In den Armen der Nacht
dass Kirkendall und Isenberry sich nicht nur kannten, sondern auch zusammen bei der Armee waren.«
»Einen Augenblick, Lieutenant.« Die Holografie verschwand.
»Guckst wohl schnell mal nach, ob an meinen Worten vielleicht doch was dran ist? Dickschädelige Ziege.« Eve riss sich zusammen und wandte sich an Whitney. »Tut mir leid, Commander.«
»Kein Problem.«
»Du warst ganz schön eifrig«, stellte Feeney fest. »Gut gemacht, Mädchen.«
»Langsam kommen die Ermittlungen in Schwung. Eigentlich brauchen wir die Militärakten schon gar nicht mehr, aber ich werde nicht zulassen, dass sie uns in die Suppe spuckt. Deshalb will ich die Akten sehen.«
»Im Fall der Ärztin gibt es jede Menge Löcher«, warf Baxter ein. »Die man allerdings erst findet, wenn man danach sucht. Der Typ, der wegen der Tat verurteilt worden ist, hat behauptet, sie wäre schon tot gewesen, als er sie gefunden hat, und hätte ihren Geldbeutel bestimmt nicht mehr gebraucht. Tatsächlich wurde er verhaftet, als er mit ihrem Geldbeutel und ein paar anderen persönlichen Gegenständen der Toten über den Parkplatz gelaufen ist. Er war über und über mit ihrem Blut bespritzt. Aber die Tatwaffe wurde nie gefunden.«
»Könnte seine Aussage uns vielleicht weiterhelfen? Hat er vielleicht irgendwas gesehen?«
»Er war total high und hatte einen selbst gebauten Stunner in der Tasche. Aber das Opfer wurde nicht betäubt. Er hatte bereits ein ellenlanges Vorstrafenregister wegen Drogenbesitzes, tätlichen Angriffs und leider auch Raub. Als die Kollegen ihn kaum dreißig Meter von der Leiche entfernt mit den Habseligkeiten der Toten in den Taschen und mit blutbespritzten Kleidern aufgegriffen haben, haben sie sich gar nicht erst nach einem anderen Täter umgesehen.«
»Ich will Kopien der Akte, den Bericht des Pathologen, alles, was es zu dem Fall gibt.«
»Habe ich alles schon besorgt.«
Die Holo-Projektion der Militäranwältin tauchte wieder auf. »Die erbetenen Akten werden Ihnen zur Verfügung gestellt.«
»Fügen Sie noch die Akte Isenberry hinzu.«
»Zusammen mit der Akte des ehemaligen Corporals Isenberry. Diese Leute unterstehen nicht mehr der Militärgerichtsbarkeit. Falls einer von den beiden für diese Morde verantwortlich ist, hoffe ich, Sie werden ihn erwischen.«
»Danke, Major.« Whitney nickte in Richtung der Holografie. »Meine Abteilung und die Stadt New York wissen Ihre Hilfe in dieser Angelegenheit zu schätzen.«
»Commander. Lieutenant.« Damit verblasste die Holografie erneut und Whitney nahm erleichtert hinter seinem Schreibtisch Platz.
»Bitte bringen Sie mich auf den neusten Stand, während wir auf die Akten warten.«
Eve berichtete, was sie und Peabody herausgefunden hatten, und Baxter atmete zischend aus.
»Das Wort geduldig reicht nicht aus. Geduldig ist eine Katze, die vor einem Mauseloch auf der Lauer liegt. Dieser Typ ist eher wie eine Spinne, denn er hat über Jahre hinweg ein dichtes Netz von der Bronx bis in die Bowery gewebt. Unser pensionierter Major Corporal scheint sauber zu sein. Er hat behauptet, dass er in der Nacht der Morde in Palm Springs an einem Golfturnier teilgenommen hat. Ich habe im Hotel und bei der Fluggesellschaft angerufen, es gibt jede Menge Zeugen dafür, dass er wirklich dort war.«
»Und unser Typ war in der Mordnacht im Manöver.« McNab spreizte die Hände. »Das hat sein ganzer Zug
bestätigt. Vielleicht hat er das Manöver auch extra auf diese Nacht gelegt, um ein Alibi zu haben, aber er hat auf mich echt gewirkt.«
»Das hier ist unser Mann.« Abermals trat Eve vor Whitneys Computer und rief dort Kirkendalls Foto auf. »Swisher hat dazu beigetragen, dass er seine Frau und seine Kinder verloren hat. Und diese Frau und diese Kinder sind seit Ende der Verhandlung wie vom Erboden verschluckt.«
»Dann hat er sie am Ende also doch noch erwischt.«
»Vielleicht. Aber weshalb hat er dann Jahre damit zugebracht, die Ermordung der Menschen zu planen, die er für den Verlust verantwortlich macht? Vielleicht will er sich an ihnen für die verlorene Zeit und für den Ärger, den er hatte, rächen, aber wenn er sie nur bestrafen wollte, weshalb hat er dann eine Komplizin mit Swishers Bürovorsteherin zusammenwohnen lassen? Und zwar über sechs Jahre, das ist eine ganz schön lange Zeit.«
»Weil sie ihm entkommen sind«, warf Peabody ein. »Und weil er immer noch nicht weiß, wohin sie entschwunden sind.«
»Das glaube ich auch. Wahrscheinlich hatte sie die ganze Zeit die
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