Imperium
Oxford beworben haben, sehr lobend über Ihre vorbildliche Handlungsweise zu informieren.«
Er hielt inne, um die Notizen zu überfliegen, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. »Worcester College, wenn ich mich recht entsinne. Falls ich Ihrer Bewerbung meine persönliche Empfehlung hinzufüge, würde sich dies sehr zu Ihren Gunsten auswirken, da bin ich ganz sicher.«
Und das, dachte Keith, von einem Mann, der jeden Sonntag selbstzufrieden die Stufen zur Kanzel hinaufsteigt, um gegen die Sünde der Bestechung zu wettern.
»Deshalb hoffe ich, Townsend, daß Sie sich meinen
Vorschlag ernsthaft durch den Kopf gehen lassen.«
Da ein Schweigen von mehr als drei Sekunden Dauer
einsetzte, ging Keith davon aus, daß der Direktor zum Ende gekommen war. Sein erster Impuls war, dem Alten zu sagen, er solle sich einen anderen Dummen suchen, der Geld für ihn zusammenbettelte – schon deshalb, weil Keith absolut kein Interesse an Kricket hatte und auch nicht daran, in Oxford zu studieren. Statt dessen wollte er sofort nach Schulabschluß zum Courier gehen, um dort eine Ausbildung zum Reporter zu durchlaufen. Doch im Augenblick mußte er sich noch damit abfinden, daß seine Mutter in dieser Angelegenheit am längeren Hebel saß. Wenn er allerdings bei der Aufnahme-93
prüfung absichtlich ein paar Böcke schoß und durchrasselte, konnte sie nichts dagegen tun.
Dennoch fielen Keith einige gute Gründe ein, dem Direktor den erbetenen Gefallen zu erweisen. Der Betrag war nicht übermäßig hoch, und falls es Keith gelang, die 5.000 Pfund für die Schule zu sammeln, würde ihm dies möglicherweise einige Türen öffnen, die man ihm bisher vor der Nase zugeschmettert hatte. Und da war auch seine Mutter: Sie würde viel Trost und Beschwichtigung brauchen, nachdem man ihn in Oxford nicht aufgenommen hatte.
»Es sieht Ihnen gar nicht ähnlich, so lange für eine
Entscheidung zu brauchen«, unterbrach der Direktor Keith’
Überlegungen.
»Ich bin gerade dabei, mir Ihren Vorschlag ernsthaft durch den Kopf gehen zu lassen«, entgegnete Keith gemessen. Er hatte nicht vor, den Alten glauben zu lassen, daß er soleicht zu kaufen wäre. Diesmal war es der Direktor, der schwieg. Keith zählte bis drei. »Ich werde auf Ihr Angebot zurückkommen, Sir, wenn es Ihnen recht ist«, sagte er dann und hoffte, sich wie ein Bankdirektor anzuhören, der zu einem Kunden sprach, welcher um einen Überziehungskredit ersuchte.
»Und wann wird das sein, Townsend?« fragte der Direktor leicht gereizt.
»In zwei bis drei Tagen, Sir. Spätestens.«
»Danke, Townsend.« Der Direktor erhob sich, um Keith zu verstehen zu geben, daß das Gespräch beendet sei. Keith wandte sich zum Gehen, doch bevor er die Tür erreichte, fügte der Direktor hinzu: »Sprechen Sie auf jeden Fall mit Ihrer Mutter, ehe Sie eine Entscheidung treffen.«
»Dein Vater möchte, daß ich den Schülervertreter für die jährliche Spendensammlung spiele«, sagte Keith, während er nach seiner Hose tastete.
»Was wollen sie denn diesmal auf die Beine stellen?« fragte 94
Penny, ohne den Blick von der Decke zu nehmen.
»Einen neuen Kricketpavillon.«
»Ich wüßte nicht, was an dem alten auszusetzen ist.«
»Es hat sich herumgesprochen, daß er für andere Zwecke mißbraucht wurde.«
»Ach, wirklich?« Sie zog an einem Hosenbein, und Keith blickte auf das nackte Mädchen hinunter. »Und was wirst du ihm antworten?«
»Daß ich es tun werde.«
»Warum? Es könnte dich deine ganze Freizeit kosten.«
»Ich weiß. Aber es wird ihn mir vom Hals halten, und es kann mir auf jeden Fall als eine Art Versicherungspolice dienen.«
»Versicherungspolice?«
»Ja, falls ich mal auf der Rennbahn gesehen werde – oder noch schlimmer…« Er starrte wieder auf Penny hinunter.
»… in intimer Vereinigung mit der Tochter des Direktors auf dem Mattenwagen?« Sie stemmte sich hoch und machte sich wieder daran, ihn abzuküssen.
»Haben wir noch Zeit dafür?« fragte er.
»Ach, sei doch nicht so ängstlich, Keith. Die Mannschaft ist heute in Wesley, und das Spiel dauert bestimmt bis um sechs.
Da kann sie gar nicht vor neun Uhr zurück sein. Also haben wir jede Menge Zeit.« Sie sank auf die Knie und knöpfte seine Hose auf.
»Es sei denn, es regnet«, gab Keith zu bedenken.
Penny war das erste Mädchen, mit dem Keith geschlafen hatte. Sie hatte ihn eines Abends verführt, als er eigentlich beim Konzert eines Gastorchesters zuhören sollte. Keith hätte nie gedacht, daß auf der
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