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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Fälle pro Jahr verzeichnet (
AT
2004,

2007). Die Mehrzahl ist allerdings Folge der Gürtelrose bei kranken oder altersschwachen Personen (Gil 2004).
    Immungeschwächte Personen, etwa während einer Chemo- oder Cortisontherapie, können durch Windpocken gefährliche Blutgerinnungsstörungen mit Haut- und Schleimhautblutungen entwickeln (Purpura fulminans). Die Sterblichkeit bei dieser Komplikation beträgt bis zu 30 Prozent. Derartige Krankheitsverläufe werden immer wieder exemplarisch veröffentlicht, um den sozialen Charakter der Impfung zu betonen: Alle Kinder sollen geimpft werden, um solche Komplikationen zu verhindern.
    Eine sehr seltene Komplikation der Windpocken ist das Reye-Syndrom, eine lebensbedrohliche Systemerkrankung mit Krampfanfällen und Koma. Es wird bei Kindern durch die Behandlung der Windpocken mit Acetylsalicylsäure ( ASS , Aspirin) ausgelöst.
    Die schulmedizinische Therapie der Windpocken mit dem virushemmenden Medikament Aciclovir ist wegen der Nebenwirkungen risikoreich und birgt die Gefahr der Resistenzentwicklung gegen dieses bei Komplikationen wichtige Medikament. Zudem wären die Kosten bei der Behandlung aller Windpockenerkrankungen immens – für die USA wurden sie auf mindestens 128 Millionen Dollar pro Jahr geschätzt (Preblud 1986). Zu berücksichtigen ist auch, dass Aciclovir zu einer Substanzklasse zählt, die ins Erbgut eingreift und Chromosomenveränderungen hervorrufen kann.
    Die Vorteile der Windpocken
    Bei der Impfpromotion werden die positiven Auswirkungen der Krankheit, gegen die sich die jeweilige Impfung richtet, völlig übergangen. Windpocken senken signifikant das Risiko für allergische Erkrankungen wie Asthma oder Neurodermitis (Illi 2001, Silverberg 2009, 2010, 2011). Das Durchmachen der Windpocken vermittelt einen gewissen Schutz vor Diabetes, Knochen- und Hirntumoren (Wrensch 1997, Albonico 1998, ESPED 1998, Frentzel-Beyme 2004).
    Das Verschieben von Mumps, Röteln und Windpocken in höhere Altersgruppen, eine Folge der Massenimpfprogramme, vergrößert die Wahrscheinlichkeit, an multipler Sklerose zu erkranken (Kesselring 1990, Bachmann 1999). Der wiederholte Kontakt mit Windpocken schützt vor dem Ausbruch einer Gürtelrose im späteren Leben.
    Windpocken in der Schwangerschaft
    Erkrankt eine Schwangere an Windpocken, so wird das Virus auf den Fötus übertragen. Zwischen der dreizehnten und zwanzigsten Schwangerschaftswoche führt dies in etwa 2 Prozent der Fälle zum kongenitalen Varizellensyndrom mit Hirnschäden, Missbildungen und Augenschäden, in 30 bis 50 Prozent der Fälle sogar zum Fruchttod. Zwischen der 21. Woche und der Woche vor der Geburt ist die Gefahr für das Kind gering, es besteht aber ein beachtliches Komplikationsrisiko für die Schwangere.
    Bei einem Windpockenausbruch im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel empfehlen Infektiologen wegen der erhöhten Komplikationsgefahr die orale Gabe von Aciclovir innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftreten der ersten Bläschen. Im ersten Schwangerschaftsdrittel muss das Risiko des Medikaments für den Fötus gegen die Krankheitsrisiken abgewogen werden (Enders 2011).
    Ein erneute Bedrohung für das Kind bringt das Ende der Schwangerschaft mit sich: Erkrankt die Mutter fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Entbindung an Windpocken, dann wird das Kind über die Nabelschnur mit großen Virusmengen infiziert und macht nach der Geburt eine lebensbedrohliche Windpockenerkrankung durch. Durch die Behandlung der Mutter mit Windpocken-Immunglobulin und bei Ausbruch von Windpocken mit Aciclovir kann das Risiko für das Neugeborene deutlich verringert werden.
    Gürtelrose in der Schwangerschaft ist für den Fötus oder das Neugeborene keine Bedrohung. Auch bei Windpocken einer Schwangeren trotz vorheriger Impfung wurde bisher keine Fruchtschädigung bekannt (Enders 2011).
    Kann sich eine Schwangere nicht an eine Windpockenerkrankung erinnern, so ist bei der ersten Schwangerschaftsvorsorge die Überprüfung der VZV -Antikörper zu empfehlen. In Europa haben mehr als 95 Prozent aller gebärfähigen Frauen schützende Antikörper (Pandolfi 2009). Das wird sich allerdings durch die Impfung aller Kleinkinder ändern.
    Schwangere ohne VZV -Antikörper dürfen keiner Beschäftigung mit erhöhtem Erkrankungsrisiko nachgehen, etwa in der Kinderbetreuung.
    Nach Windpockenkontakt einer nicht immunen Schwangeren kann die Gabe von Immunglobulinen (Varicellon i. m. oder Varitect CP i. v.) innerhalb der

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