In deinen Armen (German Edition)
alleine nicht schlimm genug sein, spielte das Wetter nun völlig verrückt. Plötzlich einsetzender Hagel brachte Mario dazu, seine kleine Schwester hochzuheben und sie ohne weiteren Kommentar in die trockene Sicherheit der Hütte zu tragen. Emma wartete, unfähig sich von der Stelle zu rühren. Ihre Knie waren weich, ihre Hände zitterten und die eisigen Hagelkörner taten weh. Warum kam er sie nicht auch holen? Hatte er sie vergessen? Oder ging es Diana nicht gut? Sie schluckte und flüchtete sich zögerlich ebenfalls in die Hütte.
Marios Standpauke hielt dort noch an. »Ihr beide seid echt die schlimmsten zwei Rabauken auf der ganzen Welt! Wie konntet ihr nur alleine hier unterwegs sein! Wisst ihr nicht, was draußen alles passieren kann! Warum habt ihr nicht bemerkt, dass ein Unwetter aufzieht?! Es geschieht euch eigentlich ganz recht, dass ihr jetzt herumheult. Ich sollte euch beide übers Knie legen!«
Während Mario schimpfte, straften seine Taten die Worte allerdings Lügen. Sein Regencape lag auf dem Boden. Ohne auf Dianas gezierte Proteste einzugehen, zog er seiner kleinen Schwester erst die nassen Sachen aus, um ihr dann seinen Pullover über den Kopf zu stülpen. Sie schluchzte immer noch und seine Hände strichen besänftigend über ihre Arme und wärmend drückte er sie an sich.
Emma stand in der Tür und ihre Füße rührten sich nicht von der Stelle. Wie hypnotisiert verfolgte sie jeden Handgriff von Mario und fühlte, wie das Brennen auf ihrer Haut, das sie nicht verstand, zunahm. Seine ganze Konzentration lag auf dem blonden Engel vor ihm. Emma existierte nicht und das störte sie plötzlich ungemein. Wütend ballte sie ihre Fäuste. »Dann hau doch ab, Mario! Es hat dich keiner gebeten, hier den Retter zu spielen! Wir kommen schon alleine klar. Wir sind erwachsen! Spiel dich bloß nicht so auf!«
»Ich zeig dir gleich mal, wie ich mich aufspie–!« Mario hatte sich umgedreht. Die Standpauke galt eindeutig auch ihr und wenn sie noch nicht wusste, wie viel Mist beide Damen gebaut hatten, dann wurde es Zeit. Nun blieben ihm die Worte im Hals stecken. Emma sah blass aus und zitterte am ganzen Körper. Ihr nasses Sommerkleid ließ selbst im Dunkeln ihren Körper erkennen, der sich innerhalb der letzten Monate langsam zur Frau verwandelt hatte. Hüften deuteten sich an, ihre Brüste wölbten sich leicht und ihre Brustwarzen waren klein und hart. Ihre grünen Augen funkelten kämpferisch. Doch sie kaute unsicher auf ihrer Unterlippe herum. Mario fuhr sich durchs Haar und bemerkte irritiert, wie ihre Augen der Geste folgten. Mit ruhigen Bewegungen löste er sich von seiner Schwester.
»Mario Torriani, wehe du lässt uns hier allein verhungern. Das erzähl ich alles Mama!« Diana klammerte sich enger an Mario.
»Pscht, ist ja gut, Diana, alles ist in Ordnung, ich verrate euch nicht.« Beruhigend wiegte er seine kleine Schwester im Arm. Als könnte er sie jetzt alleine lassen, als würde er je zulassen, dass ihr etwas passierte! »Ich schau nur mal nach deiner besten Freundin, Baby. Ich geh nicht weg, versprochen.« Dieses Mal ließ Diana ihn gehen. Er stand auf und Emma löste sich in diesem Augenblick aus ihrer Starre. Ihre Augen funkelten wütend.
»Ich komm alleine klar.« Sie wandte sich ab und suchte sich selbst eine trockene Stelle. Blitze flackerten draußen und der Donner brachte den Boden zum Beben.
»Für eine Dreizehnjährige bist du ja ganz schön mutig.« Leise setzte sich Mario neben Emma und starrte ebenso in den Regen. Er sagte gar nichts und das musste sie wundern. Nach einer Weile drehte sie ihren Kopf und schaute ihn mit großen Augen an. Und was für Augen! In fünf Jahren würde sie allen Männern den Kopf damit verdrehen. Noch ahnte sie es nicht. Dazu diese süßen Sommersprossen und dann diese bezaubernden Lippen, die vor Kälte bebten. Mario ertappte sich dabei, wie er sie musterte, zum ersten Mal, seit er sie kannte, und wie er sie ebenfalls eng an sich drücken wollte, wie seine Schwester. Und doch anders, ganz anders. Er musste verrückt geworden sein! »Emma, du bist auch vollkommen nass.« Er seufzte. »Los, auch ausziehen!«
»Spinnst du!« Emma verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust und Mario konnte schwören, sie wurde rot.
»Emma?« Der Ton war warnend. »Das Kleid ist eh durchsichtig.« Nun zog sie ihre Knie ans Kinn. Das waren definitiv die falschen Worte.
»Tu, was er sagt!«, mischte sich Diana schläfrig ein. »Nicht, dass du krank
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