Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Meningoenzephalitis nach einem Zeckenbiss in einem Risikogebiet 1:5000 bis 1:50000, das Risiko bleibender Schäden ist mindestens zehnmal geringer und das eines Todesfalls hundertmal geringer (1:500000 bis 1:5 Millionen). In Deutschland wird jährlich durchschnittlich ein Todesfall registriert ( GBE 2007).
FSME bei Kindern
Bei Kindern und Jugendlichen verläuft die FSME -Krankheit nahezu ausnahmslos gutartig. »Schwere Krankheitsverläufe werden fast nur bei Erwachsenen beobachtet« ( RKI 2006). In einer Übersichtsarbeit, die im August 2004 im
Deutschen Ärzteblatt
veröffentlicht wurde, heißt es: »Die Prognose der FSME bei Kindern ist unter Berücksichtigung der eigenen Erhebungen und der in den letzten 30 Jahren publizierten Daten als günstig zu beurteilen« (Kaiser 2004). Unter 371 slowenischen Kindern mit nachgewiesener FSME kam es zu keinem einzigen schweren Verlauf mit bleibenden Schäden oder Todesfolge (Lesnicar 2003). Einzelfallberichte von Lähmungen, Epilepsie oder Verhaltensauffälligkeiten nach FSME bei Kindern liegen aus Österreich und Slowenien vor, wobei besonders die österreichischen Angaben wegen der Interessenkonflikte der dortigen Behörden mit Vorsicht zu genießen sind (Reimon 2007). Bei unter Sechsjährigen treten bleibende Schäden im Grunde nur dann auf, wenn unter dem anfänglichen Verdacht einer bakteriellen Meningitis eine Behandlung mit hochdosiertem Kortison durchgeführt wird ( DGN 2007).
Die FSME ist nicht identisch mit der Borreliose
Die FSME wird oft verwechselt mit der ebenfalls durch Zecken übertragenen Borreliose. Letztere ist eine bakterielle Infektion, die in ganz Europa verbreitet ist. Einer von 750 bis 1000 Zeckenstichen führt zur Erkrankung, erkennbar an einer sich allmählich, über Tage bis Wochen ringförmig ausbreitenden Hautrötung (Erythema migrans). Unbehandelt kann sie in seltenen Fällen zu Gelenk-, Herzmuskelentzündung und neurologischen Erkrankungen führen. Die Borreliose ist mit Antibiotika heilbar, in fast allen Fällen kommt es jedoch auch ohne Behandlung zur Spontanheilung. Das Risiko für Folgeerkrankungen wird nach Expertenmeinung weit überschätzt. Borreliose boomt als Modediagnose bei allen möglichen Beschwerden. Das rührt daher, dass bis zu 20 Prozent der Bevölkerung Antikörper aufweisen.
Im Jahr 1998 wurde in den USA ein Borrelioseimpfstoff zugelassen, der für Bewohner in Hochrisikogebieten empfohlen war. Er wurde 2002 wieder vom Markt genommen, nachdem mindestens 170 Fälle von rheumatischen Erkrankungen nach der Impfung gemeldet worden waren. Neue Impfstoffe sind schon »in der Pipeline«.
Vorbeugung und Behandlung von Zeckenstichen
In vielen Ratgebern ist zu lesen, man solle in FSME -Naturherden lange Hosen, Socken, festes Schuhwerk und eventuell Kopfbedeckung tragen. Bei Kindern ist das insbesondere im Sommer nicht sehr realistisch. Auch dürfte es für Eltern kaum durchführbar sein, ihre Kinder immer auf den Wanderwegen zu halten.
Einen gewissen Schutz vor Zeckenbefall verleihen Repellents. Laut Stiftung Warentest wirkt am besten Anti Brumm Naturel, ein Mittel auf Basis von Eukalyptusöl mit einer Wirkdauer von etwa drei Stunden. Befriedigende Wirkung zeigen: Quartett Anti Zecke Hautspray, Autan Active, Autan Family Care Zeckenschutz, Anti Brumm forte und das in Österreich erhältliche Hansaplast-Anti-Insekten-Spray ( SW 2008).
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Infektionsrisiko der FSME ähnlich wie das der Borreliose mit der Dauer der Blutmahlzeit der Zecke steigt (
DÄ
2003).
Das abendliches Absuchen und Entfernen aufgefundener Zecken verringert das Infektionsrisiko. Zecken sollen möglichst schonend, etwa mit einer Zeckenpinzette, mit den Fingernägeln von Daumen und Zeigefinger oder durch Abschaben mit einem Messer, entfernt werden. Eine weitere Möglichkeit ist das Erfrieren mit einem Vereisungsspray. Quetschen sollte vermieden werden, da dadurch vermehrt Krankheitserreger in die Blutbahn gepresst werden. Nach Entfernung der Zecke sollte man die Bissstelle desinfizieren.
Die FSME -Impfung
FSME -Impfstoffe enthalten abgetötete FSME -Viren, die auf Hühnerzellen angezüchtet wurden, außerdem Spuren von Antibiotika. Zugelassen sind Encepur Kinder (0,17) und Encepur Erwachsene (0,34) von Novartis und FSME -Immun Junior (0,06) und FSME -Immun Erwachsene (0,12) von Baxter (in Klammern jeweils der Aluminiumgehalt in Milligramm).
Die Impfung muss dreimal innerhalb eines Jahres erfolgen – Wiederholung
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