Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
kommt es bei Kindern nur noch sehr selten zu einer Neuerkrankung. 2010 wurden in Deutschland zwei Fälle gemeldet (
EB
2011).
Der starke Rückgang der Meldungen seit Anfang des Jahrtausends – 1997 wurden noch 6135 Neuerkrankungen registriert – ist nicht auf die Impfung, sondern auf die früher häufige Mehrfachmeldung zurückzuführen. Seit Einführung der namentlichen Meldepflicht im Jahr 2001 ist dieser statistische Fehler ausgeschlossen. Als 1995 in Deutschland die Hepatitis-B-Impfung für Säuglinge empfohlen wurde, phantasierten die Kampfbroschüren der Impfindustrie und die Massenmedien sogar von 40000 bis 50000 Neuinfektionen pro Jahr. Die aktuellen Meldeziffern machen nicht einmal 3 Prozent davon aus.
Übertreibungen gehören zum Standardrepertoire der Impfpromotion. Die Empfehlung der WHO , in Indien die Hepatitis-B-Impfung einzuführen, beruhte auf Studien der Pharmaindustrie und des von ihr gesponserten Viral Hepatitis Prevention Board. Mit manipulierten Hochrechnungen wurde auf die indische Regierung Druck ausgeübt, die Hepatitisimpfung in das öffentliche Impfprogramm aufzunehmen (Puliyel 2004). Es ist kein Marketingtrick, sondern eine zynische Form von Wirtschaftskriminalität, wenn man teure Impfprogramme in Ländern erzwingt, in denen die Mittel für einfachste Präventionsmaßnahmen wie sauberes Trinkwasser, ausreichende Ernährung und Bildung fehlen.
Hepatitis-B-Impfstoffe
Die Hepatitis-B-Impfstoffe enthalten Antigen von der Oberfläche des Hepatitis-B-Virus ( HB s-Antigen). Die ersten Impfstoffe wurden zu Beginn der achtziger Jahre zugelassen und waren noch aus Blutplasma hergestellt. Inzwischen sind nur noch gentechnologisch mit Hilfe von Hefezellen hergestellte Hepatitis-B-Impfstoffe im Handel.
Europaweit zugelassen sind die Einzelimpfstoffe Engerix B ( GSK ) und HBV axpro (Sanofi Pasteur). Sie enthalten als Wirkverstärker Aluminiumhydroxid.
In Österreich ist noch der Impfstoff Fendrix ( GSK ) mit dem neuartigen Hilfsstoff AS 04 zugelassen, der bis dato nur im HPV -Impfstoff Cervarix Verwendung fand. Er enthält neben Aluminium auch Monophosphoryl-Lipid A und wurde bisher nicht eingehender auf seine Sicherheit untersucht. Vom österreichischen Gratiskinderimpfprogramm werden nur die Kosten für HBV axpro übernommen.
Verfügbare Kombinationsimpfstoffe sind Twinrix (Hepatitis A und B) und der Sechsfachimpfstoff Infanrix Hexa. In Österreich gibt es außerdem Ambirix (Hepatitis A und B) mit dem Hilfsstoff Aluminiumphosphat. Mehr zu den Kombinationsimpfstoffen finden Sie im Kapitel »Hepatitis-A-Impfung«.
Die Impfempfehlung für Hepatitis B
Die WHO und vor allem die mit Industriegeldern gesponserte Global Alliance on Vaccines and Immunization ( GAVI ) mahnen seit 1991 weltweit die Ausrottung der Hepatitis B an und drängen zur generellen Einführung der Impfung für Säuglinge auch in Ländern mit niedrigem Risiko. Welche Rolle die Impfstoffhersteller bei dieser Empfehlung spielten, war in einem Interview mit dem Geschäftsführer von SmithKline Beecham in der französischen Zeitschrift
Sciences et Avenir
am 27. Januar 1997 nachzulesen:
»Im Jahr 1988 begannen wir, die Aufmerksamkeit der europäischen Experten der Weltgesundheitsorganisation auf die Hepatitis B zu lenken. Von damals bis 1991 finanzierten wir zu diesem Thema epidemiologische Studien, um einen wissenschaftlichen Konsens dahingehend herbeizuführen, dass die Hepatitis ein großes Problem der öffentlichen Gesundheit ist. Wir waren erfolgreich, denn 1991 gab die WHO neue Empfehlungen zur Hepatitis-B-Impfung heraus.«
Bereits im selben Jahr 1991 wurde die Hepatitis-B-Impfung in Italien zur Pflichtimpfung für alle Säuglinge erklärt. Diese politische Entscheidung wurde wahrscheinlich durch Schmiergeldzahlungen forciert: Drei Monate vor Bekanntgabe der Impfpflicht hatte einer der Impfstoffhersteller, SmithKline Beecham, 600 Millionen Lire an den damaligen Gesundheitsminister De Lorenzo überwiesen, wofür dieser zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde (Kline 1993). Die American Association of Pediatrics, die in den USA die Einführung der Hepatitis-B-Impfung für Kinder Mitte der achtziger Jahre unterstützte, erhielt 1988 vom Hersteller Merck eine Zuwendung von 100000 US -Dollar (Orient 1999).
Im Jahr 1995 wurde die Hepatitis-B-Impfung auch in den deutschen Impfkalender aufgenommen, und zwar für Kinder in den ersten zwei Lebensjahren und für noch nicht geimpfte Neun- bis Siebzehnjährige. Die
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