Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Sitzungen der STIKO sind nicht öffentlich, und die Protokolle werden zwar auf Anforderung zugeschickt, jedoch vorher kostenpflichtig nach schützenswerten Daten durchforstet und geschwärzt.
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin DEGAM meint in einem Positionspapier:
»Übereilte Einführungen von Impfungen dürften zudem auch zu Spekulationen beigetragen haben, die STIKO sei in ihren Empfehlungen nicht allein von sachlich-wissenschaftlichen Interessen geleitet. Einige nachgewiesene Industrie-Verflechtungen von Mitgliedern der STIKO verstärkten diesen Eindruck« ( DEGAM 2009).
Nach einem Rechtsgutachten, das der Verfassungsrechtler Prof. Dr. Zuck für den Verband für Impfgeschädigte erstellt hat, verstößt der Staat mit den öffentlichen Impfempfehlungen gegen die ihm obliegenden grundrechtlichen Schutzpflichten. Die Verlautbarungen der STIKO seien »in verfassungswidriger Weise unvollständig«, denn eine Risikoabschätzung sei auf ihrer Grundlage weder für den Impfling noch für den Arzt möglich (Zuck 2011).
Die STIKO ist heute jedenfalls in ihrem Renommee stark angeschlagen, und bei seiner Amtsübernahme im April 2011 musste der neue STIKO -Vorsitzende Jan Leidel erklären: »Ich bitte die Skeptiker um einen Vertrauensvorschuss. Die STIKO ist sicher nicht dazu da, die Profite der Impfstoffhersteller zu steigern, sondern soll dazu beitragen, schwere Krankheiten und Todesfälle zu verhindern« (
Ärztezeitung
, 4.4.2011).
Der Verein »Ärzte für individuelle Impfentscheidung« fordert die Ablösung der STIKO durch eine neu zu schaffende Institution für Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung, die unabhängig von Interessen einzelner Gruppen wie der pharmazeutischen Industrie ist. Die Rolle, die Schutzimpfungen künftig spielen können, müsse in einem Gesundheitssystem, dessen Ressourcen begrenzt sind, ständig gegen andere Maßnahmen der Krankheitsvorbeugung abgewogen werden (Wuppertaler Manifest 2010, Text siehe Anhang).
Interessenkonflikte in Impfkommissionen anderswo
Interessenkonflikte bestehen nicht nur in der deutschen Impfkommission. In praktisch allen Ländern der Welt und bis in die Spitze der Weltgesundheitsorganisation hinein lässt sich nachweisen, dass Impfexperten finanziell von der Industrie »umarmt« werden.
Auch in Sachsen: Hier residiert die einzige regionale Impfkommission und Mutter aller Impfempfehlungen, die sächsische Impfkommission SIKO mit elf Mitgliedern. Eine Deklaration von Interessenkonflikten sucht man vergeblich, obwohl schon eine kurze Recherche im Internet Verbindungen zum Impfstoff-Multi GlaxoSmithKline ( GSK ) aufdeckt. In dessen Dresdner Niederlassung ist die Impfstoffproduktion angesiedelt, und böse Zungen behaupten, dass in dieser Ursuppe auch die sächsischen Impfempfehlungen gebraut werden. Wie der Zeitschrift des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte zu entnehmen ist, tritt der ehemalige Vorsitzende der SIKO schon mal bei einer Pressekonferenz des Konzerns auf ( BVKJ 2010b), SIKO -Mitglieder sprechen bei Impfveranstaltungen von GlaxoSmithKline, und Impfkurse der SIKO werden von dem Impfstoffhersteller gesponsert.
In der Schweiz müssen die Mitglieder der Kommission für Impffragen seit 2010 ihre Interessenkonflikte öffentlich machen, nachzulesen auf der Website des Bundesamts für Gesundheit. In der Kommission sitzt seit Jahren Ulrich Heininger, der auch der deutschen STIKO angehört und eigentlich keiner Sitzung mehr beiwohnen dürfte: »Er hat bereits von allen großen Impfstoffherstellern Honorare erhalten« (
SZ
2008). Die Präsidentin der Kommission, Claire Anne Siegrist, war nach Selbstauskunft an mehreren Studien beteiligt, die von großen Pharmaherstellern mitfinanziert wurden.
Österreich verfügt seit 2011 über kein beratendes Impfexpertengremium mehr: Die Mitglieder wurden nicht mehr für die nächste Amtsperiode eingeladen, und einige der bisher federführenden Impfexperten sind auch nicht mehr im neubestellten Obersten Sanitätsrat ( OSR ) vertreten – ein Umstand, der zu heftigen Spekulationen geführt hat. In den Medien war von einer »entmachteten Impflobby« die Rede (Springer Medizin 2011). Der Schaden dürfte nicht groß sein. So machte etwa Prof. Ingomar Mutz, bis dahin Vorsitzender des Impfausschusses, mit markigen Sprüchen über Impfskeptiker auf sich aufmerksam: »Was hier, auch von Ärzten, oft für ein absoluter Stuss verzapft wird, ist einmalig« (Profil 2006).
Zuständig für die
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