Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
siedelte in die USA über. Einige seiner Mitautoren und auch die Zeitschrift
Lancet
, die seine Arbeit veröffentlicht hatte, distanzierten sich von seinen Aussagen. Inzwischen wird ihm vorgeworfen, er habe von einer Anwaltskanzlei, die Schadenersatzklagen betroffener Familien koordinierte, große Summen für Beratungstätigkeiten und Gutachten erhalten (Kaulen 2007).
Zahlreiche Studien widersprachen Wakefields Theorie, unter anderem eine große dänische Untersuchung aus Krankenakten von 500000 Kindern (Madsen 2002) und ein Cochrane-Review (Demicheli 2005). Von der Mainstream-Medizin wird der Zusammenhang zwischen MMR -Impfung und Autismus eindeutig abgelehnt.
Falls es ein Restrisiko für Autismus gibt, so dürfte es nach heutigem Forschungsstand sehr gering sein. Will man dieses Risiko vermeiden, bleibt die Möglichkeit, die Masernimpfung bis ins Kindergartenalter hinauszuschieben oder in den ersten Lebensjahren statt des MMR -Impfstoffs den Masern-Einzelimpfstoff zu verwenden.
Todesfälle
Todesfälle nach der MMR -Impfung werden immer wieder gemeldet und sind nach den US -amerikanischen Kriterien eine gesicherte »Nebenwirkung«. Zu lebensbedrohlichen Ereignissen kommt es zum Beispiel aufgrund schwerer allergischer Reaktionen oder durch ungehemmte Virusausbreitung bei Personen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche ( CDC 1996). Dem Paul-Ehrlich-Institut wurden von 2001 bis 2008 14 Todesfälle nach einer Masernimpfung gemeldet. Vorausgegangen waren unter anderem hohes Fieber, Krampfanfälle, Enzephalitis und Herzmuskelentzündung.
Die gleichzeitige Verabreichung der Masernimpfung mit Mehrfachimpfstoffen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten führte in Westafrika zu einer deutlich erhöhten Sterblichkeit vor allem bei Mädchen (Aaby 2010).
Die Impfentscheidung
Wegen der zunehmenden Gefährdung von Risikogruppen (Säuglingen, Jugendlichen, Erwachsenen) ist die Masernimpfung zu einer ethischen Frage geworden. Es geht nicht mehr nur um den Schutz des eigenen Kindes, sondern auch um den seiner Umgebung. Die Unbedenklichkeit der MMR -Impfstoffe ist jedoch nicht gesichert. Welche alternativen Möglichkeiten gibt es? Wie kann die Impfentscheidung aussehen? Eltern, die ihrem Kind die Masernkrankheit ersparen wollen, haben folgende Möglichkeiten:
Impfung ab dem ersten Geburtstag,
Impfung um den dritten Geburtstag, also vor Eintritt in die Öffentlichkeit des Kindergartens: ein Kompromiss zwischen dem Schutz des frühkindlichen Immun- und Nervensystems und sozialer Verpflichtung,
Masernimpfung, wenn am Wohnort Masern auftreten (auf Pressemeldungen und Aushänge im Kindergarten achten!) – die Impfung wirkt sofort,
Inkubationsimpfung innerhalb von 72 Stunden nach Masernkontakt.
Eltern, die es für vorteilhaft halten, wenn ihr Kind die Masern durchmacht, können folgendermaßen vorgehen:
bei Masernerkrankung keine Fiebersenkung, sondern ganzheitliche Behandlung (gute Pflege, Phytotherapie, Homöopathie),
Masernimpfung mit spätestens zehn Jahren, wenn das Kind bis dahin keine Masern hatte.
Die Masern sind selten geworden, und die Wahrscheinlichkeit einer Infektion für die Ungeimpften ist stark gesunken. Die Frage, ob es zu verantworten ist, ein Kind bei einer »Masernparty« absichtlich zu infizieren, muss sich jeder selbst beantworten. Angesichts der zwar seltenen, aber möglichen Komplikationen rate ich davon ab.
Zusammenfassung
Die Masern sind eine hochfieberhafte Erkrankung, die bei Kindern in den allermeisten Fällen komplikationslos abheilt.
Die Masern können die Widerstandskraft gegen Infekte, Allergien und Krebs steigern.
Säuglinge, Jugendliche, Erwachsene und chronisch kranke Kinder haben ein erhöhtes Risiko für schwere Masernverläufe und lebensbedrohliche Komplikationen.
Die Impfung hat zu einem dramatischen Rückgang der Masern geführt.
Nachlassender Nestschutz und Impfversagen bringen Risikogruppen wie Säuglinge und Erwachsene in Gefahr. Die Masernimpfung hat daher heute vor allem einen sozialen Aspekt.
Die Impfung ist empfohlen ab dem zwölften Lebensmonat. Eine Alternative ist das aufmerksame Zuwarten bis zum dritten Geburtstag, einem weniger riskanten Impfzeitpunkt.
Mit der Geburt eines Kindes sollten alle anderen Kinder im Haushalt gegen Masern immun sein.
Zwei Impfungen – Mindestabstand vier Wochen – wirken sicherer und anhaltender als eine. Alternativ können nach der ersten Impfung die Masern-Antikörper überprüft werden.
Die Masernimpfung
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