Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
Forderungen gestellt worden (Forderungen? Wie lächerlich ), aber das bedeutete noch lange nicht, dass er mich einfach ignorieren durfte.
Ich hätte aufstehen, ihn anschreien, ihn verfluchen, mit eiskalter Verachtung strafen, ihm tussimäßig meinen kalten Cappuccino ins Gesicht schütten können, aber ich saß einfach nur da und grinste angestrengt, während Anna einen Witz erzählte, und lachte kurz, als Ben lachte, weil es für mich das Zeichen war, dass wir bei der Pointe angekommen waren. Soweit schien dieser Lacher die einzige Gemeinsamkeit zu sein, die uns geblieben war. Mein Gott, war ich melodramatisch. So leid tat ich mir normalerweise nicht, aber ich hatte meine Angelegenheiten auch noch nie so gründlich versaut. Das und zwei Männer gleichzeitig, die mir deutlicher als deutlich zeigten, dass sie mich nicht wollten. Das tat einfach nur weh.
Wann war mein Leben eigentlich zu dieser Seifenoper geworden, die ich im Fernsehen sofort weggeschaltet hätte? Ich seufzte innerlich und sah verstohlen zu Ben hinüber, der sich ganz interessiert an seiner Kamera, die er immer dabei zu haben schien, zu schaffen machte. Als Anna sich kurz Richtung Toilette verabschiedete, nutzte er seine Chance und behauptete, er müsse noch etwas im Büro erledigen. Er besaß allerdings so viel Anstand, nicht sofort loszustürzen. Stattdessen druckste er herum, bis er die für uns beide so wichtigen und doch so ungewollten Worte ausstieß.
„Hast du heut vielleicht noch irgendwann Zeit? Ich denke, wir sollten dringend miteinander reden. Ungestört.“
Ich schluckte schwer. Das klang alles andere als gut. „Klar“, erwiderte ich knapp.
„Gut.“ Er sah erleichtert aus. „Ich ruf dich dann einfach heut Abend an, wenn ich mit der Arbeit fertig bin. Oder… vielleicht sehen wir uns im Hart ?“
„Okay.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln, dabei wollte ich ihn eigentlich packen, kräftig durchschütteln und ihn anschreien, ihm zu verstehen geben, dass sein Verhalten mich wahnsinnig machte und er sofort damit aufhören sollte. Doch ich rührte mich nicht. Lächelte nur weiterhin debil und ließ ihn mit seiner coolen Tour ungeschoren davonkommen.
Er lächelte zurück, winkte mir kurz zu und verschwand. Ich presste meine verschränkten Arme auf meinen Bauch und biss mir auf die Lippen. Ich würde nicht in aller Öffentlichkeit losflennen.
Bei ihrer Rückkehr an unseren Tisch bot Anna mir ungewollt das Argument zur Flucht, auf das ich mit meinem verkorksten Hirn nicht gekommen war. „Süße, wenn du gehen willst, dann ist das kein Problem. Ich versteh das. Manchmal fängt es halt ganz plötzlich an.“
Ich sah auf und sie verwirrt an.
„Wärmflasche auf Bauch und Rücken und ein Johanniskrauttee helfen bei mir immer Wunder. Leider ist meine neulich kaputt kaputtgegangen, sonst hätte ich dir meine Wohnung als Erholungslager angeboten.“
Die Wohnung, die ich noch nie gesehen hatte, wie ich nebenbei feststellte. Die Wohnung der besten Freundin, die ich bald nicht mehr haben würde.
„Emma, ich bin auch eine Frau und habe meine Tage“, grinste sie und klopfte mir auf die Schulter. „Na los, auf mit dir nach Hause und dann meldest du dich einfach, wenn es dir wieder besser geht, okay? Euch “, verbesserte sie sich. „Und wenn ihr was braucht, schickt uns einfach eine Nachricht und wir kommen nach der Arbeit vorbei, okay?“
Ich nickte und erhob mich sofort. Flucht war manchmal einfach das beste Mittel, um aus einer dummen Situation herauszukommen. In diesem Fall war es jedoch eher eine Flucht vor mir selbst und meinen eigenen Plänen, die ich nicht in die Tat umsetzen wollte und konnte. Um sein Leben endgültig zu ruinieren und dies zu überleben, musste man stark sein. Und Stärke war etwas, das ich momentan beim besten Willen nicht mehr aufbringen konnte.
Dramaqueen
W ie ich nach Hause gekommen war, wusste ich nicht mehr ganz genau, als ich die Tür unseres Apartments aufschloss und dann fast mechanisch wieder hinter mir zuzog. Ich stand völlig neben mir und mein Kummer lastete so schwer auf mir, dass ich das Gefühl hatte, tiefe Spuren in jedem erdenklichen Grund und Boden zu hinterlassen. Dabei fühlte ich mich innerlich eher hohl und leer. Zudem hatte ich hart damit zu kämpfen, nicht in Tränen auszubrechen und einen Heulkrampf zu bekommen, der sich gewaschen hatte.
Mein Leben war gegenwärtig nur noch schrecklich, meine Probleme unlösbar und meine negativen Gefühle so übermächtig, dass ich
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