In alle Ewigkeit
Davor stand ein Auto, wie gegen die Wand gelehnt. Ein Kombi. Die Fenster waren alle dunkel.
Da drinnen soll Halders also sein, dachte Ringmar. Oder darunter. Unter dem Haus, in der Erde.
»Das ist Samics Versteck«, sagte Winter.
»Wie lange wo llte er sich hier verstecken?«
»Bis wir kommen«, sagte Winter.
»Und Halders ist also bei ihm?«
»Was sollten sie sonst mit ihm machen?«
Man könnte ihn an Tausenden von Orten rund um die Stadt vergraben, dachte Ringmar.
Bald würden sie sich bewegen. Der Himmel glitt in Grau und Blau über sie hin.
Halders hat alles gesehen, dachte Winter, er weiß alles. Jetzt kommen wir, jetzt kannst du es erzählen.
Er wusste, dass Ringmar keine Sekunde daran glaubte, dass Halders noch lebte. Nicht einmal, dass er dort drinnen war. Aber Winter kannte Vennerhag. Halders war dort.
Er hatte Vennerhag zusammengeschlagen, weil er geglaubt hatte, dass es noch Hoffnung für Halders gab.
Als er jetzt vor dem stillen Haus am See stand, schwand seine Hoffnung wie die Sterne über dem Wald verschwunden waren.
Hinter dem See, der zu beiden Seiten des Hauses blinkte, war ein roter Schimmer. Warum sollten sie dort in einer Sekunde oder zwei hineingehen, wo sie doch auf den Polizeieinsatz warten konnten, der einen Ring um das Höllenhaus schließen und eindringen würde.
»Jetzt gehen wir«, sagte Winter.
Ringmar nickte und bewegte sich. Nicht aus Loyalität. Er ist kein Knappe. Bertil ist meiner Meinung. Jetzt. Er ist nicht mitgekommen, um hier stehen zu bleiben und auf Lars und Aneta und den Sonnenaufgang zu warten.
Sie krochen zwischen Auto und Haus entlang. Das Gras strich lautlos über ihre Knie. Winter lauschte nicht nach den Geräuschen des Grases. Hinter einem Fenster links von der Veranda war ein Rollo heruntergezogen. An einem Haken hing ein Hut. Neben der Tür stand ein Paar Stiefel. Auf der Bank rechts lag Werkzeug, ein Meißel.
Und jetzt?
Winter legte die Hand auf die Türklinke, drückte sie herunter und die Tür glitt ohne Knarren ein paar Zentimeter weit auf. Er sah Ringmar an, der war bereit. Winter drückte weiter, und die Tür ging ganz auf, und sie gingen mit schnellen, leisen Schritten hinein und standen in einer Art Vorraum mit Konturen einer Treppe genau vor ihnen und den verschwommenen Rechtecken von zwei Türen. Ich bin zu alt für so was, dachte Ringmar.
Hinten rechts war ein dunkles Loch, das der Eingang zu einem Keller sein mochte. Daneben ein Tisch mit ein paar Kleidungsstücken darauf. Zwei Stühle. Über dem Tisch war ein Spiegel, und Winter schaute hinein und sah Augen, die ihn von der anderen Seite des Zimmers aus der Türöffnung anstarrten, und er sah die Fingerknöchel vor dem Gesicht am ausgestreckten Arm, der etwas hielt, und das war eine Waffe, verdammt groß war sie, und er bewegte sich nicht, er hörte nichts, kein Kommando, keine Atemzüge, nichts von Ringmar , der regungslos dastand und auf dasselbe starrte wie er, aber nicht im Spiegel. Winter wartete auf die Kraft der Kugel, die ihn in Stücke reißen und das Glas zersplittern und das Bild von Samic auslöschen würde, der mit auf ihn gerichteter Waffe dastand und auf eine Bewegung wartete, die kommen würde...
Der Schuss zerriss die angespannte Stille, noch ein Schuss, unmittelbar nach dem ersten. Winter hielt den Blick weiter auf den Spiegel gerichtet, der nicht zersplittert war. Er war nicht zerschmettert. Ringmar stand noch genauso regungslos da, die Augen auf etwas gerichtet, was Winter nicht sehen konnte, er konnte den Blick nicht vom Spiegel und der Welt dort drinnen lösen.
Samics Arm senkte sich. Winter sah seine Augen, immer noch offen. In seiner Hand war keine Pistole mehr. Die lag vor ihm auf dem Boden. Samic hielt sich die Hand, die die Pistole gehalten hatte, aber er schien nicht verletzt zu sein. Er fiel, langsam, und gab den Blick auf die Frau frei, die hinter ihm gestanden hatte mit einer Waffe in der Hand. Vielleicht Halders' SigSauer. Sie hatte Samic die Pistole aus der Hand geschossen. Samic gab einen Laut von sich. Sie ließ die Waffe auf seinen Körper fallen.
Winter hatte ihr Gesicht schon einmal gesehen, im Profil und direkt von vorn.
»Jetzt reicht es«, sagte sie, »es reicht.«
Winter wandte den Blick endlich vom Spiegel ab. Sie trug ein engelweißes Nachthemd. Winter bewegte sich auf sie zu. »Ja«, sagte sie, »ich bin Mattias' Mutter.« Ringmar bewegte sich.
»Er ist da oben«, sagte sie. Sie sah Winter direkt in die Augen.
»Sind noch mehr hier?«,
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