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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Masern-Antikörper, obwohl sie weder geimpft waren noch Masern hatten (Traut 2011).
    Eine ursächliche Behandlung der Masern gibt es nicht. Empfohlen werden in den Lehrbüchern Antibiotika bei bakteriellen Komplikationen, ansonsten symptomatische Maßnahmen wie Fiebersenkung – was aber gefährlich sein kann.
    In Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht für Masern eine namentliche Meldepflicht auch schon bei Krankheitsverdacht. In Deutschland dürfen Kontaktpersonen von Erkrankten 14Tage lang keine Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergarten, Schule etc.) besuchen – es sei denn, sie haben nachweislich Masern-Antikörper, sind geimpft oder lassen sich innerhalb von drei Tagen nach Masernkontakt impfen.
    Nicht jeder Fall von Masern wird gemeldet, und die Dunkelziffer des aktuellen Meldesystems ist unbekannt. Noch Ende der neunziger Jahre gab es in Deutschland mehrere zehntausend Krankheitsfälle pro Jahr. Seit 2003 werden hier jährlich zwischen 500 und 2200 Erkrankungen gemeldet, in Österreich und der Schweiz jeweils hundert bis mehrere hundert Fälle.
    Komplikationen der Masern
    Durch die zunehmende Akzeptanz der Masernimpfung ist das Erkrankungsalter in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. Hatten früher nahezu alle Kinder bis zum Kindergartenalter die Masern durchgemacht, so ist heute über die Hälfte aller Masernkranken mehr als 15Jahre alt. Auf der anderen Seite hat auch die Zahl Erkrankungen im ersten Lebensjahr zugenommen, weil mit dem Verschwinden der Masern der Nestschutz der Säuglinge schlechter geworden ist. Gerade Säuglinge, Jugendliche und Erwachsene zeigen in der Regel einen wesentlich schwereren Krankheitsverlauf als Kleinkinder.
    Mit der prozentualen Zunahme der Masern bei Säuglingen und Erwachsenen sind Komplikationen daher häufiger geworden. Die Rate der Krankenhauseinweisungen pro 100 Masernfälle lag Mitte der achtziger Jahre in Deutschland bei 4,2, Mitte der neunziger Jahre bei 11,4 und bei einem Masernausbruch in Nordrhein-Westfalen 2006 bei 13 (Windorfer 1999, EB 2006). Teilweise dürfte der Anstieg auch damit zusammenhängen, dass die Sicherheit im Umgang mit der Krankheit verlorengegangen ist.
    Typische Komplikationen der Masern sind Pseudokrupp, Ohren- und Lungenentzündung. Sie werden zum Teil durch das Virus selbst, zum Teil auch durch bakterielle Superinfektionen aufgrund einer vorübergehenden Immunschwäche verursacht. Die Masern-Lungenentzündung kann bedrohlich werden.
    Einer von 250 Masernerkrankten erleidet einen Fieberkrampf – doppelt so häufig, aber ebenso gutartig wie nach der Masernimpfung (Allerdist 1979). Gelegentlich kommt es zu Blutungen durch Blutplättchenzerfall (Thrombozytopenie). Auch das wird nach der Masernimpfung gelegentlich beobachtet.
    Die gefährliche Masern-Enzephalitis tritt in den ersten vier Lebensjahren bei einem von 15000 Masernfällen auf, meist innerhalb der ersten zwölf Tage nach Erscheinen des Ausschlags. Bei Fünf- bis Neunjährigen ist das Risiko 1:5500, bei über Zehnjährigen 1:2500 (Conybeare 1956, Gritz 1999). Der Verlauf dieser Komplikation ist im Kindesalter eher mild, bei Säuglingen, Jugendlichen und Erwachsenen jedoch oft bedrohlich. Nur bei 60 Prozent der Betroffenen heilt die Enzephalitis folgenlos aus, bei 25 Prozent hinterlässt sie Dauerschäden, 15 Prozent sterben (Schaad 1997).
    Erste Anzeichen der Masern-Enzephalitis sind Kopfschmerzen, Nackensteife, Schläfrigkeit und Erbrechen. Im weiteren Verlauf kann es zu Bewusstlosigkeit und Krampfanfällen kommen. Die Diagnose wird durch die Analyse des Rückenmarkswassers (Liquor) und eine Hirnstromableitung ( EEG ) gestellt. Die Therapiemöglichkeiten sind begrenzt, da es keine Medikamente gibt, die das Masernvirus abtöten.
    Todesfälle durch Masern
    Enzephalitis und Lungenentzündung können schlimmstenfalls auch zum Tode führen. Besonders gefährdet sind Säuglinge, chronisch kranke Kinder und Erwachsene. Mehr als jeder dritte Todesfall ereignet sich im ersten Lebensjahr. Die Sterblichkeit ist am geringsten im Alter zwischen einem und neun Jahren, also in dem Alter, in dem früher die Masern nahezu ausschließlich auftraten. Dies zeigt, dass die Menschheit im Laufe der Geschichte in ein gewisses Gleichgewicht mit dem Masernvirus gekommen war (Asaria 2006).
    Die Masernsterblichkeit ging von 1900 bis 1969 von 1:100 auf 1:5000 zurück (Nightingale 1999), bedingt durch zunehmenden Wohlstand und bessere medizinische Versorgung. Um die Jahrtausendwende lag sie bei

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