Imperium
Taxi zum Flughafen.
Sobald die Maschine in der Luft war, entwarf er einen 330
Artikel von fünfhundert Wörtern, den er mehrmals umschrieb, bis er ihn als gut genug für die Titelseite erachtete. Während des Zwischenaufenthalts in Los Angeles suchte Keith die nächste Telefonzelle auf und rief Bruce Kellys Büro an. Er wunderte sich, daß der Chefredakteur nicht an seinem
Schreibtisch saß. Kellys Stellvertreter versicherte Keith, daß noch genug Zeit sei, den Artikel in die neueste Ausgabe hereinzunehmen, ehe die Chronicle in Druck ging, und wies ihm rasch eine Stenotypistin zu. Während Townsend den Text diktierte, fragte er sich, wann Hacker und Kenwright ihn anrufen und anflehen würden, mit ihnen zu verhandeln.
Schließlich war er nun in die bisher konkurrenzlose, behagliche Ruhe ihres Rundfunkkartells eingebrochen.
Townsends Name wurde über Lautsprecher ausgerufen, und er mußte den ganzen Weg zurück zum Flugzeug rennen. Die Einstiegstür der Maschine wurde geschlossen, kaum daß er an Bord war. Wieder schlief er sofort ein, nachdem er sich gesetzt hatte, und erwachte erst, als der Flieger am nächsten Morgen in Sydney landete.
Während Townsend auf seinen Koffer wartete, rief er Clive Jervis an. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht aus dem Schlaf gerissen«, sagte er.
»Keineswegs, ich bin soeben in meinen Cut geschlüpft«, erwiderte der Anwalt.
Townsend wollte schon fragen, ob Clive zu einer Hochzeit wollte, doch im Moment interessierte ihn nur, ob Ampthill den Vertrag unterzeichnet hatte.
»Bevor Sie danach fragen, möchte ich Ihnen mitteilen«, kam Clive ihm zuvor, »daß Sie jetzt der stolze Eigentümer der Wollongong Times, des Grand Hotel Wollongong, zweier Kohlengruben und eines als 2 WW bekannten Rundfunksenders sind, den ein paar Hinterwäldler im tiefsten Süden sowie die Bewohner der Vororte Sydneys empfangen können.
Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da tun, Keith, denn ich weiß es 331
mit Sicherheit nicht.«
»Lesen Sie die Titelseite der heutigen Chronicle«, riet Townsend. »Das könnte Ihnen einen Hinweis geben.«
»Am Samstagmorgen lese ich nie Zeitung«, entgegnete
Clive. »Ich glaube, das kann ich mir wenigstens einen Tag in der Woche gönnen.«
»Aber heute ist Freitag«, entgegnete Townsend.
»In New York mag ja Freitag sein«, erwiderte Clive, »aber ich kann Ihnen versichern, hier in Sydney ist Samstag. Also, dann. Wir sehen uns in einer Stunde in der Kirche.«
»O Gott!« rief Townsend. Er ließ den Hörer fallen, raste ohne sein Gepäck aus der Zollabfertigung und sah einen sichtlich besorgten Sam neben dem Wagen stehen. Townsend schwang sich auf den Beifahrersitz. »Ich dachte, wir haben Freitag«, stieß er hervor.
»Nein, Sir, ich fürchte, wir haben Samstag. Und Ihre
Trauung soll in genau sechsundfünfzig Minuten stattfinden.«
»Aber dann bleibt mir ja nicht einmal genug Zeit, nach Hause zu fahren und mich umzuziehen!«
»Machen Sie sich deshalb keine Gedanken«, beruhigte ihn Sam. »Alles, was Sie brauchen, hat Heather auf dem Rücksitz hergerichtet.«
Keith verrenkte sich beinahe den Kopf, als er sich umdrehte.
Ordentlich ausgebreitet, lag die gesamte Kleidung auf der Rückbank, dazu goldene Manschettenknöpfe und eine rote Nelke. Keith schlüpfte rasch aus seinem Jackett und knöpfte sich das Hemd auf.
»Schaffen wir’s rechtzeitig?« fragte er.
»Wir dürften fünf Minuten, bevor es losgeht, bei St. Peter sein«, antwortete Sam, während Keith sein schmutziges Hemd hinten im Wagen auf den Boden warf. Sam machte eine Pause.
»Solange der Verkehr nicht stockt und alle Ampeln auf Grün stehen.«
»Warum sollte ich mir dann noch Sorgen machen?« Keith 332
zwängte den rechten Arm in den linken Ärmel eines gestärkten Hemdes.
»Sie werden feststellen, daß Heather und Bruce an alles gedacht haben«, versicherte ihm Sam.
Keith gelang es endlich, den Arm in den richtigen Ärmel zu kriegen; dann fragte er, ob Susan wisse, daß er eben erst zurückgekommen sei.
»Das glaube ich nicht«, antwortete Sam. »Die letzten Tage war sie bei ihrer Schwester in Kogarah. Von dort wird sie direkt zur Kirche gebracht. Sie hat heute morgen zweimal angerufen. Ich habe ihr gesagt, Sie wären unter der Dusche.«
»Ich könnte wirklich eine brauchen.«
»Ich hätte Susan anrufen müssen, wenn Sie nicht mit diesem Flug gekommen wären.«
»Das ist klar, Sam. Vielleicht sollten wir hoffen, daß die Braut die traditionellen paar Minuten zu spät kommt.« Keith lehnte sich
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