Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
nach ein bis drei und nach neun bis zwölf Monaten. Auffrischungen sollen laut Beipackzettel im Abstand von fünf Jahren erfolgen, bei über Sechzigjährigen schon nach drei Jahren. Die WHO empfiehlt für ältere Menschen ein Intervall von drei bis fünf Jahren, »solange keine eindeutigen Informationen verfügbar sind« ( WHO 2011). In der Schweiz sind Auffrischungsimpfungen alle zehn Jahre empfohlen.
Mit einer Schnellimmunisierung – zwei Impfungen im Abstand von zwei Wochen – kann innerhalb von vier Wochen ein Schutz aufgebaut werden. Dieses Schema mit einer abschließenden dritten Impfung nach einem Jahr wird von verschiedenen Impfexperten empfohlen (Kaiser 2004, Schondorf 2007) und deckt sich nicht mit den Empfehlungen der Hersteller. Auch viele Jahre nach der Grundimmunisierung kann eine einzige Auffrischungsimpfung den Schutz wiederherstellen (Bößenecker 2007).
Die FSME -Impfung bietet mehr als 95 Prozent der Geimpften einen Schutz. Sehr wahrscheinlich schützt sie auch vor den asiatischen Formen der Zecken-Enzephalitis ( WHO 2011). In den Wochen nach einem Zeckenbiss ist die Impfung kontraindiziert, da sie den Krankheitsverlauf verstärken könnte ( WHO 2011).
Die Bestimmung der FSME -Antikörper erübrigt sich: Ihr Auftreten ist kein Beleg für die Schutzwirkung der Impfung. Immer wieder werden auch FSME -Erkrankungen bei vollständig Geimpften beobachtet (Stiasny 2009, WHO 2011).
Die Impfempfehlungen
Die deutsche STIKO empfiehlt die FSME -Schutzimpfung für Personen, die in Risikogebieten wohnen oder arbeiten und für die das Risiko eines Zeckenstichs besteht. In Deutschland ist etwa ein Viertel der Personen geimpft, die in als Risikogebiet eingestuften Landkreisen wohnen.
Da mehr als 15 Prozent der FSME -Erkrankten ihre Infektion außerhalb ihres Heimatkreises erwerben, schließt die STIKO in ihre Empfehlung auch Personen ein, die sich aus anderen Gründen in Risikogebieten aufhalten:
»Bürger, die sich in ihrer Freizeit in Risikogebieten aufhalten und dort verhaltensbedingt das Risiko eines Zeckenstiches tragen, haben ein erhöhtes Infektionsrisiko und sollten sich deshalb gegen FSME impfen lassen. Auch Urlauber aus anderen Bundesländern, die sich vorübergehend in den Risikogebieten, zum Beispiel in Baden-Württemberg oder Bayern, aufhalten, können ein entsprechendes Infektionsrisiko tragen, das durch eine zeitgerechte Schutzimpfung minimiert werden kann« (
EB
2011).
Bedenkt man, wie kurz Urlauber einem Risiko ausgesetzt sind, so müsste eher formuliert werden: Ihr Risiko kann modifiziert werden von nahe null (Erkrankungsrisiko) zu nahe null (Impfrisiko). Um an FSME zu erkranken, müsste ein Tourist durchschnittlich 10000 Monate Wanderurlaub in einem Hochrisikogebiet machen (Süß 2008).
Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit empfiehlt die Impfung allen Erwachsenen und Kindern, die in einem Endemiegebiet wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten. »Bei Kindern unter sechs Jahren ist eine Impfung im Allgemeinen nicht angezeigt, da schwere Erkrankungen in dieser Altersgruppe selten sind« ( BAG 2011). Etwas weniger als 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben mindestens drei FSME -Impfungen erhalten. Auffrischungsimpfungen sind in der Schweiz nur noch alle zehn Jahre empfohlen, »da die Notwendigkeit von häufigeren Auffrischungsimpfungen nicht belegt ist«.
In Österreich ist die Impfung für alle empfohlen, die »in Endemiegebieten leben«. Die Krankenkassen gewähren einen Kostenzuschuss. Die Impfstoffhersteller führen schon seit Jahren eine äußerst intensive Impfkampagne durch, wodurch die Impfung inzwischen nahezu nationalen Pflichtcharakter hat. Sie gehört zu Österreich »wie Mozartkugeln und Hofreitschule« (Reimon 2007). Kinder dürfen beispielsweise ohne FSME -Impfung nicht ins Schullandheim mitfahren, und Impfkritiker werden öffentlich verunglimpft: »Unqualifizierte Äußerungen von Personen, die von der Impfung wenig bis gar nichts verstehen, haben das Image der FSME -Impfung in der Bevölkerung angekratzt« (Wiedermann o.J.). Als österreichische Ärzte die Notwendigkeit einer Auffrischungsimpfung alle drei Jahre anzweifelten und dem früheren Impfstoffhersteller Immuno unterstellten, er wollte dadurch seinen Profit erhöhen, wurden sie von Immuno für den Fall, dass einer ihrer Patienten an FSME erkrankt, mit haftungsrechtlichen Konsequenzen bedroht (Mayrhofer 1997).
Die ARGE Gesundheitsvorsorge, die die österreichische Impfkampagne koordiniert, wird
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