Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
österreichischen Impfempfehlungen ist nun der Sanitätsrat – was angesichts der Machtfülle und Interessenkonflikte von Impfkommissionen anderswo eine gute Lösung ist und es ermöglicht, Impfungen wieder in den größeren Zusammenhang der Präventionsmedizin zu stellen. Im Bundesgesetz über den Obersten Sanitätsrat heißt es:
»Zur Beurteilung von Interessenkonflikten im Sinne des Abs. 1 sind von jedem Mitglied des Obersten Sanitätsrats insbesondere finanzielle Beziehungen zu Interessensverbänden und gewinnorientierten Unternehmungen auf dem Gebiet des Gesundheitswesens dem/der Bundesminister/in für Gesundheit und dem/der Präsidenten/in offenzulegen … Der/Die Bundesminister/in für Gesundheit hat bei Bekanntgabe von Interessenkonflikten zu entscheiden, 1. ob sich das betreffende Mitglied des Obersten Sanitätsrats bei einschlägigen Themen der Beratung oder der Abstimmung zu enthalten hat oder 2. er/sie das betreffende Mitglied abberuft.«
Die Information der Öffentlichkeit ist nicht vorgesehen. Das zeugt von einem seltsamen Demokratieverständnis, denn die Bürger hätten doch als Erste ein Recht darauf, über die diversen Aktivitäten der von ihnen gewählten und bezahlten Staatsdiener unterrichtet zu werden.
Legendär sind die Interessenkonflikte in den USA – einem Land, in dem der Marktradikalismus für den übermächtigen Einfluss der Industrie sorgt. Doch sogar dort gibt es Bestrebungen, den Einfluss der Industrie auf öffentliche Gremien zu verringern. Eine darauf hinarbeitende Kommission nannte es einen Mythos, dass die Offenlegung von Interessenkonflikten ausreiche, um die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit und das Patientenwohl zu wahren. Ärzte mit finanziellen Verbindungen zur Industrie sollten aus Kommissionen ausgeschlossen werden, die über die Erstattungsfähigkeit von Medikamenten beraten oder entscheiden (
DÄ
2007). Unter derartigen Bedingungen hätte die 17-köpfige deutsche Impfkommission lediglich noch drei Mitglieder.
Interessenkonflikte in der WHO
Auf internationaler Ebene ist die Weltgesundheitsorganisation WHO ein überzeugter Vertreter des Impfgedankens. Auch sie steht in sehr engem Kontakt mit der pharmazeutischen Industrie und lässt hochrangige Stellen sponsern oder von Pharmamitarbeitern besetzen ( BUKO 1999). Einer der einflussreichsten WHO -Berater in Sachen Grippeimpfung ist der niederländische Pharma-Lobbyist »Mr. Flu« Albert Osterhaus, der Gelder von zahlreichen Pharmafirmen erhielt, unter anderem von Novartis, Sanofi Pasteur und GlaxoSmithKline. Ein weiterer illustrer WHO -Impfexperte ist der finnische Professor Juhani Eskola. Für sein Forschungszentrum wurden ihm 2009, während der »Schweinegrippe«-Hysterie, vom Impfstoffhersteller GlaxoSmithKline 6,3 Millionen Euro überwiesen (
Times of India
2009). Der WHO -Grippeexperte Dr. Frederick Hayden aus Großbritannien war bis 2006 Berater des Pharmaherstellers MedImmune und forschte 2007 im Auftrag von Sanofi Pasteur, außerdem erhielt er Gelder von Roche, RW Johnson und SmithKline Beecham. Der Leiter des Grippeimpfprogramms der WHO , der deutsche Epidemiologe Klaus Stöhr, wechselte 2007 gleich direkt zum Grippeimpfstoff-Hersteller Novartis. Die Reihe ließe sich noch weiter fortsetzen (Information.dk 2009).
Mehr als ein Drittel des WHO -Budgets stammt von Pharmafirmen und privaten Stiftungen. Weitere Mittel erhält die WHO durch sogenannte »Public Private Partnerships« ( PPP ). Hier können private Geldgeber der WHO durch gezielte Finanzierungen ihren Stempel aufdrücken. Die für die weltweiten Impfprogramme zuständige »Global Alliance on Vaccines and Immunization« ( GAVI ), gegründet 1999, hat ein Finanzvolumen von über einer Milliarde US -Dollar, wobei der Hauptanteil von 750 Millionen US -Dollar von der Bill & Melinda Gates Foundation stammt, neben Millionenbeträgen der Rockefeller-Stiftung, des Pharmariesen Sanofi-Aventis und anderer Geldgeber.
Wie sich in den letzten Jahren gezeigt hat, laufen die Interessen der GAVI oft quer zu den Interessen der ärmsten Länder der Welt. Im Grunde war es nämlich Politik der WHO , den Anteil der Kinder zu vergrößern, die gegen Tetanus, Diphtherie, Polio, Keuchhusten, Masern und Tuberkulose geimpft sind; er liegt derzeit weltweit bei nur 74 Prozent. Seit der »Machtübernahme« durch die GAVI in den neunziger Jahren steht dagegen die Empfehlung teurer Impfstoffe im Mittelpunkt, die mehr Profit abwerfen als die alten Impfstoffe, die in
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