
Als ich mich umdrehte, knisterte etwas unter meiner Schulter und ich zog erstaunt einen Zettel darunter hervor. Was auch immer es war, vielleicht konnte ich einen kleinen Witz darüber machen oder wir konnten gemeinsam ein irritiertes Lachen teilen, das vielleicht das Eis, das uns vermutlich umgeben würde, brechen konnte. Ich und… der gar nicht vorhandenen Ben, wie ich eine Sekunde später feststellen musste. Der, der etwas auf den Zettel unter meiner Schulter geschrieben hatte.
Musste los. Kühlschrank ist voll. Nimm dir, was du magst, und zieh die Tür einfach hinter dir zu, wenn du gehst.
Wow! Wenn das mal keine romantische Poesie war. Kein ‚ich fand’s schön mit dir‘ oder zumindest ein ‚sehen uns später, freu mich‘ oder dergleichen. Warum hatte er es nicht ganz bleiben lassen?
Mein Herz sank sofort mehrere Stockwerke tiefer und in meinem Bauch entstand ein ganz hohles Gefühl. Das hier war genau der Alptraum, vor dem sich jede Frau nach einer heißen Liebesnacht fürchtete – und das dumme war, dass es so überraschend kam. Ich hätte Ben ein solches Verhalten nie zugetraut. Er war bisher immer so einfühlsam und höflich gewesen… aber vielleicht hatte ich mich getäuscht und er mir nur etwas vorgespielt, um die freizügige Emma ins Bett zu kriegen.
GOTT! Ich schlug die Hände vor den Mund und versuchte, ganz ruhig zu
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