Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
aussieht. Zusätzlich kommt es zur Schwellung von Leber und Milz, zu Husten und gelegentlich auch zu einem charakteristischen rötlichen Hautausschlag am Bauch (»Roseolen«).
Auch ohne antibiotische Behandlung tritt bei den meisten Patienten nach etwa drei Wochen eine spontane Genesung ein. Jeder zehnte erleidet allerdings innerhalb der folgenden Wochen einen Rückfall.
Typhus ist anfangs oft schwer zu diagnostizieren, da andere Tropenkrankheiten wie Malaria oder Gelbfieber ein ähnliches Krankheitsbild hervorrufen. Die Diagnose wird gesichert durch das Blutbild, durch den Nachweis von Antikörpern oder Bakterien im Blut und ab der dritten Woche durch den Bakteriennachweis in einer Stuhlprobe. Die Typhuserkrankung ist schon bei Verdacht meldepflichtig.
Gefährliche Komplikationen treten meist in der dritten Krankheitswoche auf: Darmblutung, Darmdurchbruch, Herzmuskelentzündung, Lungenentzündung und Blutvergiftung mit Kreislauf- und Nierenversagen. Vor allem bei Kindern besteht die Gefahr einer Meningitis. Die Sterblichkeit einer unbehandelten schweren Typhuserkrankung liegt bei 10 bis 20 Prozent.
Durch die Gabe von Antibiotika wird die Krankheitsdauer deutlich abgekürzt, Komplikationen und tödliche Verläufe werden unwahrscheinlich. Wegen zunehmender Resistenzen bei den Typhuserregern sind inzwischen allerdings sehr teure Medikamente wie Chinolone oder Cephalosporine notwendig, die für die Menschen in den Entwicklungsländern kaum bezahlbar sind. Je nach Schwere des Verlaufs sind zusätzlich Infusionen und gegebenenfalls intensivmedizinische Maßnahmen notwendig.
Nach überstandener Krankheit bleiben 2 bis 5 Prozent sogenannte Dauerausscheider: Die Erreger haben sich im Darm oder in der Gallenblase eingenistet und werden über Monate bis Jahre mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Behandlung mit Antibiotika leistet dieser Entwicklung Vorschub.
Dauerausscheider müssen sich regelmäßig vom Gesundheitsamt untersuchen lassen und dürfen nicht im Lebensmittelbereich arbeiten. Oft können die Typhusbakterien durch eine Langzeitbehandlung mit Antibiotika und Laktulose eliminiert werden. Manchmal gelingt das jedoch nur durch die operative Entfernung der Gallenblase.
Prophylaxe und Typhusimpfung
In Risikogebieten können Typhusbakterien durch Leitungswasser und Eiswürfel für Getränke übertragen werden. Auch rohe oder nicht ausreichend erhitzte Speisen, Salate, Meeresfrüchte, ungeschältes Obst und Säfte können mit Typhuserregern kontaminiert sein. Einmal mehr lautet die Devise: »Schäl es, koch es oder lass es liegen!«
Für Personen, die sich länger in Typhusregionen aufhalten, stehen Impfstoffe gegen Typhus zur Verfügung. Die Impfung ist auch empfohlen für Laborpersonal und Personen, die mit Typhusdauerausscheidern in einem Haushalt leben.
Studien zur Wirksamkeit der Typhusimpfstoffe berufen sich auf die erzielten Schutzquoten bei Bewohnern der globalen »Hotspots« des Typhus. Dadurch wird die Wirkung jedoch überschätzt, da dort ständig Typhusbakterien zirkulieren und den Impfschutz verstärken (boostern). Bei immunologisch »naiven« Reisenden aus westlichen Ländern dürfte die Schutzwirkung geringer ausfallen ( WHO 2011).
In Deutschland und Österreich zugelassen sind Schluckimpfstoffe (Deutschland: Typhoral L, Österreich: Vivotif), intramuskuläre Impfstoffe (Typhim Vi und Typherix) sowie Kombinationsimpfstoffe gegen Hepatitis A und Typhus (Viatim und Hepatyrix). In der Schweiz steht nur der orale Impfstoff Vivotif zur Verfügung.
Die Schluckimpfstoffe enthalten abgeschwächte Lebendkeime und abgetötete Keime. Sie sind ab dem zweiten Lebensjahr zugelassen, werden aber wegen der Größe der zu schluckenden Kapsel nur von älteren Kindern akzeptiert. Drei Kapseln müssen zuverlässig im Abstand von jeweils zwei Tagen geschluckt werden. Impft man die Bewohner eines Risikogebiets, so entwickelt innerhalb von zehn Tagen knapp die Hälfte einen Schutz für drei Jahre (Fraser 2007). Bei Reisenden aus westlichen Ländern unterscheidet sich die Schutzrate dagegen »nicht signifikant von null« (Hirschel 1985): 43 Prozent der Typhuspatienten, die in den achtziger Jahren aus Entwicklungsländern in die Schweiz zurückgekehrt waren, hatten vor der Reise die orale Impfung eingenommen.
Die orale Impfung wird leidlich gut vertragen. Bei einem von 50 Impflingen kommt es zu Fieber, bei einem von 100 zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchkrämpfen oder Nesselausschlag. Auch Gelenkentzündungen sind
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