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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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neigen und jede größere Anstrengung scheuen. Hindernisse wie Schlösser oder Gitterstäbe konnten einen Dieb dazu veranlassen, sich einem leichteren Ziel zuzuwenden.
    Er fragte sich, was geschehen wäre, wenn Marlene Haas an jenem schicksalsschweren Tag die Türen verriegelt hätte. Wäre Karl Dahl weitergegangen, weil er den Aufwand eines Einbruchs gescheut oder Angst gehabt hätte, dabei gesehen zu werden?
    Oder war er völlig fixiert gewesen, so darauf versessen, seine Phantasie auszuleben, dass so etwas Schlichtes wie ein Türschloss ihn nicht davon hätte abbringen können?
    Dempsey vermutete, dass Letzteres zutraf. Dass Karl Dahl seine finsteren Phantasien schon zu oft im Kopf durchlebt hatte, um sie nicht auch Realität werden zu lassen.
    Jetzt begriff er, was das bedeutete.
    Ihm ging es genauso.

19
    »Dieser Fall hat auf Anweisung von ganz oben höchste Priorität.«
    Juanita Dawes, die Leiterin des Morddezernats, lehnte sich gegen die Kante ihres Schreibtischs. Sie hatte sich für die Kamera in Schale geworfen: frisch frisiert, frisch geschminkt, ein schickes dunkelblaues Kostüm mit den passenden Accessoires. Die Pressekonferenz im Büro des Polizeichefs sollte in einer halben Stunde beginnen.
    Dawes war die Karriereleiter bei der Polizei verblüffend schnell hochgeklettert. Sie war einundvierzig Jahre alt. Liska wusste das so genau, weil jedes Mal, wenn sie in der Zeitung erwähnt wurde, auch ihr Alter genannt wurde, so als wäre es Bestandteil ihres Namens. Lieutenant Juanita Dawes Einundvierzig.
    Liska hegte den Verdacht, dass ihre Vorgesetzten bei der Polizei dachten, sie könnten mit der Benennung von Juanita Dawes drei Auszeichnungen für die Förderung der Chancengleichheit auf einmal einstreichen – eine dunkelhäutige, mexikanischstämmige Frau. Da war es völlig egal, dass Juanita gar nicht mexikanischstämmig war. Was den Polizeichef und jedermann in seiner Stratosphäre am meisten interessierte, war die Wirkung nach außen.
    Nicht, dass Dawes nicht qualifiziert gewesen wäre. Liska fand, dass sie seit langem die beste Besetzung für den Posten eines Lieutenant war. Und daher war es egal, wie sie auf diesen Posten gelangt war, solange sie ihn nur behielt.
    Liska hatte sich früh aus dem Bett gequält, um sich derselben Prozedur zu unterziehen wie Dawes: Frisur, Make-up, ein stahlgraues Kostüm, das das Blau ihrer Augen hervorhob, schlichte schwarze Perlenohrringe und eine schmale Silberkette mit einer einzelnen schwarzen Perle als Anhänger.
    Sie sah toll aus. Vielleicht würde sie ja nach der Pressekonferenz, die live im Lokalfernsehen übertragen wurde, ein paar Heiratsanträge bekommen.
    »Einer unserer Leute bearbeitet gerade das Video aus dem Parkhaus. Mit etwas Glück werden wir in Kürze eine verbesserte Aufnahme zu sehen bekommen«, fuhr Dawes fort. »Ich habe Elwood und Tippen darauf angesetzt, Informationen über alle kürzlich aus der Haft Entlassenen zusammenzutragen, die Richterin Moore verurteilt hat. Sie sprechen gerade mit der Sekretärin der Richterin, um herauszufinden, ob sie irgendwelche Drohbriefe erhalten hat.«
    »Wir brauchen auch eine Liste der Anrufe«, schaltete sich Liska ein. »Wir haben die Nummer, von der die Anrufe von gestern Abend stammen. Sie lässt sich zwar nicht weiter zurückverfolgen, aber wenigstens können wir ein Muster oder einen zeitlichen Ablauf daran festmachen.«
    »Schon veranlasst«, sagte Dawes. »Sie müssen noch den Vater der toten Pflegekinder aufspüren. Gab es irgendeine Bewegung auf den Kreditkartenkonten der Richterin?«
    »Bislang nicht«, sagte Liska. »Ich vermute mal, dass ich diejenige bin, die das Thema aufs Tapet bringen muss, das hier keiner anrühren mag.«
    Dawes runzelte die Stirn. »Stan Dempsey.«
    »Das, was Sam heute Morgen entdeckt hat, katapultiert ihn auf einen der vordersten Plätze unserer Verdächtigenliste.«
    Dawes wirkte ehrlich bedrückt. »Die Vorstellung gefällt mir überhaupt nicht, aber es sieht so aus, als käme Dempsey tatsächlich in Frage. Kovac sagt, er habe mehr oder weniger unverblümt erklärt, Richterin Moore solle dafür zahlen, dass sie zu Gunsten von Dahl entschieden hat.«
    »Was ich allerdings nicht ganz verstehe«, sagte Liska, »wenn Dempsey gestern Abend Richterin Moore überfallen hat, warum brüstet er sich dann nicht auf dem Videoband damit, das er erst heute Morgen aufgenommen hat? Warum diese Bescheidenheit? Sam zufolge macht er auf dem Band überhaupt keinen schüchternen oder

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