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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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aufhielt.
    Doch Armstrong brauchte nur noch wenige Minuten zu warten, bis der vertraute rote Lieferwagen um die Ecke bog und vor dem Bahnhofseingang anhielt. Armstrong huschte hinter eine große Säule und wartete, bis der Zeitungspacken aufs Pflaster klatschte und der Wagen dann in Richtung russischer Sektor weiterfuhr.
    Ein Mann kam aus dem Bahnhof und beugte sich über den Packen, um die Schnur aufzubinden. Armstrong ging zu ihm und blieb neben dem Mann stehen. Der Mann blickte auf, sah, wer da erschienen war, nickte Dick zu und reichte ihm das oberste Exemplar vom Packen.
    Sofort las Armstrong den Artikel auf der Titelseite, um sich 341
    zu vergewissern, daß nichts daran geändert worden war. Er lächelte zufrieden. Alles, einschließlich der Überschrift, war genauso, wie er es getippt hatte.

    BEKANNTER VERLEGER VOR DEM BANKROTT

    Julius Hahn, Direktor des bekannten Verlagshauses, das seinen Namen trägt, hat sich vergangenen Abend geweigert, eine öffentliche Erklärung über die Zukunft seines Unternehmens abzugeben, obwohl seine Druck- und Verlagshäuser unter zunehmendem wirtschaftlichen Druck stehen.
    Hahns bekannteste Tageszeitung, Der Berliner , ist seit fast einer Woche aus den Kiosken verschwunden. Noch mehr Zeit ist vergangen, seit einige seiner Wochen- und Monatszeit-schriften nicht mehr erschienen sind. Ein führender Grossist äußerte gestern abend: »Wir wissen im Augenblick nicht, ob Hahn überhaupt noch imstande ist, Zeitungen und Zeitschriften auf den Markt zu bringen und müssen deshalb über
    Alternativen nachdenken.«
    Herr Hahn, der den Tag mit seinen Anwälten und
    Finanzberatern verbrachte, konnte zu einer Stellungnahme nicht befragt werden. Ein Firmensprecher gab jedoch zu, daß Hahns Verlagsunternehmen seine für das kommende Jahr geplanten Ziele und Zahlen nicht erreichen würde. Als es am Abend schließlich gelang, mit Herrn Hahn Verbindung aufzunehmen, war er nicht bereit, sich über die Zukunft des Unternehmens zu äußern.

    Armstrong lächelte und blickte wieder auf die Uhr. Die zweite Auflage dürfte jetzt gerade aus den Pressen kommen, jedoch noch nicht gebündelt und für die zurückkehrenden Lieferwagen bereit. Dick schritt entschlossen in Richtung des Telegraf -
    Verlagshauses, wo er siebzehn Minuten später eintraf. Er marschierte hinein und brüllte mit größter Lautstärke, daß 342
    Herrn Schultz’ Stellvertreter sofort zu ihm kommen solle. Ein Mann, den Armstrong nicht einmal erkannt hätte, wenn er ihm auf der Straße begegnet wäre, eilte zu ihm.
    »Wer ist dafür verantwortlich?« donnerte Armstrong und schmetterte das Exemplar der ersten Ausgabe auf den
    Schreibtisch.
    »Sie, Sir«, antwortete der Redakteur erstaunt.
    »Was soll das heißen?« brüllte Armstrong. »Ich habe nichts damit zu tun!«
    »Aber der Artikel wurde uns direkt von Ihrem Büro
    geschickt, Sir!«
    »Nicht von mir!«
    »Aber der Mann sagte, Sie hätten ihm den Text persönlich übergeben, mit dem Auftrag ihn hierherzubringen.«
    »Was für ein Mann? Kennen Sie ihn?«
    »Nein, Sir, aber er hat mir versichert, daß er direkt von Ihrem Büro gekommen sei.«
    »Wie war er angezogen?«
    Der stellvertretende Chefredakteur überlegte. »Er trug einen grauen Straßenanzug, wenn ich mich recht entsinne, Sir«, antwortete er schließlich.
    »Aber jeder, der für mich arbeitet, müßte Uniform tragen«, fuhr Armstrong ihn an.
    »Ich weiß, Sir, aber…«
    »Hat er Ihnen seinen Namen genannt oder einen Ausweis gezeigt?«
    »Nein, Sir. Ich nahm an…«
    »Sie nahmen einfach an? Warum haben Sie nicht nach dem Telefon gegriffen und mich angerufen, um sich zu vergewissern, daß ich den Artikel genehmigt hatte?«
    »Es war mir nicht bewußt…«
    »Großer Gott, Mann. Ist Ihnen denn da nicht wenigstens in den Sinn gekommen, das Ding zu redigieren, nachdem Sie es gelesen hatten?«

    343
    »Niemand redigiert Ihre Arbeit, Sir«, entgegnete der stellvertretende Chefredakteur. »Sie wird sofort in die Druckerei gebracht.«
    »Sie schauen sich nicht mal an, um was es geht?«
    »Nein, Sir«, antwortete der Redakteur mit gesenktem Kopf.
    »Dann hat also niemand anders die Schuld?«
    »Nein, Sir.« Der Bedauernswerte zitterte nun am ganzen Leib.
    »Dann sind Sie gefeuert!« brüllte Armstrong und starrte finster auf ihn hinunter. »Ich will, daß Sie sofort verschwinden!
    Auf der Stelle, hören Sie!«
    Der stellvertretende Chefredakteur machte den Eindruck, als wollte er protestieren, doch Armstrong fuhr ihn an: »Wenn

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