Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Patienten mit Erkrankungen des Immunsystems und bei Kindern in den ersten sechs Lebensmonaten. Wegen des höheren Risikos für Nebenwirkungen dürfen Kinder zwischen sechs und neun Monaten und über Sechzigjährige nur geimpft werden, wenn ein besonders hohes Infektionsrisiko besteht, zum Beispiel während eines größeren Gelbfieberausbruchs.
Bei Patienten mit multipler Sklerose kann durch die Impfung ein Krankheitsschub ausgelöst werden (Farez 2011). Auch während der Stillzeit müssen Nutzen und Risiko besonders abgewogen werden.
Bei Kontraindikationen besteht die Möglichkeit einer Impfbefreiung, die aber von den Einreiseländern nicht unbedingt anerkannt wird.
Nebenwirkungen
Etwa jeder zehnte Impfling bekommt Schwellungen oder Schmerzen an der Impfstelle, mehr als 20 Prozent klagen zwischen dem fünften und siebten Tag über Krankheitsgefühl mit Temperaturanstieg, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen. Bei einem von 100 sind die Beschwerden so stark, dass er vorübergehend die gewohnten Aktivitäten unterbrechen muss.
Bei der versehentlichen Impfung während einer Schwangerschaft drohen die Infektion des Fötus mit Impfviren und eine Schädigung seines Gehirns (Tsai 1993). Die Schwangerschaft ist daher eine absolute Kontraindikation.
Allergische Impfreaktionen gibt es vor allem bei Personen mit Allergien gegen Hühnerei, Bettfedern, Tierhaare oder Gelatine. Es kann zu Hautausschlägen, Atemnot und allergischem Schock kommen. Das Risiko für ein lebensbedrohliches Ereignis liegt bei 1:130000 (Kelso 1999).
Sehr selten treten in den ersten vier Wochen nach der Impfung neurologische Impfkomplikationen auf (Yellow fever vaccine associated neurotropic disease, YEL - AND ), etwa ein Guillain-Barré-Syndrom oder eine Enzephalitis. Es wurde bisher nur nach der ersten Impfung beobachtet. Das Risiko liegt bei 1:200000 ( CDC 2001), bei Säuglingen und über Sechzigjährigen fünfmal höher.
Eine weitere schwere Impffolge ist Multiorganversagen (Yellow fever vaccine associated viscerotropic disease, YEL - AVD ) innerhalb von zehn Tagen nach der Impfung. Es entspricht einer schweren Gelbfiebererkrankung und hat eine Sterblichkeit von über 60 Prozent. Das errechnete Risiko liegt bei 1:200000 bis 300000 (
AT
2001,
EB
2001).
Die Gefahr lebensbedrohlicher Komplikationen sollte Anlass sein, die Impfung nur dann zu verabreichen, wenn eine Region bereist wird, in der auch tatsächlich und aktuell Gelbfieber vorkommt ( CDC 2011). Eine detaillierte Beratung ist daher unbedingt erforderlich.
Zusammenfassung
Gelbfieber ist eine gefährliche Erkrankung, die nur in bestimmten tropischen und subtropischen Ländern Afrikas und Südamerikas vorkommt.
Die Gelbfieberimpfung ist wirksam, aber nicht ungefährlich und muss sorgfältig gegen das individuelle Erkrankungsrisiko abgewogen werden.
Ein erhöhtes Gelbfieberrisiko besteht bei Reisen während der Regenzeit nach Westafrika und ins Amazonasbecken sowie bei Langzeitaufenthalten oder Extremtouren in Gelbfiebergebieten.
Für Urlauber außerhalb der Regenzeit ist das Risiko einer schweren Gelbfiebererkrankung ähnlich gering wie das einer lebensbedrohlichen Impfnebenwirkung.
Bei der Einreise in die meisten Länder mit Gelbfiebervorkommen ist ein Impfzeugnis obligatorisch, ebenso bei der Weiterreise von dort in andere Länder.
Die Impfung gibt es nicht beim Hausarzt, sondern nur in lizenzierten Gelbfieberimpfstellen.
Referenzen
AT (arznei-telegramm): Todesfälle nach Impfung gegen Gelbfieber. a-t 2001, 8: 84
CDC (Centers for Disease Control and Prevention): Infectious Diseases Related To Travel – Yellow Fever. Juli 2001. http://wwwnc.cdc.gov/travel/yellowbook/2012/chapter-3-infectious-diseases-related-to-travel/yellow-fever.htm (Zugriff 1.2.2012)
CDC : Yellow Fever & Malaria Information, by Country. Juli 2011. http://wwwnc.cdc.gov/travel/yellowbook/2012/chapter-3-infectious-diseases-related-to-travel/yellow-fever-and-malaria-information-by-country.htm (Zugriff 1.2.2012)
EB (Epidemiologisches Bulletin): Zu Nebenwirkungen und vereinzelten Komplikationen nach Gelbfieberimpfung. EB 2001, 44: 336
Farez, M. F., Correale, J.: Yellow fever vaccination and increased relapse rate in travelers with multiple sclerosis. Arch Neurol 2011, 88 (10): 1267–1271
Kelso, J. M., Mootrey, G. T., Tsai, T. F.: Anaphylaxis from yellow fever vaccine. J Allergy Clin Immunol 1999, 103 (4): 698–701
Tsai, T. F., Paul, R., Lynberg, M. C., Letson, G. W.: Congenital yellow fever virus infection
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