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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Wange.
    Während er über den knirschenden Kies zum Haus des
    Direktors eilte, probte er seine Verteidigung gegen den bereits 90
    seit Tagen erwarteten Verweis. Er ging seine Strategie in Gedanken durch und wurde immer zuversichtlicher, daß er auf jede mögliche Vorhaltung des Direktors die passende Antwort finden würde. Pressefreiheit, Wahrung demokratischer
    Grundrechte, die Schrecken der Zensur – falls der Direktor ihn dann immer noch tadeln sollte, würde Keith ihn an die Rede erinnern, die er am Gründungstag vor den Eltern gehalten hatte. Damals hatte der Direktor Hitler verdammt – wegen genau jener Unterdrückungs- und Einschüchterungstaktik gegenüber der deutschen Presse. Die meisten dieser Argumente hatte Keith am elterlichen Frühstückstisch aufgeschnappt, nachdem sein Vater von Jalta zurückgekehrt war.
    Keith erreichte das Haus des Direktors, als die Glocke der Schulkapelle acht Uhr schlug. Ein Dienstmädchen öffnete auf sein Klopfen die Tür und begrüßte ihn höflich. »Guten Abend, Mr. Townsend.« Für Keith war es das erste Mal, daß jemand ihn mit »Mister« anredete. Das Dienstmädchen führte ihn direkt zum Arbeitszimmer des Direktors. Mr. Jessop blickte von seinem mit Papieren überladenen Schreibtisch auf.
    »Guten Abend, Townsend.« Er sprach ihn nicht beim
    Vornamen an, wie es bei Schülern des letzten Jahres normalerweise üblich war. Das konnte nur bedeuten, daß Keith sich in ziemlichen Schwierigkeiten befand.
    »Guten Abend, Sir«, antwortete er, und irgendwie gelang es ihm, dem »Sir« einen herablassenden Beiklang zu verleihen.
    »Bitte, nehmen Sie Platz.« Mr. Jessop deutete auf den Stuhl gegenüber seinem Schreibtisch.
    Keith staunte. Wenn man einen Platz angeboten bekam,
    bedeutete das für gewöhnlich, daß man sich nicht in Schwierigkeiten befand. Aber bestimmt würde der Direktor ihm nicht auch noch einen…
    »Möchten Sie einen Sherry, Townsend?«
    »Nein, danke«, antwortete Keith fassungslos. Normalerweise wurde nur dem Schulsprecher Sherry angeboten.

    91
    Ah! schoß es Keith plötzlich durch den Kopf. Bestechung.
    Gleich wird er mir sagen, daß es klüger wäre, in Zukunft meine natürliche Neigung zur Provokation zu zügeln, indem ich …
    bla, bla, bla. Na, darauf habe ich eine Antwort parat. Du kannst mich mal…
    »Mir ist natürlich klar, wieviel Arbeit erforderlich ist, sich für Oxford zu qualifizieren und obendrein noch die Schülerzeitung herauszugeben.«
    Aha. Auf diese Tour versucht er es. Er will, daß ich die Redaktion aufgebe. Niemals! Da müßte er mich schon von der Schule verweisen. Und wenn er das tut, geh’ ich eine Unter-grundzeitung heraus, die noch vor der offiziellen erscheint.
    »Dennoch hoffe ich, daß Sie die Zeit finden, eine weitere verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen.«
    Er will mich doch nicht etwa zum Vertrauensschüler
    machen? Ich kann’s einfach nicht glauben.
    »Es wird Sie vielleicht verwundern, Townsend, daß ich den Kricketpavillon für ungeeignet halte…«, fuhr der Direktor fort.
    Keith wurde puterrot.
    »Ungeeignet?« platzte er heraus.
    »Für die Mannschaft einer Schule, die einen so guten Ruf besitzt wie die unsere. Ich weiß, ich weiß – Sie haben sich in St. Andrews als Sportler nicht gerade hervorgetan, aber die Schulverwaltung hat beschlossen, daß wir in diesem Jahr bei unseren Spendenaufrufen die Notwendigkeit der Errichtung eines neuen Pavillons erwähnen sollten.«
    Von mir kannst du keine Hilfe erwarten, dachte Keith. Aber rede ruhig noch ein bißchen weiter, bevor ich dir eine Abfuhr erteile.
    »Übrigens habe ich eine erfreuliche Mitteilung für Sie. Ihre Mutter hat sich einverstanden erklärt, den Vorsitz des Spenden-komitees zu übernehmen.« Der Direktor machte eine Pause.
    »Deshalb hoffe ich, daß Sie es nicht ablehnen, als Vertreter der Schüler zu fungieren.«

    92
    Keith versuchte gar nicht erst zu antworten. Er wußte nur zu gut, daß es wenig Sinn hatte, den Alten unterbrechen zu wollen, wenn er erst mal in Fahrt war.
    »Und da Sie nicht die anstrengenden Verpflichtungen eines Vertrauensschülers haben und die Schule auch in keiner ihrer Mannschaften vertreten, dachte ich, es würde Sie vielleicht interessieren, sich dieser Herausforderung zu stellen…«
    Keith schwieg noch immer.
    »Der Spendenbetrag, an den die Verwaltung dachte, beläuft sich auf 5.000 Pfund. Sollte es Ihnen gelingen, diese zugegeben beachtliche Summe zu beschaffen, wäre ich bereit, das College, an dem Sie sich in

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