In Den Armen Der Finsternis
kaute hörbar.
»Pass bloß auf seine Luftröhre auf«, sagte ich zu Aaz. »Ich möchte nicht, dass der Wirt zu Schaden kommt.«
Aaz warf dem Zombie einen obszönen Kuss zu und nahm den Baseballschläger von der weichen, aufgescheuerten Kehle. Archie fing zu husten an und versuchte seine Beine zu bewegen. Doch vergeblich. Rohw saß auf seinen Knöcheln, Zee presste seine Handgelenke auf den Beton. Es fehlte nicht viel, und er hätte ihm die Knochen zermalmt. Meine Jungs waren nämlich ziemlich kräftig.
»Bitte«, flüsterte Archie heiser. »Ich möchte mich bekehren lassen.«
»Lügner«, schnarrte Zee, bevor ich dazu kam, dem Zombie zu sagen, das könne er vergessen. Der kleine Dämon beugte sich vor und schmeckte die Luft über Archies Stirn. »Der Schlächter lügt, Maxine. Er giert immer noch.«
»Er mordet«, erwiderte ich und packte die Reste des Klappmessers fester mit der Faust, während das Bild eines jungen Gesichts durch meine Gedanken blitzte, blutig und zerfetzt, eine Gestalt mit langen braunen Gliedern, nackt auf dem Boden liegend. Wie eine zerrissene Puppe. An Körperstellen zerfetzt, an die ich mich nicht erinnern wollte. »Sie war noch ein Kind.«
»Sie war eine Prostituierte«, erwiderte Archie. »Sie ist schon vorher Beute gewesen.«
Dek und Mal hatten sich auf meinen Schultern zusammengerollt, spähten jetzt unter meinem Haar hervor und zischten den Zombie an. Anders als die drei anderen hatten sie die Gestalt von Schlangen, mit zwei rudimentären, winzigen Gliedmaßen, die nur dazu dienten, sich an meinen Ohren festzuhalten. Ihre Köpfe waren wie die von Hyänen geformt. Ihr Grinsen wirkte bissig, dabei atmeten sie Feuer. Archie starrte sie an und zitterte.
Ich streckte meine Hand durch seine heftig wabernde Aura und legte sie auf seine feuchte Stirn. Er wich zwar zurück, doch
die Jungs hielten ihn fest. Unmittelbar bevor ich ihn berührte, verdrehte er die Augen und starrte auf die zierliche Rüstung, die den gesamten Ringfinger meiner rechten Hand umhüllte: eine schlanke Hülle, wie aus Quecksilber, die ein winziges Gelenk genau an meinem Knöchel aufwies, das mir erlaubte, den Finger zu krümmen. Sie lag so eng an wie eine zweite Haut. Manchmal vergaß ich sogar, dass es sie überhaupt gab.
»Beute«, murmelte ich. »Und was macht das aus dir?«
»Einen von einer Million«, flüsterte er bebend und starrte mich hasserfüllt an. »Du kannst uns nicht alle töten. Wenn die Gefängnisschleier fallen …«
»Bist du nur ein Stück Fleisch für den Rest der Dämonen«, unterbrach ich ihn. Ich dachte immer noch an das Mädchen, das ich in der Gasse nur wenige Blocks von hier gefunden hatte. Zee und die anderen hatten mich aus dem Bett geholt und dorthin geführt, um ihren Mörder zu jagen. »Deine Art wird abgeschlachtet werden, genauso wie die Menschen. Du bedeutest den anderen gar nichts. Das hat sogar deine Königin gesagt.«
»Jägerin…«, begann Archie, aber ich ließ ihn seinen Satz nicht zu Ende sprechen. Ich kannte schon alles, was er sagen wollte. Seit dem Mord an meiner Mutter hatte ich es bereits tausendfach gehört, und davor auch schon viele, viele Male.
Ich würde sterben. Niemals würde ich ein hohes Alter erreichen. Die Welt würde aufhören zu existieren.
All das stimmte. Aber dennoch. Seine Stimme tat mir im Kopf weh. Sein säuerlicher Geruch, heiß und stechend, bereitete mir Übelkeit - fast bis zum Erbrechen. Ich war müde, mir war kalt bis auf die Seele, und da gab es ein Mädchen, das heute Nacht sein Leben verloren hatte - noch dazu vollkommen grundlos. Sie hatte einen üblen Tod erlitten, und dies nur, weil sich der Parasit, der in diesen Mann gefahren war, an ihrem
Schmerz hatte nähren wollen. Ich kannte nicht einmal ihren Namen. Sie hatte keinen Ausweis, sie hatte einfach gar nichts dabeigehabt. Nun war sie für immer verloren.
Und sie war nicht die Einzige. Die Welt war groß. Es gab zu viele Räuber: Menschen, Zombies und andere. Aber nur einen wie mich. Eine Nomadin, als solche geboren und erzogen, die sich in dieser Stadt länger aufgehalten hatte als in jeder anderen. Sie hatte alle anderen aufgegeben, damit sie - und ich ebenso - zumindest so etwas Ähnliches wie ein normales Leben führen konnte.
Na klar, dachte ich. Ganz normal.
Ich drückte meine Handfläche noch fester gegen Archies Stirn und hauchte ein paar leise Worte: zischend und uralt, eine konzentrierte Sprache, die ein Kribbeln auf meiner Haut verursachte und meine Hand zu
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