Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
beeinflussen.
Gefährlich ist ein Befall von Augen oder Ohren, denn er kann zu Erblindung bzw. Taubheit führen. Bei geschwächtem Immunsystem kann sich das Geschehen auf innere Organe ausbreiten und lebensgefährliche Komplikationen verursachen, zum Beispiel Entzündungen der Hirnhäute und des Gehirns (Meningitis oder Enzephalitis). Die Behandlung komplizierter Verläufe besteht aus der Gabe von virushemmenden Medikamenten und Schmerzmitteln.
Auch im Kindesalter kommt die Gürtelrose vor, besonders dann, wenn die Windpocken im ersten Lebensjahr durchgemacht worden sind. Der Verlauf ist in der Regel wesentlich milder als bei Erwachsenen.
Komplikationen der Windpocken
Erwachsene haben eine wesentlich höhere Neigung zu Windpockenkomplikationen als Kinder. Eine schwere Komplikation, die fast ausschließlich Erwachsene, und da etwa jeden dritten Erkrankten betrifft, ist die Windpocken-Pneumonie. Risikofaktoren sind Rauchen, chronische Atemwegserkrankungen, Immunschwäche und Schwangerschaft. Die Pneumonie beginnt am dritten bis fünften Krankheitstag. Ohne intensive Behandlung mit virushemmenden Medikamenten liegt die Sterblichkeit bei 10 Prozent.
Eine häufige Komplikation der Windpocken ist die Infektion des Bläschenausschlags durch Bakterien wie Streptokokken oder Staphylokokken.
Sehr selten kommt es zur meist gutartig verlaufenden Windpocken-Enzephalitis (Gehirnentzündung). Im Kindesalter liegt die Häufigkeit bei 1:60000 Windpockenfällen, im Erwachsenenalter bei 1:6000 (Schwarz 2000). Typische Beschwerden sind vorübergehende Gleichgewichtsstörungen durch Befall des Kleinhirns. Bei einer Erhebung im Jahr 1997 wurden unter geschätzten 700000 Windpockenerkrankungen in Deutschland 45 Fälle von Enzephalitis bei Kindern – meist Schulkindern – ermittelt. Bei nur zwei von ihnen blieben leichte Restschäden mit Muskelschwäche am Arm bzw. Auge (von Kries 2000).
Gelegentlich führen die Windpocken zu Hepatitis, Herzmuskelentzündung oder Gelenkentzündung. Sehr selten kommt es zu »hämorrhagischen Windpocken« mit Hautblutungen.
Zuverlässige Zahlen zu schwerwiegenden Komplikationen und Todesfällen bei Windpocken fehlen. Verblüffend ist, dass die offiziellen Zahlen zu Komplikationen wesentlich höher angesiedelt sind, seit die Windpockenimpfung für alle Kleinkinder empfohlen ist – als wolle man im Nachhinein die Impfempfehlung rechtfertigen.
So gab es nach der bundesweiten Erhebung 1997 keinen einzigen Todesfall durch Windpocken bei Kindern, und von 100000 erkrankten Kindern musste keines in ein Krankenhaus aufgenommen werden (Ziebold 2001). In der Todesursachenstatistik in Deutschland sind zwischen 1996 und 2000 nur vier Todesfälle durch Windpocken aufgelistet. Auch die amerikanischen Gesundheitsbehörden sprechen von »Einzelfällen« tödlicher Windpockenverläufe im Kindesalter ( CDC 2011). Nach den vorliegenden Zahlen liegt für Kinder das Sterblichkeitsrisiko durch Windpocken nicht über dem Risiko, dem ein gesundes Kind im gleichen Zeitraum durch einen tödlichen Unfall außer Haus ausgesetzt ist (nach Henter 2000 etwa 1:1,6 Millionen).
In den Jahren 2003 und 2004 dagegen sollen in Deutschland plötzlich mehr als tausend Kinder wegen Windpocken in Krankenhäuser aufgenommen worden und zehn daran verstorben sein (
EB
2005). Im Text der offiziellen Begründung der Impfempfehlung setzt die STIKO noch eins drauf und schreibt, die tatsächliche Zahl »könnte … bei jährlich 25–40 Todesfällen liegen« (
EB
2004). Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin pokert noch höher: Sie spricht von 40000 behandlungsbedürftigen Komplikationen durch Windpocken – eine absurd hohe Zahl, die aus einer industriefinanzierten Studie abgeschrieben wurde ( DGKJ 2005, Banz 2003).
Solche Aussagen sind ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie Komplikationen nach oben gerechnet werden, um riskante und nicht nachhaltige Impfempfehlungen zu begründen. Das
arznei-telegramm
nennt die Daten »fragwürdig« und merkt an, dass ein Teil der erwähnten »Komplikationen« zufällige Zweiterkrankungen und keine geläufigen Folgen der Windpocken sind (
AT
2004) – vielleicht waren sie teilweise sogar der eigentliche Grund für die Aufnahme ins Krankenhaus, und die Kinder hatten zufällig eben auch Windpocken.
Nur im Erwachsenenalter gibt es tatsächlich eine relevante Sterblichkeit durch Erkrankungen mit Windpockenviren. In der Todesursachenstatistik in Deutschland werden bis zu sechs solcher
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