Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Risikogebiet eingestuft werden« (
EB
2007).
Die Nebenwirkungen der FSME -Impfung
FSME -Impfstoffe wurden in der Vergangenheit wegen schlechter Verträglichkeit wiederholt vom Markt genommen – zuletzt der Impfstoff TicoVac im März 2001. Ursache war eine erdrückende Zahl von Störwirkungen, unter anderem Fieberkrämpfe und grippeartige Erkrankungen. Das Paul-Ehrlich-Institut und die europäische Zulassungsstelle EMA hatten erst sehr spät auf die Meldungen reagiert, was das
arznei-telegramm
zu dem Kommentar veranlasste, hier werde zwischen den Behörden und der Industrie »gekungelt« (
AT
2001).
Nach Zulassung des aktuell verwendeten FSME -Impfstoffs Encepur Kinder gab das Paul-Ehrlich-Institut folgende begeisterte Stellungnahme im Stil einer Werbebroschüre ab:
»Auch wenn FSME -Virusinfektionen bei Kindern, insbesondere bei denen unter drei Jahren, in der Regel ohne Folgen ausheilen, gilt auch hier der Grundsatz, dass eine Infektionskrankheit verhindert werden sollte, wenn die Möglichkeit dazu besteht. Voraussetzung dafür ist ein gut verträglicher Impfstoff. Ein solcher steht mit Encepur Kinder zur Verfügung. Bei diesem Impfstoff ist der Nutzen, nämlich möglicherweise schwere Befindlichkeitsstörungen nach einer Infektion mit dem FSME -Virus zu verhindern, größer einzuschätzen als das mögliche Risiko, nach der Impfung Fieber in einem Bereich von 38 °C bis 39 °C zu entwickeln. Auch wenn FSME -Erkrankungen bei Kindern in Deutschland eine Seltenheit sind, ist es positiv einzuschätzen, dass nun wieder ein Kinderimpfstoff gegen diese Krankheit zur Verfügung steht, da ein FSME -Impfstoff für Kinder insbesondere von Eltern nachgefragt wird, die mit ihren Kindern einen Urlaubsaufenthalt in Österreich planen, was insgesamt als Hochrisikogebiet eingestuft ist« ( PEI 2003).
Das Nebenwirkungsrisiko der FSME -Impfstoffe kommt in dieser Stellungnahme nicht vor, auch nicht in den Veröffentlichungen der WHO ( WHO 2011) – und schon gar nicht in den offiziellen österreichischen Publikationen. Obwohl FSME -Impfstoffe innerhalb Deutschlands eine untergeordnete Rolle spielen, nehmen sie mit 13 Prozent aller Meldungen möglicher Impfnebenwirkungen an das Paul-Ehrlich-Institut einen der vorderen Ränge ein. Für Encepur und FSME -Immun wurden von 2001 bis 2010 852 bzw. 809 Störwirkungen gemeldet, darunter auch schwere neurologische Erkrankungen wie Lähmungen, Ertaubung oder multiple Sklerose. Etwa ein Drittel der Meldungen betrafen Kinder, unter anderem wegen Krampfanfällen, Koordinationsstörungen, Nervenlähmungen, Meningitis und Enzephalitis.
Die Datenbank des
arznei-telegramms
veröffentlichte bis zum April 2010 insgesamt 509 Berichte zu Nebenwirkungen nach FSME -Impfungen, darunter zahlreiche neurologische und auch lebensbedrohliche Reaktionen.
Lokal- und Allgemeinreaktionen
Eine bekannte und häufige Nebenwirkung der FSME -Impfung sind Schmerzen und Schwellungen an der Impfstelle. Nach Encepur Kinder geben 32 Prozent solche Lokalbeschwerden an (
AT
2002). Fieber tritt in den ersten Lebensjahren bei 23 Prozent, ab dem dritten Lebensjahr bei 7 Prozent auf (GfV 2007). Bei hohem Fieber kann es gelegentlich auch zu einem Fieberkrampf kommen.
Häufig werden Kopfschmerzen mit Schwindel, Übelkeit oder Sehstörungen berichtet. Weitere Allgemeinsymptome sind Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Erbrechen, Durchfall und Muskel- oder Gelenkschmerzen.
Allergische Reaktionen
Durch den Gehalt an Aluminiumhydroxid und Antibiotika können allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Asthma oder allergischer Schock auftreten. Hühnereiallergiker können auch auf das Hühnerprotein aus den Zellkulturen reagieren und sollten nur unter sorgfältiger Überwachung und Möglichkeit der Schockbekämpfung geimpft werden.
Kinder sind eher von allergischen Zwischenfällen bedroht. Der Kinderimpfstoff Encepur K war 1997 wegen allergischer Nebenwirkungen vom Markt genommen worden (
AT
1998). Auch nach Impfungen mit Encepur Kinder werden allergische Reaktionen bis hin zum Blutdruckabfall beobachtet (
AT
2002). Die Firma empfiehlt eine Nachbeobachtungszeit von einer Stunde. »Grundsätzlich ist bei allergischen Kindern jedoch eine besonders gründliche Kosten-Nutzen-Analyse zu fordern, vor allem im Hinblick auf das begrenzte Verbreitungsgebiet des FSME -Virus und den in der Regel leichteren Verlauf einer FSME -Virusinfektion im Kindesalter« (Knuf 2004).
Autoimmunerkrankungen
FSME -Impfstoffe wurden bereits in der
Weitere Kostenlose Bücher