Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Geschlechts, die sich auch in der erhöhten Sterblichkeit von Mädchen nach einem Hochdosis-Masernimpfstoff zeigte (Shohat 2000).
Von einer Folge der Masernimpfung in der zweiten Generation berichteten Forscher der Universitäten in Kiel und Mainz: Die Säuglinge maserngeimpfter Mütter weisen heute nicht nur einen schlechten Nestschutz gegen Masern auf, sondern auch gegen ein Virus, das mit dem Masernvirus verwandt ist und im Säuglingsalter schwere Atemwegsinfektionen hervorrufen kann, das respiratorische Synzytial-Virus ( RSV ). In den Industrieländern nehmen schwere Bronchitiserkrankungen mit diesem Virus seit Mitte der neunziger Jahre dramatisch zu, während in Ländern mit niedrigen Masernimpfraten die Anfälligkeit für diese schweren Atemwegsinfekte auffallend gering ist (Weigl 2005).
Die folgenden Nebenwirkungen der Masernimpfstoffe finden wissenschaftliche Bestätigung oder werden als impfbedingt diskutiert.
Virusausscheidung
Das Masernimpfvirus kann bis zu zwei Wochen nach der Impfung über Speichel und Urin ausgeschieden werden (Miller 1987). Übertragungen auf Kontaktpersonen sind bisher nicht beschrieben worden ( RKI 2010). Dennoch ist in den zwei Wochen nach der Impfung Abstand zu Patienten mit Immunschwäche oder Chemotherapie ratsam.
Fieber und Impfmasern
Fieber über mehrere Tage tritt bei 5 bis 15 Prozent der Geimpften auf – meist zwischen dem siebten und zwölften Tag nach der Impfung. Bei 3 bis 5 Prozent kommt es sogar zu masernähnlichen Symptomen mit Fieber, Krankheitsgefühl, Durchfall und eventuell auch Hautausschlag. Die Symptome treten häufiger nach der MMR -Impfung auf als nach der Masernimpfung allein (Geier 2003).
Die Masernimpfung setzt ebenso wie die Masernerkrankung das Immunsystem vorübergehend auf Sparflamme. Gelegentlich gehen daher die Impfmasern in eine Ohren- oder sogar Lungenentzündung über, wahrscheinlich begünstigt durch Infekte, die zum Zeitpunkt der Impfung noch in der Inkubationszeit waren. Eine Impfung außerhalb der Infektsaison ist daher vorteilhaft.
Krampfanfälle
Innerhalb von sechs bis 14Tagen nach einer Masern- oder MMR -Impfung tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:500 ein Fieberkrampf auf (Miller 1989). Nach der Vierfachimpfung MMR -Windpocken ( MMRV ) ist das Krampfrisiko etwa doppelt so hoch, weshalb bei der ersten Impfung die MMR - und die Windpockenkomponente getrennt verabreicht werden sollen.
Die Gefahr, während einer Masernerkrankung einen Fieberkrampf zu erleiden, ist wesentlich größer. Fieberkrämpfe sind harmlose Ereignisse ohne Spätfolgen. Ein erhöhtes Risiko haben Kinder, die bereits früher einen Fieberkrampf erlitten oder in deren engerer Verwandtschaft Krampfanfälle vorkommen. Hierüber sollte vor der Masernimpfung aufgeklärt werden.
Selten einmal kann ein Krampfanfall auch erstes Symptom einer Impfenzephalitis sein (Ehrengut 1965).
Allergische Reaktionen und Allergiekrankheiten
Nach einer von 5000 Masernimpfungen werden schwerwiegende allergische Reaktionen beobachtet (Erlewyn-Lajeunesse 2008). Masern- und MMR -Impfstoffe enthalten geringe Mengen des Antibiotikums Neomycin und teilweise als Stabilisator Gelatine. Zudem enthalten sie Spuren von Hühnerembryozellen, auf denen das Impfvirus angezüchtet wird. Auf jede der Komponenten ist eine Allergie möglich – mit Reaktionen von harmloser Nesselsucht bis hin zu einem akuten Asthmaanfall oder einem lebensbedrohlichen allergischen Schock.
Früher wurde Hühnereiallergikern von der Masernimpfung abgeraten, da eine Kreuzallergie mit den Hühnerembryozellen aus den Viruskulturen möglich ist. Heute sind die Impfexperten optimistischer und werten eine Eiallergie nicht mehr als Gegenanzeige. Eine vorherige Hauttestung mit Hühnerei oder dem Impfstoff ist nicht mehr empfohlen, da diese eine allergische Reaktion sogar begünstigen kann (Knuf 2004). Wachsamkeit ist dennoch am Platz, wenn auf Hühnereigenuss schon schwere allergische Sofortreaktionen vorgekommen sind, oder wenn im Haut- oder Bluttest ein hochpositiver Befund auf Hühnerei erhoben wurde (Yavuz 2011).
Die Masernimpfung kann bleibende Allergien gegen Gelatine und kreuzreagierende Nahrungsmittel wie Ei, Kuhmilch oder Hühnerfleisch hervorrufen (Patja 2001).
Der Beitrag der MMR -Impfung zur Zunahme von Allergiekrankheiten ist umstritten. Die Impfviren können im Laborversuch menschliche Lymphozyten so »umschalten«, dass sie vermehrt Allergieantikörper produzieren (Imani 2001). Nach einer dänischen Studie
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