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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Personenkreis.
    Die in früheren Zeiten häufigen Infektionen von Neugeborenen werden heute durch die Untersuchung aller Schwangeren auf Hepatitis B und die Impfung der gefährdeten Kinder verhindert.
    In Ländern mit schlechterem hygienischem Standard spielen für die Übertragung auch medizinische Eingriffe wie Infusionen, Injektionen oder Impfungen eine Rolle. Ärztliche Eingriffe waren auch bei uns Wegbereiter der Hepatitis B, vor allem durch die unkritische Verabreichung von verseuchten Blutprodukten.
    Obwohl bei Hepatitis-B-Impfkampagnen immer wieder behauptet, ist die Virusübertragung durch Speichel nicht möglich: Das Virus wird im Verdauungstrakt inaktiviert.
    Für Kontaktpersonen im gleichen Haushalt mit Virusträgern besteht ein geringes, aber relevantes Ansteckungsrisiko. Eine Impfung ist bei einer solchen Konstellation zu empfehlen. Als Ansteckungsquelle kommen zum Beispiel gemeinsam benutzte Zahnbürsten in Frage, mit denen Viren in verletztes Zahnfleisch einmassiert werden können.
    Nach einer Nadelstichverletzung durch eine herumliegende Fixerspritze kann eine Passivimpfung mit Hepatitis-B-Antikörpern eine Infektion verhindern. Die Immunisierung muss allerdings innerhalb von 48 Stunden erfolgen. Davor und zwei und sechs Monate danach soll das Blut des Betroffenen auf Hepatitis B und C und auf HIV untersucht werden. Auch die sichergestellte Spritze bzw. Nadel sollte ins Labor gegeben werden. Für eine Virusanalyse reichen kleinste Blutspuren.
    Erkrankungsverlauf und Komplikationen
    Der Verlauf der Hepatitis B ist von vielen Faktoren abhängig, unter anderem von Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und von der Funktion des Immunsystems. 80 Prozent der infizierten Erwachsenen erwerben Immunität, ohne bemerkbar zu erkranken. Besonders im Gesundheitswesen Beschäftigte gehören zu dieser Gruppe, vielleicht wegen des häufigen »unterschwelligen« Kontakts mit Hepatitis-B-Viren (Barash 1999).
    Bei 20 Prozent der Infizierten kommt es nach einer Inkubationszeit von zwei bis sechs Monaten zur »klassischen« Leberentzündung mit Krankheitsgefühl, Übelkeit oder Erbrechen, vergrößerter und druckschmerzhafter Leber, Gelbfärbung der Haut und Augenbindehaut, entfärbtem Stuhl und dunkelfarbigem Urin. Einer von tausend Infizierten stirbt im akuten Stadium der Erkrankung an Leberversagen. Dies betrifft vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Säuglinge.
    Drei von tausend Hepatitis-B-Patienten entwickeln im Laufe ihres Lebens ein chronisches Leberversagen, eine Leberzirrhose oder Leberkrebs. Zu diesen lebensbedrohlichen Krankheiten tragen vor allem zusätzliche Faktoren wie Alkoholmissbrauch oder eine Hepatitis-C–Infektion bei. Oft ist eine Lebertransplantation notwendig. Jährlich sterben in Deutschland 800 bis 900 Menschen durch eine chronische Hepatitis B.
    Die Komplikationsrate der Hepatitis B kann durch Behandlung mit Interferon oder eine Langzeittherapie mit virushemmenden Medikamenten um ein Mehrfaches gesenkt werden, bei bestimmten Formen der Erkrankung lässt sich damit sogar das Virus eliminieren.
    Chronifizierung
    Einem Teil der Infizierten gelingt es nicht, das Virus loszuwerden. Sie werden chronische Virusträger, die ihr Leben lang für andere ansteckend sind. Hierbei besteht eine starke Altersabhängigkeit: 90 Prozent der infizierten Neugeborenen, 30 Prozent der Kleinkinder und bis zu 5 Prozent der Erwachsenen sind dauerhaft infektiös (
EB
2004). Virusträger nach einer überstandenen Hepatitis B bleiben auch 10 bis 20 Prozent der Drogenkonsumenten, 20 bis 30 Prozent der Dialysepatienten und bis zu 50 Prozent der Nierentransplantierten.
    Die Zahl der chronischen Virusträger wird in Deutschland auf 300000 bis 500000 geschätzt, das sind etwa 0,4 bis 0,7 Prozent der Bevölkerung (
EB
2006). Die meisten von ihnen haben eine völlig normale Lebenserwartung.
    Die Häufigkeit der Erkrankung
    Die Hepatitis B gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Zwischen 10 und 15 Prozent der Bevölkerung Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sind chronische Virusträger, weltweit sollen es an die 350 Millionen sein.
    Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören – ebenso wie die meisten anderen Länder Europas und die USA  – zu den Gebieten mit sehr niedrigem Risiko. 2006 wurden in Deutschland 1165 Neuerkrankungen gemeldet, 2010 waren es 767 gesicherte Fälle – also ein Risiko von etwas weniger als 1:100000. Seit die Neugeborenen infizierter Mütter geimpft werden,

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