Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
werden. (Unter dem Potenzieren versteht man das schrittweise Verdünnen der Ausgangssubstanz nach bestimmten Methoden.)
Im Gegensatz dazu sei ein Impfstoff jedoch ein chemisches Arzneimittel. Er rufe zwar eine »oberflächliche« Antikörperbildung hervor, stimuliere aber nicht die allgemeine Reaktionsfähigkeit des Organismus; im Gegenteil, er beeinträchtige sie (Leduc 1990). Es werde unter Umständen ein künstlicher krankhafter Zustand erzeugt mit Symptomen, die chronifizieren können und nur schwer zu therapieren sind.
Eine Minderheit von Homöopathen empfiehlt als Alternative sogenannte »homöopathische Impfungen«, das sind homöopathisch potenzierte Krankheitserreger oder Impfstoffe (zum Beispiel Roy 1988). Dies ist jedoch eine auch unter Homöopathen umstrittene und durch keine Untersuchungen abgesicherte Methode.
Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte spricht »homöopathischen Impfungen« jede Wirkung ab:
»Es gibt keine ›homöopathischen Impfungen‹. Kein homöopathisches Mittel ist in der Lage, eine nachweisbare Immunisierung hervorzurufen. Vor dem Ersatz einer notwendigen Impfung durch die Einnahme homöopathischer Medikamente wird gewarnt. Ganz anders ist die homöopathische Vorbeugung von Erkrankungen zu bewerten. Sie ist möglich, wenn im Rahmen einer Epidemie oder bei ansteckenden Krankheiten im persönlichen Umfeld die zu erwartende Krankheit in ihren Besonderheiten und charakteristischen Symptomen bekannt ist und das geeignete homöopathische Arzneimittel, auch unter Berücksichtigung der individuellen Besonderheiten des Ansteckungs-Gefährdeten, sorgfältig ausgewählt wird« ( DZV hÄ 2011).
Unter den heutigen homöopathisch arbeitenden Ärzten sind die absoluten Impfgegner in der Minderzahl, es finden sich jedoch sehr viele Impfskeptiker. Bei einer Umfrage von P. Lehrke (1998) hatten 6 Prozent der Schulmediziner, 24,5 Prozent der homöopathisch orientierten Ärzte und 47,3 Prozent der »klassischen« Homöopathen eine starke Abneigung gegen Impfungen. Keinerlei Bedenken hatten 56 Prozent der Schulmediziner, 21 Prozent der homöopathisch orientierten Ärzte und nur 3,6 Prozent der »klassischen« Homöopathen.
In einer Stellungnahme des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte zum Thema Impfen heißt es:
»Schutzimpfungen gehören zu den präventiven medizinischen Maßnahmen in der Medizin; sie können bis zu einem gewissen Grad Infektionskrankheiten verhindern und auch die Möglichkeit der Ansteckung für Ungeimpfte verringern. Unter bestimmten, wenn auch seltenen Umständen können sie schwerwiegende Reaktionen mit vorübergehenden oder bleibenden Schäden hervorrufen.
Ein Zusammenhang zwischen Impfungen und der Zunahme chronischer Krankheiten wird diskutiert und bedarf dringend der weiteren Forschung. Wie für jede andere präventive medizinische Maßnahme muss eine Diskussion über möglichen Nutzen und mögliche Risiken auch für Impfungen legitim sein und auf einem sachlichen Niveau geführt werden. Die öffentlichen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission ( STIKO ) sind sorgfältig erwogen und berücksichtigen den aktuellen Stand des Wissens mit der Absicht, das Auftreten vieler Infektionskrankheiten grundsätzlich zu verhindern. Diese Empfehlungen sind keine Vorschrift und kein Gesetz, geben aber den medizinischen Standard vor, von dem laut Bundesgerichtshof nur abgewichen werden kann, wenn gewichtige Einwände anerkannter Fachleute vorliegen oder wenn eine Impfung im Einzelfall wegen des Gesundheitszustands des Patienten nicht zulässig ist.
Andererseits ist jede Impfung juristisch eine Körperverletzung, die nur dann straffrei ist, wenn der Patient bzw. dessen Eltern nach umfassender Aufklärung zugestimmt haben. Die geforderte Entscheidung kann ihnen weder vom impfenden Arzt noch von einer öffentlichen Empfehlung abgenommen werden. Dem hohen Wert der Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit ist jede öffentliche Empfehlung untergeordnet. Wir lehnen die zunehmende Interpretation der STIKO -Empfehlungen als ›Impfvorschrift‹ im Sinne eines Pflicht- oder Zwangsprogramms ab« ( DZV hÄ 2011).
Anthroposophische Medizin und Impfungen
Anthroposophische Ärzte sind der Auffassung, dass Krankheiten an der Prägung des individuellen Entwicklungsganges eines Menschen beteiligt sind und daher auch einen Sinn haben. Der Antigenkontakt sei von Mensch zu Mensch normalerweise sehr unterschiedlich; so bilde sich im Lauf der ersten Lebensjahre
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