In den Armen der Nacht
Absicht, ungeachtet des Ausgangs des Gerichtsverfahrens, einfach zu verschwinden. Und das hat ihn furchtbar wütend gemacht. Sie hat nicht nur das Sorgerecht bekommen, sondern ist auch noch mit seinen Kindern abgetaucht, wodurch er die Kontrolle über sie verloren hat. Deshalb hat er jemanden auf Tully angesetzt, denn vielleicht würde sie sich ja verplappern und er könnte auf diese Art herausfinden, wo seine Familie steckt. Nur hat sie es einfach nicht gewusst. Sie dachte, die Frau und ihre Kinder wären tot. Deshalb blieb ihm nur noch, die Feinde zu eliminieren. Die Menschen umzubringen, die gegen ihn ins Feld gezogen und dann
auch noch siegreich aus der Schlacht hervorgegangen sind.«
»Die Akten kommen.« Whitney blickte auf seinen Computer und rief statt der Aufnahmen von Kirkendall die neuen Informationen auf.
»Er war achtzehn Jahre im aktiven Dienst«, las Eve. »Hat gleich nach dem College angefangen. Warum hat er die zwanzig Jahre nicht voll gemacht? Aha, da haben wir’s. Mitglied einer Spezialeinheit für verdeckte Operationen fünften Grades.«
»Das heißt, dass er die Lizenz zum Töten hatte«, klärte Baxter sie schulterzuckend auf. »Mein Opa interessiert sich für dieses Zeug. Grad fünf heißt, dass man auch außerhalb von Kriegszeiten, außerhalb einer erklärten Krisensituation den Befehl zur Tötung bestimmter Zielpersonen bekommen kann.«
»Fahren Sie fort, Lieutenant. Und rufen Sie auch die Daten von Isenberry auf.«
»Sie haben tatsächlich zusammen gedient. Waren mit derselben Einheit in Bagdad stationiert. Während ihrer Ausbildung für verdeckte Einsätze war er ihr vorgesetzter Sergeant. Ich wette, dass die beiden richtig gute Kumpel waren, Jilly und der gute, alte Sarge. Sie haben ungefähr zur selben Zeit den Dienst bei der Armee quittiert.«
»Sie haben beide ein paar Einträge wegen Fehlverhaltens«, stellte Feeney fest.
»Dallas«, mischte sich Peabody ein. »Bei Kirkendall sind keine Geschwister und auch keine Vettern aufgeführt. «
»Wir müssen eben noch ein bisschen tiefer graben. Ich muss gucken, was Yancy für uns hat, und dann habe ich noch einen Termin.« Eve warf einen Blick auf ihre Uhr. »Feeney, ich habe die Erlaubnis von Tully, dass sich die elektronischen Ermittler die Computer bei ihr zu Hause
ansehen. Auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, hat Isenberry vielleicht von dort aus einen von den anderen Typen kontaktiert, die in diese Sache verwickelt sind. Außerdem habe ich einen zivilen Berater gebeten, den anderen elektronischen Spuren nachzugehen.«
»Wenn es derselbe zivile Berater ist wie sonst, habe ich nichts dagegen.«
»Baxter, Trueheart, in Kürze beginnt die Beerdigung von Linnie Dyson. Gehen Sie bitte als Vertreter unserer Abteilung hin und halten die Augen offen.«
»Zur Beerdigung eines Kindes.« Baxter schüttelte den Kopf. »Da haben wir mal wieder den Superjob gekriegt. «
»Nichts«, erklärte Yancy ihr. »Bisher beträgt die höchste Übereinstimmung zweiundsiebzig Prozent. Ich kann die Bilder noch ein, zwei Stunden durchlaufen lassen, aber es sind alles Aufnahmen des IRCCA, vielleicht sind die Täter ja ganz einfach noch nicht in deren Datei.«
»Das Militär ist zur Kooperation bereit. Bitten Sie also am besten Whitney darum, sie zu kontaktieren, damit Sie Ihre Bilder mit den Bildern der Leute vergleichen können, mit denen Kirkendall bei der Armee zusammen war. Leuten aus seiner Einheit, Leuten mit derselben Ausbildung wie er. Ah, fangen Sie mit denen an, die gerade nicht im aktiven Dienst oder die schon ausgeschieden sind. Unsere Täter haben nämlich ganz eindeutig keine Zeit für ständige Appelle oder dergleichen.«
»Okay. Ich habe mir was überlegt. Die Arbeit, die ich gerade mache, lässt einem jede Menge Zeit zum Überlegen. Sehen Sie sich die Typen noch mal an.«
Er rief die Phantombilder auf einem zweiten Bildschirm auf. »Die Gesichter sind so ähnlich wie die von Zwillingen.«
»Das haben wir doch schon gemeinsam festgestellt. Höchstwahrscheinlich sind es Brüder, nur dass Kirkendall keine Geschwister hat. Vielleicht hat er die beiden also angeheuert.« Der Gedanke gefiel ihr gar nicht. Wo blieb schließlich der Kick, wenn man jemand anderem die Arbeit überließ?
»Tja, die Gesichter sind identisch, aber sie sind nicht gleich groß. Auch wenn es vielleicht etwas weit hergeholt erscheint, was sehen Sie, wenn Sie sich die beiden anschauen, nicht?«
»Menschlichkeit.«
»Davon mal ganz abgesehen. Im Gegensatz zu
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