Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
steigt durch die MMR -Impfung das Risiko für Neurodermitis bis zum fünfzehnten Lebensjahr um fast das Doppelte (Olesen 2003).
Im Verlauf einer schwedischen Studie stellte sich heraus, dass Kinder nach der MMR -Impfung vermehrt zu allergischem Schnupfen neigen (Flöistrup 2006). Dies steht im Widerspruch zu einer Untersuchung amerikanischer Wissenschaftler, die kein höheres Allergierisiko ergeben hatte (DeStefano 2002). Vielleicht ist letztlich das Verschwinden der Masernerkrankung entscheidender für die Zunahme allergischer Erkrankungen als der direkte Einfluss der Impfung (Rosenlund 2009).
Thrombozytopenische Purpura
Nach einer von 30000 Masernimpfungen kommt es zu Hautblutungen durch den Zerfall von Blutplättchen. MMR -Impfstoffe sind dafür ein höheres Risiko als Einzelimpfstoffe (Miller 2001, Okazaki 2011).
Die thrombozytopenische Purpura ist auch eine geläufige Komplikation der Masernerkrankung. Die Symptome sind punktförmige Haut- oder Schleimhautblutungen, schlimmstenfalls kommt es zu inneren Blutungen. Die meisten Betroffenen genesen innerhalb von sechs Monaten (Jonville-Béra 1996).
Ataxie
In der zweiten Woche nach der Impfung kommt es in Einzelfällen zu einer Beeinträchtigung der Kleinhirnfunktion, wahrscheinlich infolge einer minimal verlaufenden Hirnentzündung. Die Unsicherheit beim Gehen oder Greifen hält meist über mehrere Tage an. Nach einer dänischen Untersuchung tritt Ataxie nach einer von 12500 Masern- oder MMR -Impfungen auf (Plesner 2000).
Morbus Crohn
Der Morbus Crohn ist eine Autoimmunerkrankung des Darms mit chronischen Durchfällen, Bauchschmerzen und Gewichtsabnahme. Er hat in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen ( ESPED 1998). In Skandinavien haben sich die Erkrankungszahlen bei Kindern und Jugendlichen zwischen 1990 und 2001 verfünffacht (Hildebrand 2003).
Der Morbus Crohn wird immer wieder in Zusammenhang mit dem Masernvirus gebracht. Bei betroffenen Kindern findet man überzufällig oft Masernimpfviren in Darmgewebe und Blutzellen (Kawashima 2000).
Das Säuglingsalter scheint eine »verwundbare Phase« für das Entstehen des Morbus Crohn zu sein: Kinder, die im Mutterleib – über eine Masernerkrankung der Mutter – oder in den ersten Lebenswochen mit Masern infiziert wurden, haben ein erhöhtes Risiko, im späteren Leben an Morbus Crohn zu erkranken (Ekbom 1994). Manche Forscher vermuten, dass der immer weiter nach vorn verlegte Zeitpunkt der Masern-Lebendimpfung ebenfalls diese Gefahr mit sich bringen könnte (Thompson 1995).
Ein Cochrane-Review von 2005 hält den Zusammenhang zwischen MMR -Impfung und Morbus Crohn für unwahrscheinlich (Demicheli 2005). Die Autoren hatten in einer früheren Veröffentlichung jedoch einschränkend geäußert: »Das Design und die Auswertung der Ergebnisse von Sicherheitsstudien sowohl vor als auch nach der Vermarktung der MMR -Impfung sind größtenteils unzulänglich« (Jefferson 2003).
Neurologische Impfkomplikationen
In den vier Wochen nach der Masern- bzw. MMR -Impfung steigt die Wahrscheinlichkeit akuter neurologischer Erkrankungen. In den siebziger Jahren wurde für Nervenschäden eine Wahrscheinlichkeit von 1:2500 errechnet (Allerdist 1979).
Mehrere Fallberichte von Entzündungen des Sehnervs gehen aus der medizinischen Literatur hervor, teils mit bleibenden Sehstörungen (Marshall 1985, Stevenson 1996). Eine Meldung ging auch beim Paul-Ehrlich-Institut ein.
Weitere Einzelmeldungen zu neurologischen Komplikationen betreffen Lähmungen des Gesichtsnervs und der Augenmuskeln sowie Innenohrschwerhörigkeit – Letztere eventuell durch die Mumpskomponente der MMR -Impfung hervorgerufen.
Außerdem wurden dem Paul-Ehrlich-Institut von 2001 bis 2011 17 Fälle von Guillain-Barré-Syndrom und transverser Myelitis nach einer Masernimpfung gemeldet.
Enzephalitis
Die akute Hirnentzündung (Enzephalitis) ist eine sehr seltene Komplikation der Masernimpfung. Sie wird nicht durch das Impfvirus selbst hervorgerufen, sondern durch eine fehlgeleitete Abwehrreaktion des Körpers: ein Autoimmungeschehen, bei dem Nervenhüllen im Gehirn entzündlich zerstört werden. Die medizinisch exakte Diagnose lautet »akute demyelinisierende Enzephalomyelitis« oder » ADEM «.
Typischer Zeitraum des Auftretens dieser Komplikation ist der sechste bis fünfzehnte Tag nach der Impfung. In den USA werden bleibende Hirnschäden nach der Masernimpfung anerkannt und entschädigt, wenn die ersten Symptome innerhalb dieses Zeitraums
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