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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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betrachtete das Mobiliar, die Wandgestaltung und Claudia Kummer.
    »Wollen Sie nicht endlich zur Sache kommen?«, maulte sie.
    »Natürlich«, gab ich entspannt zurück. »Also: Meine Vermutung hat sich bewahrheitet. Ines hatte tatsächlich eine Affäre. Mindestens eine.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Berufsgeheimnis.«
    »Ach so, verstehe. Jetzt soll ich wohl erschrocken den Namen ausrufen?«
    »Nicht nötig«, sagte ich. »Ich kenne ihn bereits. Ich habe sogar mit dem Mann gesprochen, er kommt als Mörder nicht infrage.«
    »Wie schade«, lächelte sie spitz.
    »Sie sagen es. Aber er hat mir einen wichtigen Tipp gegeben. In der letzten Woche sah er Ines mit einem Unbekannten durch die Stadt spazieren.«
    »Na und?«
    Ich stand auf und ging zu ihr hinüber. Wir spielten das Spiel: Wer hält den Blick länger aus? Ich gewann, allerdings mit einem leichten Brennen in den Augen.
    »Ines war Ihre Freundin. Sie ist zu Ihnen geflüchtet. Wollen Sie mir erzählen, dass Sie nicht über Männer gesprochen haben?«
    »Selbstverständlich haben wir über Männer gesprochen, über Männer im Allgemeinen und Armin im Besonderen.«
    »Armin interessiert mich nicht. Ich will etwas über den Mann wissen, mit dem Ines den Stadtbummel gemacht hat.«
    »Ich kenne ihn nicht«, funkelte sie mich an.
    »Sie lügen«, zischte ich.
    »Das reicht«, giftete sie zurück. »Wenn Sie nicht sofort verschwinden, rufe ich die Polizei. Die interessiert sich sicher für Ihre Geschichte von den unbekannten Männern.«
    Ich rührte mich keinen Zentimeter vom Fleck. »Beihilfe zum Mord ist kein Pappenstiel. Oder nehmen wir mal den für Sie günstigeren Fall an: Strafvereitelung.«
    Sie quetschte sich an mir vorbei, ging zum Telefon und wählte eine dreistellige Nummer. Beim ersten Läuten leitete ich meinen Rückzug ein. An der Tür sah ich, dass sie wieder aufgelegt hatte.
     
    Viele machen sich falsche Vorstellungen von der Arbeit eines Detektivs. Aufregende Augenblicke sind nicht die Regel, sondern die Ausnahme in diesem Beruf. Die meiste Arbeitszeit verbringt ein Detektiv mit Warten. Warten darauf, dass die Zielperson das Haus verlässt; warten darauf, dass sie aus der Kneipe kommt, in der sie stundenlang gesessen hat; warten darauf, dass sie das Licht ausschaltet und zu Bett geht, damit man endlich nach Hause fahren kann. Im Sommer verwandelt sich das Auto in einen Backofen und im Winter in einen Kühlschrank. Denn mit laufendem Motor oder Standheizung in einer Reihe zugeeister Fahrzeuge zu stehen, wäre gerade so unauffällig wie Miss Germany in einem Altersheim. Die wichtigsten Werkzeuge eines Detektivs sind folglich gute Nerven, ein eiserner Arsch und ein belastbares Rückgrat. Die unverzichtbaren Hilfsmittel eines Detektivs sind ein spannendes Buch und eine Thermoskanne mit Kaffee.
    Einen Krimi hatte ich für alle Fälle im Handschuhfach, auf die Thermoskanne musste ich verzichten. Der Gedanke, vor dem Haus der Kummer zu warten und sie zu observieren, war mir nämlich spontan gekommen. Professionelle Intuition sozusagen, ein Spiel mit dem Risiko, viele zähe Stunden nutzlos in einem stickigen Auto zu verbringen.
    Ich machte mich so klein wie möglich, klappte den Krimi auf und linste ab und zu über das Lenkrad zum kummerschen Anwesen hinüber. Nicht mal Radio durfte ich hören, wollte ich nicht die Nachbarn auf mich aufmerksam machen. Denn das Allerletzte, was ein observierender Detektiv gebrauchen kann, sind Streifenpolizisten, die glauben, einen Villenknacker vor sich zu haben.
    Den Krimi hatte ich zur Hälfte geschafft und es war ziemlich dunkel geworden, als Claudia Kummer das Haus verließ. Im Licht der Straßenlaterne sah ich, dass sie hautenge schwarze Hosen und oben etwas Glitzerndes trug. Ich machte mich auf einen bunten Abend gefasst.

IX
     
     
    Als sie auf den niedrigen japanischen Flitzer zuging, schwante mir bereits Böses. Und dann trat sie aufs Gaspedal, als gelte es, eine Horde reitender Leichen abzuhängen. Ich quälte meinen Fiat, bis die Zylinderköpfe im Chor um Gnade baten. Trotzdem wurde der Abstand immer größer und ich verfluchte die moderne Technik, die diese überzüchteten Motoren geschaffen hatte.
    Ich hätte sie mit Sicherheit verloren, wenn die Fahrt länger als fünf Minuten gedauert hätte. So lange brauchte Claudia Kummer, um über den Ring bis zur Steinfurter Straße zu kommen, wo sie Richtung Innenstadt fuhr und nach hundert Metern links abbog. Sie parkte auf dem

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