Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Beispiel die Frage nach möglichen Vorteilen einer durchgemachten Erkrankung im Gegensatz zu deren Verhinderung durch Impfung auswirkt … Diese notwendige Offenheit einer ständig fortschreitenden medizinischen Wissenschaft spiegelt sich insofern völlig berechtigt in der Entscheidungsfreiheit des Patienten wider, enthebt aber auch uns Ärzte nicht von der Pflicht, uns unser eigenes Urteil zu bilden und dieses zu verantworten« (Frommherz 2001).
Um juristische Fallstricke bei der Impfaufklärung zu vermeiden, sollten Ärzte und Eltern wissen:
Ärzte müssen in jedem Fall über alle Impfungen, die die STIKO empfiehlt (nach Auffassung der STIKO sogar über alle, die verfügbar sind), möglichst umfassend und daher am besten mit Merkblättern aufklären. Dazu gehört auch die Aufklärung über die Risiken, sollten sie auch noch so gering sein. Ohne dokumentierte Aufklärung läuft heute nichts mehr.
Ärzte müssen jedoch nicht gegen ihre eigene Überzeugung beraten. Empfehlenswert ist aber eine gute Begründung, wenn sie ein Impfvorgehen abweichend von der STIKO empfehlen.
Die Wahlfreiheit und individuelle Entscheidung des Patienten bzw. seiner Eltern stehen grundsätzlich nicht in Frage. Es ist daher selbstverständlich, dass Ärzte auch gegen ihre Überzeugung eine öffentlich empfohlene Impfung durchführen müssen, wenn die Eltern es wünschen.
Wünschen Eltern ein Abweichen von den öffentlichen Impfempfehlungen, so ist dem Arzt unbedingt zu empfehlen, dies zu dokumentieren und es sich möglichst schriftlich von den Eltern bestätigen zu lassen. Dabei reicht etwa folgender Wortlaut aus: »Ich bin über die Impfempfehlungen der STIKO aufgeklärt worden, möchte aber nicht, dass mein Kind (danach) geimpft wird« (Schirach 2008).
Die Impfstoffhersteller
Ähnlich wie auf anderen Märkten findet auch im Bereich der Impfstoffherstellung ein zunehmender Konzentrationsprozess statt. Gab es Anfang der siebziger Jahre noch über 25 Impfstoffhersteller, so werden die heutigen Impfstoffe im Wesentlichen von fünf international operierenden Pharmariesen produziert und vermarktet: Merck, Sanofi-Aventis, GlaxoSmithKline, Pfizer/Wyeth und Novartis. Impfstoffe machen bei diesen fünf Global Players zwar jeweils weniger als 10 Prozent des Umsatzes aus, jedoch gilt der Impfstoffmarkt als »Türöffner« für andere Pharmaprodukte und hat dadurch eine starke »Hebelwirkung«.
Zudem wächst der Impfmarkt deutlich schneller als das restliche Geschäftsfeld: Von 2005 bis 2009 haben die Umsätze um 23 Prozent pro Jahr zugelegt und sollen die nächsten Jahre noch mal jährlich um 10 Prozent wachsen (
Financial Times
vom 15. Oktober 2009). Wegen der teilweise niedrigen Entwicklungskosten und der geringen Marketingkosten – die übernimmt der Staat mit seinen Impfempfehlungen – liegen die Gewinnmargen bei bis zu 50 Prozent. Da die aufwendigen Produktionsanlagen für Impfstoffe in der Regel zu teuer sind für kleine Generikahersteller, gibt es auch nach Auslaufen des Patentschutzes kaum Konkurrenz durch billige Nachahmerpräparate.
Insgesamt ist also der Impfmarkt hochattraktiv, zumal in Zeiten, wo die Umsätze bei den konventionellen Medikamenten zurückgehen – wegen auslaufender Patente, fehlender Neuentwicklungen und kostendämpfender Eingriffe der Gesundheitsbehörden.
Kein Wunder also, dass die Pharmariesen nichts unversucht lassen, neue Impfmärkte zu erschließen. Wissenschaftler, Ärzte und Behörden sind die Zielgruppen dieser Bemühungen.
Pharmaindustrie und Forschung
Medizinische Forschung und ärztliche Fortbildung werden in erschreckendem Umfang von Pharmaherstellern beeinflusst und manipuliert. Die höchste Priorität haben hierbei die Zulassungsstudien, die für die Bewertung und Vermarktung von neuen Arzneimitteln entscheidend sind. Ausmaß und Folgen der dabei üblichen Manipulationen sind seit Jahren Gegenstand der medizinischen Forschung. Auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft hat sich mit dem Thema beschäftigt und eine Übersicht im
Deutschen Ärzteblatt
veröffentlicht, die für jeden im Internet abrufbar ist (Schott 2010).
Die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen zu Medikamenten und Impfstoffen werden von Forschern in enger Zusammenarbeit mit Pharmaunternehmen oder gleich in deren direktem Auftrag durchgeführt. Gelder der Industrie fließen zudem als »Drittmittel« an die medizinischen Fakultäten der Universitäten und ermöglichen dort die Anstellung von
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