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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Culex übertragen wird, vor allem durch die Reisfeldmücke. Diese Mücken gedeihen in feuchtwarmem Klima – hauptsächlich in Gebieten mit ausgedehnter Wasserlandschaft wie etwa in Reisanbaugebieten – und stechen überwiegend abends und nachts. Dabei können sie das Virus von infizierten Zwischenwirten wie Schweinen, kleinen Wildtieren und Wasservögeln übertragen.
    In Japan selbst ist die Japanische Enzephalitis wegen der konsequenten Impfung der Haustiere sehr selten geworden. Hauptsächlich betroffen sind China, Indien, Sri Lanka, Nepal, Vietnam, die Philippinen und das nördliche Thailand. Detaillierte Angaben machen die amerikanischen Gesundheitsbehörden und die Deutsche Tropenmedizinische Gesellschaft ( DTG 2010, CDC 2011).
    Sommer und Herbst sind Risikozeiten im gemäßigten und subtropischen Klima: in Nordindien, Nepal, Bangladesch, Myanmar, Nordthailand, Laos, Kambodscha, Nordvietnam, China, Korea und Ostsibirien.
    Während der Regenzeit häufen sich die Erkrankungsfälle in den tropischen Regionen: in Thailand, Südvietnam, Sri Lanka, Malaysia, Taiwan, Indonesien und auf den Philippinen.
    Jährlich werden in den Endemiegebieten 35000 bis 50000 Krankheitsfälle mit mehr als 10000 tödlichen Verläufen bekannt, wobei es eine erhebliche Dunkelziffer geben dürfte.
    Obwohl in manchen Gebieten praktisch jede Mücke vom Virus befallen ist, ist das typische Krankheitsbild der Enzephalitis selten und bricht nur bei einem von 500 bis 1000 Infizierten aus. Schwere Verläufe gibt es vor allem bei Kindern und alten Menschen; in China betreffen 94 Prozent der Erkrankungen und fast alle Todesfälle das Kindesalter (Zhou 1999). Dies mag auch daran liegen, dass Erwachsene zu einem großen Prozentsatz die Krankheit bereits früher im Leben »still« durchgemacht haben und immun sind. In Gegenden, in denen die Kinder geimpft werden, verschiebt sich das Erkrankungsalter in höhere Altersgruppen.
    In touristisch erschlossenen Gebieten besteht kaum eine Gefahr für eine Infektion, und es gibt nur einzelne Berichte über Erkrankungen bei Reiserückkehrern. Zwischen 1973 und 2008 wurden 55 Fälle von Japanischer Enzephalitis bei Reisenden diagnostiziert und veröffentlicht ( CDC 2011). Das Risiko liegt bei kurzzeitigem Aufenthalt in gefährdeten Gebieten unter 1:1 Million.
    Bei längeren Reisen in ländliche Gebiete während der Regenzeit steigt das Risiko jedoch auf 1:20000 bis 5000 an (Plesner 2003). Eine Impfung ist daher ratsam, wenn etwa aus beruflichen Gründen ein Aufenthalt von mehr als vier Wochen während der Regenzeit in einem Risikogebiet geplant ist.
    Die Krankheit beginnt nach einer Inkubationszeit von vier bis 14Tagen mit hohem Fieber und den typischen Symptomen einer Gehirnentzündung: Kopfschmerzen, Erbrechen, Benommenheit und Schläfrigkeit, in schweren Fällen auch Lähmungen, Krampfanfälle und Koma. Die Sterblichkeit liegt bei 25 Prozent, 30 Prozent der Erkrankten behalten neurologische Restschäden ( WHO 2010).
    Eine spezielle Therapie gibt es nicht. Selbst eine intensivmedizinische Behandlung kann den Verlauf letztlich nicht beeinflussen. Das Hauptaugenmerk muss in Risikogebieten daher auf der Prophylaxe liegen: Schutz vor Moskitos durch bedeckende Kleidung, Repellents und Moskitonetze (siehe auch das Kapitel »Malaria«). Hierdurch werden auch andere Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber verhütet, die durch Mücken übertragen werden.
    Bei Langzeitaufenthalten während der feuchten Jahreszeit in Risikogebieten ist eine Impfung gegen die Japanische Enzephalitis zu erwägen.
    Die Impfung gegen die Japanische Enzephalitis
    Die bisher in Ostasien verwendeten Impfstoffe hatten ein breites Nebenwirkungsspektrum und waren in Europa nicht zugelassen. Inzwischen gibt es den besser verträglichen Impfstoff Ixiaro (Novartis-Behring), der auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Zulassung hat. Er enthält ein inaktiviertes Virus, das auf menschlichen Zellen angezüchtet ist. Als Wirkverstärker dienen 0,25 Milligramm Aluminiumhydroxid.
    Empfohlen sind zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen. Die Kosten liegen pro Impfstoff bei 85 Euro. Für unter Achtzehnjährige gibt es noch keine Zulassung, so dass nur
off-label
geimpft werden kann. Nach Voruntersuchungen ist bei Kindern die Hälfte der Erwachsenendosis ausreichend.
    Die Zulassung beruht auf einer Vergleichsstudie mit 867 Probanden, die entweder Ixiaro (intramuskuläre Injektion an den Tagen 0 und 28) oder den herkömmlichen

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