Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Rechtfertigungsdruck.
Zwischen Oktober 2000 und Juni 2003 wurden in Deutschland und Österreich 16 Todesfälle im Zusammenhang mit Sechsfachimpfstoffen (Hexavac oder Infanrix Hexa) gemeldet (Keller-Stanislawski 2003). Fünf dieser tragischen Ereignisse waren innerhalb von 24 Stunden nach der Impfung aufgetreten. Drei der Kinder waren nach der vierten Sechsfachimpfung im zweiten Lebensjahr verstorben, was einen plötzlichen Kindstod unwahrscheinlich macht. Zwei von ihnen hatten bereits im ersten Lebensjahr auf dieselbe Sechsfachimpfung mit Fieber bzw. Unruhe und ungewöhnlichem Schreien reagiert. Man fragt sich, warum die Impfserie trotzdem fortgesetzt wurde (dies ist übrigens auch weiterhin so von der STIKO empfohlen).
Nach dem Bekanntwerden der Todesfälle, die auch in der Presse Widerhall fanden, kamen die Experten der europäischen Arzneimittelbehörde EMA zu dem Schluss, dass eine Impfreaktion unwahrscheinlich ist, weil es keinen »plausiblen Pathomechanismus« dafür gibt. Das heißt im Klartext: Was man nicht erklären kann, existiert nicht. Immerhin rief das Paul-Ehrlich-Institut dazu auf, jede mögliche stärkere Impfreaktion zu melden (was sowieso seit 2001 Gesetz war). Die Sechsfachimpfstoffe sollten jedoch weiter verwendet werden, eine Erwähnung der Todesfälle bei der Impfaufklärung sei nicht erforderlich (Stück 2003).
Im Jahr 2005 veröffentlichte eine Gruppe Münchner Gerichtsmediziner einen Bericht über Autopsien von sechs Kindern, die nach Sechsfachimpfstoffen plötzlich verstorben waren, aber Befunde aufwiesen, die gegen einen »normalen« plötzlichen Kindstod sprachen: ein massives Hirnödem und erhöhte Mastzelltryptase in verschiedenen Geweben. Die Autoren vermuteten eine überschießende Immunreaktion auf den Impfstoff und hielten eine hohe Dunkelziffer von ähnlichen Ereignissen für möglich.
Erst nach langem Zögern wurde die Onlinefassung des Obduktionsberichts in der Zeitschrift
Vaccine
veröffentlicht (Zinka 2006). Deutsche Impfexperten und STIKO -Mitglieder hatten vorher mit massivem Druck versucht, die Veröffentlichung zu verhindern, und auch nicht mit unkollegialen Angriffen gegen die Autoren gegeizt.
Auch der noch auf dem Markt verbliebene Sechsfachimpfstoff Infanrix Hexa steht unter Verdacht: Jedes Jahr werden dem Paul-Ehrlich-Institut durchschnittlich acht Todesfälle nach Verabreichung dieses Impfstoffs gemeldet, von 2001 bis 2011 insgesamt 82. Fünf dieser Todesfälle ereigneten sich im zweiten Lebensjahr, in dem der plötzliche Kindstod kaum noch vorkommt.
Gemeldet wurden von 2001 bis Mitte 2011 außerdem: 14 Todesfälle nach der Pneumokokkenimpfung mit Prevenar, 17 Todesfälle nach einer Masernimpfung, 13 nach der FSME -Impfung und acht nach einer Fünffachimpfung. Alle diese Meldungen bedeuten einen zeitlichen, nicht unbedingt aber einen ursächlichen Zusammenhang.
Die TOKEN -Studie, mit der das Robert-Koch-Institut den Verdacht auf plötzlichen Kindstod nach Impfungen ausräumen wollte und die nach langer kreativer Pause endlich im Frühjahr 2011 veröffentlicht wurde, erwies sich für die Initiatoren als ein Schuss, der nach hinten losging: Titelte das
Deutsche Ärzteblatt
noch diplomatisch »Vorsichtige Entwarnung« (
DÄ
2011b), so ergab sich bei genauerem Nachrechnen ein signifikant erhöhtes Sterberisiko nach Säuglingsimpfungen: Drei Tage nach einer Fünf- oder Sechsfachimpfung war das Sterberisiko um das Dreifache, bei Frühgeborenen sogar um das Sechsfache erhöht. Im zweiten Lebensjahr betrug das Risiko, innerhalb von drei Tagen nach einer Fünf- oder Sechsfachimpfung zu sterben, sogar das Vierzehnfache (Ehgartner 2011).
Diese Zahlen sind schwindelerregend. Die Herren vom Robert-Koch-Institut lehnen sich zurück, denn sie haben ihre Arbeit getan. Welche Konsequenzen aber sollen die Eltern oder die impfenden Kinderärzte ziehen? Wer hat recht? Besteht ein Zusammenhang zwischen Impfung und Kindstod? Ist dieses Risiko dann nicht größer als das Risiko, an einer Krankheit zu sterben, die durch Impfungen verhindert werden kann? Muss man daraus nicht die Konsequenz ziehen, dass man sein Kind später oder gar nicht impft – und vor allem nicht fünf- oder sechsfach?
Für die Klärung dieser Frage bräuchten wir ein nationales Impfregister und ein unabhängiges Institut, das keinen Interessenkonflikten unterliegt und nichts mit der Zulassung oder Empfehlung von Impfungen zu tun hat. Beides aber steht leider in den Sternen.
Apropos plötzlicher Kindstod:
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