In deinen Armen
»Mindestens zwei sind gebrochen. Sobald ich sie verbunden habe, tut es nicht mehr so weh.«
Er legte seine Hände auf ihre. »Ich fühle mich schon eine ganze Weile verbunden, Mädchen, und zwar dir. Aber du scheinst das nicht zu begreifen.«
»Nein«, sagte sie und rührte sich nicht.
»Nein?« Seine Stimme wurde wieder lauter.
Gut. Es war einfacher, mit seinem Zorn umzugehen als mit seinem Schmerz.
»Ich habe die ganze Nacht damit verbracht, dich davon zu überzeugen, dass du in meine Arme gehörst, und du sagst ›Nein‹?«
Sie nahm das Ende der Rolle zur Hand. »Was willst du mich sagen hören?«
»Ja! Ich will, dass du ja sagst.«
»Zu allem, was du vorschlägst?« Sie beugte sich vor und legte den Verband glatt auf seine Rippen. »Halt das fest.«
Er legte die Hand darauf. »Ich schlage dir die Ehe vor.«
Also hatte er es am Ende doch ausgesprochen. »Die Ehe«, wiederholte sie.
»Ehe, das heilige Sakrament der Ehe, in der unsere Seelen für alle Zeit vereint sein werden.«
Gütiger Himmel! Das waren Worte, die von überbordender Leidenschaft sprachen; Worte, die verletzen und verhöhnen konnten – und er meinte sie! Er wollte sie zur Frau haben, und es erschien ihm nicht schimpflich, sich in aller Ernsthaftigkeit zu erklären. Aber sie … sie konnte ihn nicht heiraten. Er mochte ihre Herkunft für den Moment vergessen haben, aber kein Mann vergaß je wirklich.
Der Verbandsstoff wanderte über seine Finger und hielt das Ende am Platz. »Du hast mich einen Bastard genannt.«
»Ich war wütend. Ich habe mich entschuldigt.«
»Du kannst jetzt loslassen.« Er tat es, und sie legte die Arme um ihn, die Rolle Verbandsstoff in der Hand, und wickelte den breiten Baumwollstreifen um seinen Brustkasten. »Du hast mich gefragt, ob ich für Geld mit dir geschlafen hätte. Du hast mich eine Hure genannt.«
»Ich war wütend – und ich habe mich entschuldigt.«
Ihre Finger zitterten. »Soll das heißen, du wirst mich jedes Mal, wenn du wütend bist, einen hurenden Bastard nennen?«
»Wenn ich wütend bin, dann tobe und schreie ich, und du tobst und schreist zurück, aber ich weiß, dass du keine Hure bist, und es ist mir egal, ob deine Eltern verheiratet waren.« Er versuchte, ihr Kinn anzuheben, um ihr in die Augen zu sehen.
Sie wich zurück. Sie wäre davongelaufen, hätte der Verbandsstoff sie nicht an ihn gefesselt, genau wie die Worte, die sie zu ihm gesagt hatte. Ich liebe dich.
»Ich war verletzt. Zum ersten Mal seit Monaten weiß ich wieder, wer ich bin, und muss feststellen, dass die Frau, die mich durch die Dunkelheit geleitet hat, nicht meine Ehefrau ist. Ich hatte Angst, du hättest mich absichtlich in die Irre geführt. Und das hätte ich nicht ertragen.« Er streichelte die Seite ihres Halses. »Enid, ich bin ein Dummkopf gewesen.«
»Ja, das warst du.« Ihre Lippen zitterten. Sie war kurz davor, erneut in Tränen auszubrechen. Über ein paar Schimpfworte, die vor vielen Tagen gefallen waren. Aber es war MacLean gewesen, der sie ausgesprochen hatte, und der Schmerz darüber ebbte nur ab, um wieder anzuwachsen.
»Ich werde dir niemals mehr so wehtun. Enid …« Er rutschte von der Bank.
Entsetzt versuchte sie, ihn auf seinen Platz zurückzuschieben. »Was machst du denn?«
»Als ich mich entschuldigt habe, hast du gesagt, du würdest mir vergeben, aber vergessen würdest du nicht. Also bitte ich dich auf Knien um Verzeihung.«
»Was? Nein!« Oh, sie wollte sein Gesicht nicht so nah an ihrem haben! »Ich verbinde dir gerade die Rippen.«
»Nein, tust du nicht. Du weinst.« Mit schmerzverzerrter Miene beugte er sich vor, um ihr ins Gesicht zu sehen.
Sie wischte die Tränen mit der freien Hand fort.
»Ich entschuldige mich dafür, solch verletzende Vorwürfe gegen dich erhoben zu haben. An diesem heiligen Ort, in Anwesenheit Gottes, schwöre ich, ich werde es nie wieder tun, nicht einmal daran denken.«
Sie wich seinem Blick aus.
»Du bist für mich der Inbegriff von Courage, Mitgefühl und Liebe.«
»Ist ja gut. Ist ja gut.«
Hör einfach auf, so zu reden. Hör auf, dich so ernsthaft anzuhören. Hör auf, Worte wie »ich schwöre« zu sagen.
»Jetzt setz dich wieder auf die Bank, damit ich dich fertig verbinden kann.«
Er rührte sich nicht. »Glaubst du mir?«
»Ich glaube dir. Du sagst immer die Wahrheit.« Es war fast schon ein Fehler, dass er immer die Wahrheit sprach.
»Vergibst du mir?«
Ihm vergeben? Oh, das war … nicht so einfach. Aber er würde nicht aufgeben.
Weitere Kostenlose Bücher