Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
beschrieben (Adachi 2000). Durch eine antibiotische Behandlung oder die Einnahme einer Malariaprophylaxe (vor allem Lariam) verliert die orale Typhusimpfung ihre Wirkung.
Die intramuskulären Impfstoffe enthalten Bestandteile der Bakterienhülle und 1,25 Milligramm des giftigen Konservierungsmittels Phenol. Sie sind erst ab dem dritten Lebensjahr wirksam und zugelassen. Zwei Wochen nach der einmaligen Verabreichung bieten sie 55 Prozent der Geimpften einen Schutz für maximal zwei Jahre (Fraser 2007) – nach Ansicht des
arznei-telegramms
ein »dürftiger Nutzen« (
AT
1996). Das Wirksamkeitsspektrum ist schmal: Nicht alle Typhussalmonellen werden abgedeckt; resistente Bakterienstämme kommen unter anderem in Südafrika und Südostasien vor (Schmitt 1999). Die Wirksamkeit bei Reisenden wurde bisher nicht untersucht.
Die Verträglichkeit der intramuskulären Impfstoffe ist schlechter als die der oralen Impfstoffe: Bei 10 Prozent kommt es zu Beschwerden an der Impfstelle, Krankheitsgefühl und Fieber ( WHO 2011). Häufig treten auch Kopfschmerzen und Übelkeit auf. Liegt die Impfung mehr als drei Jahre zurück, so nimmt im Vergleich mit Ungeimpften die Anfälligkeit für eine schwere Typhuserkrankung deutlich zu (Michel 2005).
Der Inhaltsstoff Phenol ist toxisch (Geier 2010). Die Konzentration in intramuskulären Typhusimpfstoffen beträgt 1/80 der für Erwachsene potenziell tödlichen Dosis ( OSHA 2012). Laut EG -Sicherheitsdatenblatt hat Phenol »möglicherweise erbgutverändernde Wirkung auf den Menschen« ( EG 2005). Die Chemikalie wirkt auch immunsuppressiv durch die Hemmung der Aktivität von Fresszellen. Langzeituntersuchungen zur Verträglichkeit der Impfstoffe wurden bisher nicht durchgeführt.
Ein neuer, besser wirksamer intramuskulärer Impfstoff (Vi-r EPA ) dürfte in den nächsten Jahren zugelassen werden.
Zusammenfassung
Typhus ist eine schwere Darm- und Allgemeininfektion.
Das Erkrankungsrisiko bei Fernreisen ist gering und geht bei Einhaltung entsprechender hygienischer Vorsichtsmaßnahmen gegen null.
Die oralen Impfstoffe sind bei Reisenden wahrscheinlich wirkungslos, die Wirksamkeit der intramuskulären Impfstoffe ist unsicher.
Die Impfspritzen enthalten das toxische Phenol und sind schlecht verträglich. Langzeitnebenwirkungen sind nicht untersucht.
Bei Reisen in Typhusgebiete ist es besser, die Regel zu beherzigen: »Koch es, schäl es oder lass es stehen.«
Referenzen
Adachi, J. A., D’Alessio, F. R., Ericsson, C. D.: Reactive arthritis associated with typhoid vaccination in travelers: report of two cases with negative HLA -B27. J Travel Med 2000, 7 (1): 35f.
AT (arznei-telegramm): Typhus: oral oder parenteral impfen? a-t 1996, 2: 21
EB (Epidemiologisches Bulletin): Reiseassoziierte Infektionskrankheiten im Jahr 2010. EB 2011, 41: 371–378
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Engels, F.: Die Lage der arbeitenden Klasse in England, 1845. Marx-Engels Werke, Bd. 2, Dietz, Berlin 1976
Fraser, A., Goldberg, E., Acosta, C. J., Paul M., Leibovici, L.: Vaccines for preventing typhoid fever. Cochrane Database Syst Rev 2007, 18 (3): CD 001261
Geier, D. A., Jordan, S. K., Geier, M. R.: The relative toxicity of compounds used as preservatives in vaccines and biologics. Med Sci Monit 2010, 16 (5): SR 21–27
Hirschel, B., Wüthrich, R., Somaini, B., Steffen, R.: Inefficacy of the commercial live oral Ty 21a vaccine in the prevention of typhoid fever. Eur J Clin Microbiol 1985, 4 (3): 295–298
Michel, R., Garnotel, E., Spiegel, A., Morillon, M., et al.: Outbreak of typhoid fever in vaccinated members of the French Armed Forces in the Ivory Coast. Eur J Epidemiol 2005, 20 (7): 635–642
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Schmitt, H. J., Hülßle, C., Raue, W. (Hg.): Schutzimpfungen. Infomed, Berlin 1999
WHO (World Health Organization): The immunological basis for immunization series: Typhus. Oktober 2011. http://libdoc.who.int/publications/2011/9789241502610_eng.pdf (Zugriff 4.2.2012)
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