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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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after immunization in pregnancy. J Infect Dis 1993, 168 (6): 1520–1523
    WHO (World Health Organization): Yellow fever situation in Africa and South America. Weekly epidemiological record 2006, 33 (81): 317–324. http:// www.who.int/wer/2006/wer8133.pdf (Zugriff 1. 2. 2012)
    WHO (World Health Organization): Yellow fever – Fact sheet. Januar 2011. http:// www.who.int/mediacentre/factsheets/fs100/en/ (Zugriff 1. 2. 2012)

Typhus
    Die Typhuserkrankung
    Der Erreger des Typhus ist das Bakterium Salmonella typhi, ein naher Verwandter der bei uns heimischen harmloseren Salmonellen. Einige Untergruppen der Typhusbakterien kommen nur in den Tropen vor. Der Paratyphus ist eine dem Typhus ähnliche, aber leichtere Erkrankung und wird vom Bakterium Salmonella paratyphi verursacht, gegen das es keinen Impfstoff gibt.
    Einziger Wirt der Typhusbakterien ist der Mensch. Die Übertragung geschieht fäkal-oral, das heißt durch Aufnahme von Nahrung oder Wasser, die mit infiziertem Stuhl verunreinigt sind, oder auch durch verschmutzte Hände oder Gegenstände. Eine bedeutsame Ansteckungsquelle sind die Dauerausscheider, die trotz völliger Gesundheit Typhuserreger im Darm tragen und über den Stuhl ausscheiden.
    Günstige Bedingungen für Typhus herrschen überall dort, wo die hygienischen Bedingungen schlecht sind und es weder Abwasserentsorgung noch Trinkwasseraufbereitung gibt.
    Unter der Bezeichnung »Nerven-« oder »Fleckfieber« grassierte der Typhus bis Ende des 19. Jahrhunderts auch in Europa, vor allem in den durch die Industrialisierung stark anwachsenden Großstädten. Gewaltige Ausbrüche gab es vor allem in den englischen und schottischen Industriegebieten mit Zehntausenden von Todesopfern. Friedrich Engels wurde Zeuge der Seuche und klagte die Oberschicht des »sozialen Mords« an:
     
    »Dies allgemein verbreitete Übel wird von dem offiziellen Bericht über den Gesundheitszustand der Arbeiterklasse direkt aus dem schlechten Zustande der Wohnungen in Beziehung auf Ventilation, Trockenlegung und Reinlichkeit abgeleitet … Ein Sechstel aller Armen in ganz Schottland wurde vom Fieber ergriffen und das Übel durch wandernde Bettler mit reißender Schnelligkeit von einem Ort zum andern getragen … In Glasgow erkrankten im Jahre 1843 zwölf Prozent der Bevölkerung, 32000 Menschen, am Fieber, von denen 32 Prozent starben« (Engels 1845).
     
    Der Typhus verschwand erst durch die Verbesserung der Wasserinfrastruktur und den Anstieg des allgemeinen Lebensstandards.
    In den ärmeren Ländern der Welt grassiert der Typhus noch heute. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge kommt es jährlich zu 22 Millionen Erkrankungen und über 200000 Todesfällen ( WHO 2011). Die meisten Opfer sind Kinder. Das höchste Ansteckungsrisiko besteht in Südasien – es ist dort dreißigmal höher als in anderen Regionen wie Ost- und Südostasien, Afrika oder Lateinamerika.
    In Europa gibt es aufgrund der Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Trinkwasser und der Überwachung von Typhusdauerausscheidern kaum noch Typhuserkrankungen. Wurden in den fünfziger Jahren in Deutschland noch mehr als 10000 Fälle pro Jahr gemeldet, sind es in den letzten Jahren nur noch 60 bis 80. Die Erkrankungen werden in aller Regel aus dem Ausland eingeschleppt, meist durch Abenteuerurlauber oder durch Migranten, die auf Familienbesuch in ihrem Ursprungsland waren. Typhus ist ein Mitbringsel aus Indien, Pakistan und Bangladesch, seltener auch aus Ägypten, Ghana, Nepal und der Türkei (
EB
2011).
    Im Gegensatz zu den Salmonellosen, bei denen die Schwere der Erkrankung von der Anzahl der aufgenommenen Keime abhängt, können bei Typhus schon relativ wenige Erreger ein bedrohliches Krankheitsbild hervorrufen. Sie sind nämlich in der Lage, die Darmwand zu durchdringen, sich im lymphatischen Gewebe des Darms zu vermehren und von da aus mit dem Blut in andere Organe zu streuen.
    Der Typhus verläuft bei der Mehrzahl der Infizierten zwar mild, doch bei etwa jedem Dritten kommt es zum klassischen »Nervenfieber«. Nach einer Inkubationszeit von drei Tagen bis drei Wochen, selten auch länger, steigt das Fieber allmählich an und bleibt schließlich konstant über 40 Grad (»Continua«). Ohne Behandlung kann es bis zu drei Wochen anhalten. Der Patient wirkt schwer krank und benommen (das altgriechische Wort
ty-phos
heißt »Nebel«), und er hat einen eher langsamen Puls. Nach anfänglicher Verstopfung setzt ab der zweiten Woche Durchfall ein, der wie Erbsbrei

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