In alle Ewigkeit
flach klang.
»Weggefahren?«, fragte Winter. »Mit wem sind sie weggefahren?«
Bielke murmelte wieder etwas, schien aber gleichzeitig nachzudenken. »Sind mit wem weggefahren?«, wiederholte Winter. »Mit dem, der gekommen ist.« »Wer ist gekommen?« »Er.«
»Wer war er?« »Weiß ich nicht.« »Wer ist weggefahren?«
Bielke schien wieder über seine Antwort nachzudenken. Schien sich zu entscheiden.
»Johan«, sagte er.
Johan Samic, dachte Winter. Samic, Samic, Samic.
»Er hat es getan«, sagte Bielke mit kräftigerer Stimme. »Samic hat es getan.«
»Was getan?«
»Mein kleines Mädchen.«
Plötzlich begann Bielke zu weinen.
Winter wartete. Die Tonbänder kreisten lautlos. Cohen sah Bielke an, der den Blick jetzt erwiderte. Er wischte sich mit der Rückseite der rechten Hand über die Augen.
»Hat meinem kleinen Mädchen wehgetan.«
»Jeanette?«
Bielke nickte.
»Können Sie wiederholen, was Sie eben gesagt haben?«
»Er hat meiner Jeanette wehgetan.«
»Warum?«
Bielke schniefte, wischte sich wieder über die Augen. »Er wusste es.« »Was wusste er?«
Winter spürte einen kühlen Hauch in seinem Hinterkopf, wie einen kalten Luftzug. »Er hat es ausgenutzt«, sagte Bielke. »Mich. Und... uns.«
»Was hat er ausgenutzt?«, fragte Winter. »Und inwiefern hat Johan Samic Sie ausgenutzt?«
Bielke schien wieder zu versinken, in seinen Welten zu verschwinden. »Was wusste Johan Samic von Ihnen?«, fragte Winter. »Was ich getan habe.«
Bielke sah Winter mit halb vernebeltem Blick an.
»Er sagte, er würde machen, was er wollte«, sagte Bielke.
»Warum?«, fragte Winter.
Bielke murmelte wieder.
»Warum?«, wiederholte Winter.
»Weil ich sie umgebracht habe.«
Bielke hatte es mit abgewandtem Gesicht ausgesprochen. Seine Haare hatten dieselbe blasse Farbe wie die Wände des Zimmers.
»Können Sie wiederholen, was Sie gerade gesagt haben?«
»Ich habe sie umgebracht.« Er sah Winter und Cohen an. »Ich habe es nicht gewollt. Ich bin ihr nur gefolgt. Ich habe es nicht gewollt. Das wissen Sie doch. Das werden alle verstehen.«
»Haben Sie Angelika Hansson umgebracht?«, fragte Cohen.
»Wen?«
»Haben Sie Angelika Hansson umgebracht?« »Nein, nein, das war ich nicht.« »Haben Sie Anne Nöjd umgebracht?« »Ich nicht.«
Bielke sagte wieder etwas sehr leise. »Wie bitte?«
»... weg mit ihm. Er war später da. Fragen Sie ihn.«
»Ich habe nicht verstanden, was Sie jetzt gesagt haben«, sagte Winter.
»Als sie wegfuhren. Fragen Sie Samic.«
»Was sollen wir ihn fragen?«
»Und Benny«, sagte Bielke. »Er ist gefahren.«
»Be... Benny?«
»Benny.«
»Welchen Benny?
»Benny. Benny Boy.«
Winter stand vor dem Verhörzimmer. Sein Gesicht war heiß. Er war sofort aufgestanden und hinausgegangen. Cohen war sitzen geblieben.
Winter nahm den Fahrstuhl zu dem Zimmer, in dem Setter und Bergenhem Samics Geschäftstransaktionen vergangener Zeiten und von heute durchgingen.
Bergenhem war da.
»Ich brauche einen Namen«, sagte Winter. »Benny. Benny Vennerhag.«
»Vennerhag?«
»Hat Samic Geschäfte mit Benny Vennerhag gemacht?«
»Den Namen kenn ich nicht.«
»Dann guck nach, VERDAMMT NOCH MAL!«, schrie Winter.
»Nun mal immer mit der Ruhe, ja?«
Winter langte nach der Tastatur, die vor Bergenhem lag.
»Mensch, Erik, gib mir eine Chance.« Bergenhem klickte sich in das Register aller Namen, die sie bisher hatten.
»Ja«, sagte er. »Hier haben wir den Namen. Ich kann nicht sa... «
»Das reicht.« Winter ging in sein Zimmer. Unterwegs begegnete er Ringmar. »Komm mit rein«, rief Winter ihm über die Schulter zu.
Ringmar folgte ihm und sah zu, wie er in einem Haufen Fotos herumwühlte. »Was ist, Erik?«
Winter hielt das Foto von Angelika Hanssons Examenstag in den Händen. Lars-Olof Hansson hinter der Kamera. Davor: die Frau im Profil. Er wusste, dass er ihr nie begegnen würde. Wenn sie jetzt nicht hierher kam, wo Mattias hier war.
Der Junge daneben.
Ein dunkles Gesicht, das Johan Samic sein mochte. Oder auch nicht.
Zum Teufel, das war Samic.
Ein blonder Mann, fast daneben, mit Bart und dunkler Brille. Auch ihn hatte Lars-Olof Hansson nicht erkannt.
Etwas an ihm war bekannt. Der Bart sah merkwürdig aus, die Brille...
Winter betrachtete das andere Foto, das ungefähr gleichzeitig von Cecilia, Angelikas Freundin, gemacht worden war, die nichts von dem Haus auf der anderen Seite des Flusses gewusst hatte. Nichts davon wissen konnte, es nicht hätte verschweigen können, wenn
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