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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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kam das Taxi und wir fuhren nach Münster. Vor dem Polizeipräsidium sagte ich zu Hebbel: »Verlangen Sie, dass man Hauptkommissar Stürzenbecher holt. Dem erzählen Sie dann alles.«
    »Wie? Kommen Sie nicht mit?«, fragte Hebbel ängstlich.
    »Ich habe noch etwas zu erledigen. Sagen Sie einfach, es habe mit dem Mord an Ines Block zu tun. Dann kommt Stürzenbecher bestimmt.«
    »Ines Block? Wer ist Ines Block?«, rief Hebbel hinter mir her.
    Aber da saß ich schon wieder im Taxi.

XII
     
     
    Wir fuhren durch Roxel, einen der eingemeindeten und zur Schlafstadt umfunktionierten Vororte von Münster. Und weiter Richtung Nottuln, vorbei an nachtschlafenen Bauernhöfen und Getreidefeldern. In einiger Entfernung zeichneten sich dunkle Hügelchen ab, die Baumberge, die höchste Erhebung des Münsterlandes, an der Spitze einhundertachtzig Meter über dem Meeresspiegel. Ansonsten ist das Münsterland so platt wie eine Flunder.
    Wir kamen an Stift Tilbeck vorbei.
    »Wo ist es denn?«, fragte der Taxifahrer.
    »Ungefähr einen Kilometer hinter Schapdetten«, sagte ich.
    Schapdetten, noch vor fünfzehn Jahren ein kleines Dorf, wurde gerade zur Einfamilienhaussiedlung umgebaut. Hässliche moderne Häuser mit hässlichen ordentlichen Gärten lagen an hässlichen sauberen Straßen.
    Ich sah auf der linken Seite den Fußballplatz. An der nächsten Kurve verwies ein braunes Schild auf die Gaststätte Theobaldshöhe, bürgerliche Küche.
    »Hier können Sie halten«, sagte ich.
    »Nette Gegend«, meinte der Taxifahrer. »War schon immer mein Traum, mal auf dem Land zu wohnen.«
    »Alles hat seine Schattenseiten«, antwortete ich. »Allein die Fliegen, die jeden Morgen um die Marmelade kreisen.«
    Er guckte mich mit dem mitleidvollen Blick des Naturromantikers an: »Was machen schon ein paar Fliegen?«
    »Sie verderben einem den Appetit«, sagte ich und knallte die Wagentür zu.
    Ich stiefelte die kleine steile Straße hinauf. Auf einer Wiese schnatterte eine Herde Gänse. Das letzte Haus auf der rechten Seite der Straße lag halb im Wald, umgeben von überhängenden Bäumen auf der linken und einem großen Garten mit Gatter auf der rechten Seite. Das Haus gehörte Carlo Ponti. Ich hatte ihn hier zweimal besucht und die Fliegen beobachtet. Seitdem wollte ich nur noch in der Stadt wohnen.
    Im Haus brannte kein Licht. Ich stieg über das Gatter und drückte mich an der Hauswand entlang. Ich hatte keine Ahnung, was ich suchte. Genau genommen vermied ich jeden Gedanken an den Sinn meines Unternehmens. Klaus Stürzenbecher würde mich schon früh genug danach fragen. Dann würde ich vielleicht etwas von beruflichem Instinkt murmeln, obwohl ich an den Quatsch nicht glaube.
    Die Rückseite des Hauses bestand hauptsächlich aus Glas. Im fahlen Mondlicht sah ich eine unbelebte, komfortable Inneneinrichtung. Ein Anbau, der eine Wohnküche enthielt, schien mir für meine Zwecke geeignet. Ich wickelte die Jacke um die rechte Hand und schlug kräftig gegen die Terrassentür. In einem Wohngebiet hätte das Geräusch keinerlei Aufsehen erregt. Hier jedoch machte das zersplitternde Glas einen Höllenlärm.
    Ich wartete drei Minuten, und als nichts passierte, öffnete ich die Tür. Von der Wohnküche zweigten zwei Zimmerchen ab, die so unbewohnt aussahen, dass sie nur als Gästezimmer dienen konnten.
    Ich betrat die Diele, den Übergang zum Hauptgebäude, einem früheren Kotten, wie mir der Hausbesitzer stolz erzählt hatte. Um die Nutzungsänderung vom landwirtschaftlichen Betrieb zum Wohnhaus zu umgehen, hatte sich Carlo Ponti im ersten Jahr des Besitzes der Rosenzucht hingegeben, mit dem Erfolg, dass sich der Inspektor der Gemeindeverwaltung fortan nicht mehr blicken ließ und Ponti die Rosenzucht wegen mangelnder Rentabilität einstellen konnte.
    Pontis Wohn- und Arbeitsräume lagen auf der linken Seite, wie ich von meinen Besuchen wusste. Also wandte ich mich nach links und drückte auf die Türklinke. Die Tür war unverschlossen.
    Genau in diesem Moment hörte ich ein Geräusch. Eigentlich war es nur die Andeutung eines Geräusches und sehr wahrscheinlich hatte ich ein heiseres Käuzchen oder eine unruhig schlafende Fledermaus gehört. Aber mein Alarmsystem schlug an und ich lauschte. Beim zweiten Mal klang es wie menschliches Schnarchen. Sollte sich Carlo Ponti etwa in aller Ruhe ins Bett gelegt haben?
    Beim dritten Mal identifizierte ich eindeutig den Entstehungsort des Geräusches: Es kam aus dem vom Flur aus rechts gelegenen Zimmer. Also

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