Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
werden Sie früher oder später unweigerlich vor der Frage stehen, welcher Seite Ihre Loyalität denn nun gehört, und falls die Briten – oder wir – herausfinden, daß Sie ein doppeltes Spiel treiben, wird man sich Ihrer entledigen, ohne die geringsten Gewissenbisse.«
    Armstrong spürte, wie sein Herz hämmerte.
    »Wie ich schon sagte«, fuhr der Major fort, »brauchen Sie sich nicht sofort zu entscheiden.« Er tippte auf den bräunlichen Umschlag. »Ich kann ohne weiteres noch einige Tage warten, bis ich Herrn Schultz die gute Nachricht mitteile.«

    »Ich habe erfreuliche Neuigkeiten für Sie, Dick«, sagte Colonel Oakshott, als Armstrong sich am nächsten Morgen im
    Hauptquartier bei ihm meldete. »Ihre Entlassung wurde befürwortet. Es gibt keinen Grund mehr, weshalb Sie nicht in spätestens einem Monat wieder in England sein könnten.«
    Der Colonel wunderte sich über Armstrongs keineswegs
    begeisterte Reaktion, führte es aber darauf zurück, daß der Captain momentan zu viele andere Dinge im Kopf hatte.
    »Allerdings wird Forsdyke nicht gerade erfreut sein, wenn er erfährt, daß Sie uns so bald nach Ihrer lohnenden Unterredung mit Major Tulpanow verlassen.«
    »Vielleicht sollte ich auch gar nicht so schnell von hier weg
    – jetzt, da ich eine Chance habe, Kontakte zum russischen Geheimdienst herzustellen.«
    »Das ist verdammt patriotisch von Ihnen, alter Junge«, lobte der Colonel. »Verbleiben wir doch so, daß ich bei der Bearbeitung Ihrer Entlassungspapiere keinen Druck mehr ausübe, bis Sie mir einen kleinen Wink geben, daß der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    Charlotte lag Dick immer noch in den Ohren, wann sie
    Berlin denn endlich verlassen könnten. An diesem Abend 252
    erklärte sie ihm, wieso es plötzlich sehr wichtig für sie geworden war. Als Dick die Neuigkeit hörte, sah er ein, daß er so rasch wie möglich Schluß mit den Ausflüchten machen mußte. An diesem Abend ging er nicht aus, sondern saß mit Charlotte in der Küche und erzählte ihr von seinen Plänen, sobald sie sich in England ein Zuhause geschaffen hatten.
    Am nächsten Vormittag fiel ihm ein guter Grund ein, den sowjetischen Sektor zu besuchen. Nach einigen nachdrücklichen Anweisungen von Forsdyke betrat Dick ein paar
    Minuten vor Mittag Tulpanows Büro.
    »Wie geht es Ihnen, Lubji?« fragte der russische
    Geheimdienst-Major. Armstrong nickte nur als Antwort. »Und was noch wichtiger ist, mein Freund – haben Sie sich
    entschieden, für welche Partei Sie das Spiel eröffnen werden?«
    Armstrong blickte ihn verwirrt an.
    »Um mit den Engländern zurechtzukommen, müssen Sie
    mit Kricket vertraut sein – ein Spiel, das erst anfängt, wenn eine Münze geworfen wurde. Können Sie sich etwas
    Dümmeres vorstellen, als der anderen Seite eine Chance zu geben? Aber haben Sie die Münze bereits geworfen, Lubji?
    Das muß ich mich immer wieder fragen. Und falls ja, werden Sie schlagen oder werfen?«
    »Bevor ich mich endgültig entscheide, möchte ich erst mit Frau Lauber sprechen«, entgegnete Armstrong.
    Der Major stiefelte mit geschürzten Lippen im Zimmer
    umher, als würde er sich Armstrongs Ersuchen ernsthaft durch den Kopf gehen lassen.
    »Es gibt da ein altes Sprichwort, das wohl nicht nur in England bekannt ist, Lubji: ›Wo ein Wille ist.. .‹«
    Armstrong blickte ihn verwirrt an.
    »Sie müssen noch etwas über die Engländer wissen: Ihre Wortspiele mögen sich witzig anhören, sie sind es aber nicht.
    Um die Wahrheit zu sagen, besitzen die Briten weder Humor noch Selbstironie. Und mögen sie noch so gern auf ihrem 253
    ›Fairplay‹ herumreiten – sie sind gnadenlos, wenn es darum geht, ihre Position zu verteidigen. Wenn Sie Frau Lauber besuchen wollen, Lubji, müssen wir nach Dresden fahren.«
    »Dresden?«
    »Ja. Frau Lauber befindet sich in der russischen Zone. Das ist von Vorteil für Sie. Aber ich halte es für besser, wenn wir sie nicht so schnell besuchen, zumindest noch nicht in den nächsten Tagen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie müssen noch viel über die Briten lernen, Lubji. Sie dürfen nicht glauben, daß Sie ihre Denkweise kennen, nur weil Sie ihre Sprache beherrschen. Die Briten lieben das Gewohnte.
    Wenn Sie morgen wiederkommen, werden sie mißtrauisch.
    Kommen Sie jedoch erst irgendwann nächste Woche wieder, denken sie sich nichts dabei.«
    »Na schön. Was soll ich ihnen sagen, wenn ich mich
    zurückmelde?«
    »Behaupten Sie, ich wäre diesmal ein wenig zugeknöpft gewesen, und Sie müßten sich

Weitere Kostenlose Bücher