In deinen Armen (German Edition)
brauchst mich, damit du mit Anna abhauen kannst, während ich im entscheidenden Moment die Freundin ablenke. Und ich verstehe das. Ehrlich. Aber du musst auch mich verstehen: Ich, Stolper-Jan, mach mit dir wirklich alles mit, nur auf einem gottverdammten Tanzball kann ich dich nicht begleiten!«
Darum ging es also! Sophie wagte es kaum zu atmen. Gespannt beobachtete sie Jans Spiegelbild in der Fensterscheibe. Er hatte ihr immer noch den Rücken zugedreht, schloss nun seine Augen und setzte sein Denkergesicht auf. Ganz sicher ersann er weitere Gegen-Argumente, um seine Verteidigung zu festigen. Doch damit durfte er nicht durchkommen. Es ging um Rhythmus und Bewegung. Es ging um zwei Körper, die sich im Einklang berührten, zu einer Einheit verschmolzen und ineinander aufgehend die Gesetze von Zeit und Raum außer Kraft setzten. Es ging darum, einen Zauber zu entfachen. Und darin war sie Profi, da sie seit mehr als zehn Jahren keine Gelegenheit zum Tanzen ausschlug. Es gab nur eine infrage kommende Veranstaltung, die in wenigen Tagen stattfand, der Tanz in den Frühling in Klärchens Ballhaus und Sophie hatte bereits seit Wochen die Eintrittskarten für sich und ihre beste Freundin. Wenn Jan dabei wäre, wäre das wundervoll.
»Und wie werde ich dann bitteschön die Freundin deiner Freundin wieder los? Ich werde auf keinen Fall die halbe Nacht unter diesen Tanzfreaks verbringen.«
Auf die Antwort seines Freundes hatte Jan nichts mehr entgegen zu setzen. Er kapitulierte zerknirscht und insgeheim dankte Sophie dem unsichtbaren Anrufer am anderen Ende der Leitung für die Überzeugungsarbeit. Jetzt galt es, sich bereit zu halten und den nächsten Augenblick nicht zu ruinieren. Wenn Jan dort hinging, dann mit ihr. Mit niemandem sonst! Sollte er kurz die Freundin ablenken. Den ganzen Abend würde er jedoch mit ihr verbringen!
»Wie kommst du denn auf diese Idee! Ich werde verdammt nochmal nicht fragen, ob meine Kollegin mir Tanzen beibringt! Weißt du, wie die aussieht?!«
Das war Sophies Signal. »Wie sehe ich denn aus?«, fragte sie zuckersüß und stellte den Café Latte neben Jan auf den Schreibtisch. Sie lehnte sich an die Tischkante und verfolgte fasziniert wie er eins und eins zusammenzählte. Sein Blick schwenkte zur geschlossenen Tür, dann zurück zu ihr. Eingängig musterten seine Augen ihr Büro-Outfit, wanderten über ihre Schultern zu ihrem Busen, hingen an ihren Hüften und strichen über ihre Hände. Seine Augen funkelten immer noch wütend, zugleich schlich sich ein sexy Glitzern hinein, das Sophie so noch nicht kannte. Manche Blicken mochten töten, seine verführten gerade mit der Intensität eines Verdurstenden in der Wüste.
Wollte Jan sie damit etwa ärgern? Dann fand sie es nicht witzig. Natürlich wurde Sophie heiß. Welcher Frau nicht, wenn ein gut aussehender Typ sie in Gedanken scheinbar Stück für Stück auszog? Doch das Spiel konnte Sophie auch spielen, nur zu gerne, um ehrlich zu sein. Ebenso zweideutig lächelnd strich Sophie mit ihrem Finger über etwas Karamell-Milchschaum, der gerade dabei war langsam über den Becherrand zu laufen. Sehr gut, seine Augen wurden magisch von ihrer Bewegung angezogen und konnten ihren Blick nicht abwenden. Langsam leckte Sophie den Milchschaum-Finger mit ihrer Zungenspitze ab. Sie ließ sich Zeit und genoss seinen hungrigen Blick, der auf ihren Lippen hing. Außerdem versuchte sie die Entdeckung, die sie gerade gemacht hatte, zu verarbeiten: Jan Lange, dem sie seit zwei Jahren Kaffee brachte, sah sie zum ersten Mal als die Frau an, die sie für ihn immer sein wollte: sexy und smart. Jetzt nur nicht durchdrehen!
»Was machst du denn hier, Sophie?«
»Ich habe einen Latte Macchiato getragen.«
Jan verdrehte seine sexy dunkelblauen Augen, ohne diesen besonderen Glanz zu verlieren. »Was redest du da für einen Blödsinn?«
»Ja, ich habe einen Latte Macchiato getragen.« Sophie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und zeigte auf das Alibi für ihre Anwesenheit: Den Starbucks-Becher. Statt einer Antwort verengte Jan misstrauisch seine Augen und strich ebenfalls mit seinem Finger über einen Milchschaumberg, der über gerade den Rand rutschen wollte. Nun war er es, der seinen Finger in den Mund steckte und ihren Blick bannte. Sophie beleckte sich unbewusst ihre Lippen. Das musste ein Traum sein! Sie fantasierte! Hatte zuviel gearbeitet! Irgendetwas! Und wenn dem so war, dann würde sie bitte noch nicht aufwachen!
»Thomas, es tut mir leid, aber
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