Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
epidemiologische Probleme werden nicht kommuniziert, um das Impfziel nicht zu gefährden.
Der Druck auf Ärzte und Bevölkerung gipfelt in den Beschlüssen des Deutschen Ärztetages 2006, die Pflichtimpfung gegen Masern einzuführen und berufsrechtliche Schritte gegen Ärzte einzuleiten, die sich »wiederholt gegen empfohlene Schutzimpfungen aussprechen«.
Die Masernimpfung
In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Masernimpfung seit den siebziger Jahren, die Masern-Mumps-Röteln-Impfung ( MMR ) seit 1980 empfohlen. In Deutschland sollen seit 2006 alle Kinder zusätzlich gegen Windpocken geimpft werden, gegebenenfalls in der Vierfachkombination MMRV . Empfohlener Impfbeginn ist das Alter von elf bis 14Monaten, bei Krippenkindern schon im zehnten Lebensmonat (in diesem Fall Zweitimpfung schon bald nach dem ersten Geburtstag). Die zweite Impfung soll frühestens vier Wochen nach der ersten erfolgen, wobei es keinen Maximalabstand gibt: Die STIKO empfiehlt das Alter von 15 bis 23 Monaten. In der Fachliteratur gibt es nach STIKO -Angaben keinen Hinweis auf die Schädlichkeit einer wiederholt verabreichten Masern-, Mumps- und Rötelnimpfung ( STIKO 1997).
Die seit 1972 gebräuchlichen Masernimpfstoffe bestehen aus abgeschwächten Lebendviren, die auf Bindegewebszellen von Hühnern angezüchtet werden. Sie enthalten außerdem Gelatine und Spuren des Antibiotikums Neomycin sowie je nach Präparat verschiedene weitere Hilfsstoffe.
In Deutschland und Österreich gibt es nur noch Dreifachimpfstoffe gegen Masern, Mumps und Röteln und Vierfachimpfstoffe zusätzlich gegen Windpocken. Der bisher zugelassene Masern-Einzelimpfstoff ist nicht mehr verfügbar. Ein identischer Einzelimpfstoff kann mit einem Rezept über jede Apotheke aus Frankreich importiert werden (Rouvax, Firma Sanofi). Für importierte Impfstoffe gibt es allerdings keine offizielle Zulassung und damit auch keine Haftung des Staates bei einem bleibenden Impfschaden.
In Österreich werden nach dem kostenlosen Kinderimpfkonzept nur die Kosten für MMR -Vax-Pro erstattet.
In der Schweiz zugelassen sind der Einzelimpfstoff Measles Vaccine, die Dreifachimpfstoffe MMR -Vax Pro und Priorix sowie die Vierfachimpfstoffe Priorix-Tetra und ProQuad.
Die Impfstoffpreise in Deutschland liegen mit 35 bis 50 Euro weit über dem europäischen Durchschnitt – in Spanien beispielsweise wird der MMR -Impfstoff von Sanofi zum Preis von 6 Euro abgegeben. Die Kombination MM (Masern-Mumps) ist in Europa nicht mehr verfügbar, ebenso wenig ein Mumps-Einzelimpfstoff.
Von schützenden Impfantikörpern wird ausgegangen, wenn die Masern-IgG-Konzentration im Blut mehr als 200 IE /l beträgt. Von vorrangiger Bedeutung für einen Impfschutz ist jedoch die zelluläre Immunität, die mit den üblichen Methoden nicht gemessen werden kann. So kann schon bei geringeren Antikörperspiegeln Immunität bestehen, während auch bei höheren Titern sogenannte »Durchbruchsinfektionen« auftreten können. Die zweite Impfung bietet eine zusätzliche Sicherheit vor einem Impfversagen.
Tritt sieben bis zwölf Tage nach der ersten Masernimpfung Fieber mit einem masernartigen Hautausschlag (»Impfmasern«) auf, ist von einem sicheren Impferfolg auszugehen. Man kann den Impferfolg auch mit einer Antikörperuntersuchung messen. Für das Erwachsenenalter sind in jedem Fall zwei Impfungen der robustere Schutz.
Als sogenannte »Inkubationsimpfung« kann die Masernimpfung einen Masernausbruch verhindern, wenn sie innerhalb von 72 Stunden nach Masernkontakt durchgeführt wird. Im Falle einer Masernepidemie können auch sogenannte »Riegelungsimpfungen« für Ungeimpfte angeordnet werden. Auf diese Weise soll die Weiterverbreitung der Erkrankung verhindert werden.
Seit 2010 ist auch die zweimalige Masernimpfung aller Erwachsenen empfohlen, die nach 1970 geboren sind und keine Masernimmunität besitzen. Die Masernimpfung darf jedoch nicht in der Schwangerschaft vorgenommen werden, und in den drei Monaten nach der Impfung sollte eine Frau auch nicht schwanger werden.
Die Impfung ist gefährlich für Personen, die allergisch gegen Gelatine oder Neomycin sind oder eine schwere Hühnereiallergie haben. Sie ist auch kontraindiziert bei angeborener oder erworbener Immunschwäche, bei Krebserkrankungen oder während einer Chemotherapie.
Die Wirksamkeit der Masernimpfung
Der Masernimpfstoff ist ohne Zweifel wirksam: Mit zunehmender »Durchimpfung« der Bevölkerung kommt es zu einer deutlichen
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