Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
Liebesbeziehung zu ihrem Bruder den Todesstoß zu versetzen.
Sowohl Ben als auch Anna hatten Colin und mir die Nachricht zukommen lassen, dass sie gern unseren letzten Abend in London im Hart begießen wollten, und Colin war für diese Idee Feuer und Flamme gewesen.
„Das Schicksal will , dass alles geklärt wird, Em!“ hatte er sich gefreut und sofort zurückgeschrieben, dass wir kommen würden.
Bis eine halbe Stunde vor dem verabredeten Treffen war ich einigermaßen cool geblieben – dann hatte ich allerdings solches Muffensausen bekommen, dass ich nicht dazu in der Lage gewesen war, auch nur einen Schritt aus dem Apartment heraus zu machen.
Colin hatte sich sehr geärgert und war dann allein aufgebrochen. Er hatte mir eine Schonzeit von knapp einer Stunde versprochen. „Aber dann lasse ich die Bombe platzen, Em!“ hatte er gedroht. „Wenn du nicht kommst, kläre ich alles. Und du weißt, wie das aussieht!“
Das hatte geholfen. Ungefähr zwanzig Minuten später war ich aus dem Haus geeilt und hatte in derselben Zeit das Hart erreicht. Meine Beine waren weich wie Pudding, meine Hände schwitzig und mein Herz hämmerte viel zu schnell in meiner Brust, als ich mich durch das Gedränge am Eingang des Pubs schob und auf unseren Stammtisch zusteuerte. Ich hatte Glück. Es war nur Anna, die dort saß und mir sofort fröhlich winkte. Ich winkte zurück, straffte die Schultern und marschierte auf sie zu, dieses Mal wild entschlossen, ihr endlich die Wahrheit zu sagen.
„Schön, dass du doch noch kommst!“ begrüßte sie mich überschwänglich, stand auf und umarmte mich. „Colin meinte, du hättest auch noch obendrein Kopfschmerzen.“
„Die hab ich erfolgreich bekämpfen können“, winkte ich locker ab und ließ mich zusammen mit ihr am Tisch nieder. „Wo ist Colin denn?“
„Draußen im Biergarten. Er hat jemanden getroffen, den er kennt, und wollte ihm Gesellschaft beim Rauchen leisten.“
Ich nickte und versuchte, einen möglichst coolen Gesichtsausdruck aufzusetzen. „Und Ben?“
„Der kommt bald. Er musste noch ein paar Sachen erledigen, aber er wollte den letzten Abend mit euch natürlich nicht missen.“
Mein Magen zog sich zusammen, obwohl ich mich zur selben Zeit auch darüber freute, Ben gleich wiederzusehen. Was für ein Desaster meine momentane Gemütslage doch war!
„Schön“, sagte ich und lächelte viel zu verkrampft.
Annas Brauen bewegten sich aufeinander zu. Sie musterte mich gründlich und legte dann den Kopf schräg.
„Sag mal… läuft da was zwischen dir und meinem Bruder?“
Mein Herz machte einen kleinen Hopser und mir wurde heiß und kalt zur selben Zeit. „Was… wie…“ Ich brach ab. Dieses Gestammel half mir nun wirklich nicht weiter.
Annas Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. „Wusst ich’s doch! Mein Bruder hat sich nach unserem Treffen heute Nachmittag und den ganzen restlichen Tag so komisch verhalten – das macht er sonst nur, wenn er bis über beide Ohren verliebt ist.“
Verliebt. Sie hatte es gesagt und sie musste es ja wissen, schließlich war sie Bens Schwester. So gesellte sich zu meinem bunten Gefühlsmix auch noch tiefe Erleichterung und aufgeregte Freude hinzu. Colin schien tatsächlich richtig gelegen zu haben. Bens seltsames Verhalten war nicht darauf zurückzuführen, dass er nichts mehr von mir wollte, sondern hing eher damit zusammen, dass auch er sich in mich verliebt hatte. Meine Freude verwandelte sich in Euphorie, die sofort wieder von Anna ausgebremst wurde.
„Warte – ihr habt doch gestern zusammen gekocht…“ Sie riss die Augen auf und beugte sich dann über den Tisch zu mir hinüber. „Habt ihr etwa…?“
Das Blut schoss mir innerhalb von Sekunden ins Gesicht und ich senkte den Blick, nestelte peinlich berührt an der Serviette herum, die vor mir auf dem Tisch lag. „Ich… also… das…“
Warum zur Hölle waren da keine brauchbaren Worte mehr in meinem Gehirn? Ich musste mich doch verteidigen, Anna irgendwie erklären, dass ich nicht mit ihrem Bruder spielte und es durchaus ernst mit ihm meinte; dass ich normalerweise nicht nach so kurzer Zeit schon mit jemandem schlief und nicht die Schlampe war, für die sie mich jetzt hielt.
„Ich wollt es dir schon vorhin sagen“, brachte ich nur sehr leise und ziemlich kleinlaut hervor. Ich wagte es nicht, sie anzusehen, wollte mich nicht ihrem strengen Blick und der Entrüstung in ihren Augen stellen. „Aber dann war Ben dabei und es… es ging einfach
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