Imperium
durch.«
»Selbstverständlich, Sir«, sagte der Hoteldirektor, und Townsend stürmte zum nächsten Fahrstuhl.
Auf dem Korridor kam er an einem seiner Verwaltungsleiter vorüber, der sich offensichtlich wunderte, daß sein Chef den Saal bei Sir James’ Vortrag verlassen hatte, wo er doch anschließend eine Dankesrede halten sollte.
Als Townsend seine Suite betrat, läutete bereits das Telefon.
Er war froh, daß E. B. nicht sehen konnte, wie nervös er war, als er den Hörer abhob.
»Keith Townsend«, meldete er sich.
»Die Bank von Zürich hat sich mit dem Plan einverstanden 701
erklärt.«
»Dem Himmel sei Dank!«
»Nicht so voreilig. Hören Sie erst mal an, zu welchem Preis.
Sie verlangen drei Punkte über dem regulären Zinssatz, und zwar für die gesamte Laufzeit von zehn Jahren. Das wird die Global weitere siebzehneinhalb Millionen kosten.«
»Und was haben Sie dazu gesagt?«
»Ich habe diese Bedingungen akzeptiert. Die Schweizer waren clever. Sie konnten sich denken, daß sie zu den letzten gehörten, an die ich mich wandte; deshalb konnte ich mir sämtliche Erläuterungen und Argumente sparen.«
Keith nahm sich Zeit, ehe er die nächste Frage stellte. »Wie sehen meine Überlebenschancen jetzt aus?«
»Immer noch nicht besser als fünfzig zu fünfzig. Also wetten Sie kein Geld darauf.«
»Ich habe ja gar kein Geld«, erwiderte Townsend. »Sogar meine Kreditkarten haben Sie mir weggenommen! Erinnern Sie sich?«
E. B. schwieg.
»Kann ich noch irgend etwas tun?«
»Ja. Wenn Sie heute abend Ihre Abschlußrede halten, sorgen Sie auf jeden Fall dafür, daß kein Zweifel daran aufkommt, daß Sie der Chef des erfolgreichsten Medienkonzerns der Welt sind. Erwähnen Sie mit keinem Wort, daß Sie vielleicht schon wenige Stunden später einen Antrag auf Liquidation stellen müssen.«
»Und wann werde ich erfahren, was denn nun zutrifft?«
»Irgendwann im Laufe des morgigen Tages, würde ich
sagen«, erwiderte E. B. »Ich rufe Sie sofort an, wenn ich mit Austin Pierson gesprochen habe.« Sie legte auf.
Armstrong wurde von Reg abgeholt und durch den Schnee-regen von Heathrow nach London gefahren. Er ärgerte sich auch jetzt wieder darüber, daß die zivile Flugbehörde ihm nicht 702
erlaubte, nach Einbruch der Dunkelheit seinen privaten Hubschrauber über dem Stadtgebiet zu benutzen. Im
Armstrong-Haus angelangt, fuhr Dick mit dem Aufzug direkt zum Penthouse, weckte seinen Koch und befahl ihm, eine Mahlzeit zuzubereiten. Dick ließ sich Zeit, als er eine heiße Dusche nahm, und begab sich dreißig Minuten später im Morgenrock und mit einer Zigarre zwischen den Lippen ins Eßzimmer.
Ein gehäufter Teller Kaviar stand bereit. Noch ehe Dick sich setzte, hatte er sich mit den Fingern bereits eine Handvoll in den Mund gestopft. Während er weiteraß, griff er nach seinem Ordnerkoffer und nahm ein Blatt Papier heraus, das er vor sich auf den Tisch legte. Sofort begann er – zwischen Kaviar und Champagner – die Tagesordnung für die morgige Vorstandssitzung zu studieren.
Nach einigen Minuten schob er die Unterlagen zur Seite.
Wenn er den ersten Punkt überstanden hatte – da war er ganz zuversichtlich –, würde er überzeugende Antworten auf alle Fragen haben, mit denen Sir Paul aufwarten konnte. Er schleppte sich ins Schlafzimmer, setzte sich, von mehreren Kissen gestützt, ins Bett und schaltete den Fernseher ein.
Nachdem er auf seiner Suche nach irgendeinem Programm, das ihn ablenken konnte, durch die Sender gezappt hatte, schlief er bei einem Laurel-und-Hardy-Film schließlich ein.
Townsend nahm das Manuskript seiner Rede vom Beistelltisch, verließ die Suite und ging zum Fahrstuhl. Im Parterre angelangt, schritt er rasch zum Konferenzzentrum.
Lange ehe er den Ballsaal erreichte, konnte er das entspannte Geplauder der wartenden Delegierten hören. Bei Keiths Eintreten verstummten die gut tausend leitenden Angestellten und erhoben sich von ihren Plätzen. Keith schritt durch den Mittelgang zur Bühne und legte sein Manuskript aufs Rednerpult; dann blickte er hinunter auf die Anwesenden 703
– eine Versammlung der fähigsten Männer und Frauen der Medienwelt, von denen manche bereits seit mehr als dreißig Jahren für ihn arbeiteten.
»Meine Damen und Herren, lassen Sie mich mit der
Feststellung beginnen, daß die Global gar nicht besser für die Herausforderungen des einundzwanzigsten Jahrhunderts ge-rüstet sein könnte. Wir besitzen derzeit die Mehrheit an einundvierzig Fernseh- und
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