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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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Ihnen bringe ich den Großteil meiner Zeit mit Gesichtern zu. Was Sie nicht sehen, Dallas, sind irgendwelche Narben, Beulen oder andere Makel. Sie haben gesagt, die beiden hätten ein hartes körperliches Training absolviert, wahrscheinlich beim Militär. Sie hätten einiges erlebt. Aber das ist ihren Gesichtern nicht anzusehen. Sie wirken nicht verlebt und nicht erschöpft. Wenn sie so gewirkt hätten, hätte Ophelia mir das erzählt«, sagte er beinahe zu sich selbst. »Denn ich hätte sie instinktiv dazu gedrängt. Schließlich versucht man immer, irgendwelche Merkmale zu finden, anhand derer man die Leute eindeutig identifizieren kann. Aber abgesehen davon, dass einer von den beiden offenbar gehinkt hat, sind sie geradezu perfekt.«
    »Ich habe schon daran gedacht, ob es vielleicht Droiden sind, aber die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Nicht nur, dass zwei Droiden dieses Kalibers beinahe unbezahlbar wären, wäre es vor allem auch schwierig, sie aufs Töten oder für verdeckte Einsätze zu programmieren. Deshalb setzt auch das Militär für komplizierte Aufgaben niemals Droiden ein.«
    »Ich habe nicht an Droiden gedacht, sondern eher an
Chirurgie. Vielleicht haben sie ja für das gleiche Aussehen und für die Makellosigkeit bezahlt.«
    »Scheiße. Scheiße. Größe, Gewicht, Haar- und Augenfarbe des größeren der beiden Typen stimmen mit denen von Kirkendall überein.«
    »Das Gesicht ist anders«, fuhr der Zeichner fort. »Aber wenn er es verändern lassen hätte …« Er zog eine Kopie von Kirkendalls Passfoto hervor und machte sich ans Werk. »Er hätte es etwas verbreitern, den Kiefer schleifen, die Nase leicht begradigen und die Unterlippe etwas polstern lassen können. Das hätte natürlich nur ein wirklich teurer, erstklassiger Chirurg geschafft, aber machbar wäre es. Ich weiß, dass die Augen ebenfalls nicht passen, aber –«
    »Sie hatten Sonnenbrillen auf, da haben Sie eben die Augenform genommen, die Ihnen am wahrscheinlichsten erschienen ist.«
    »Man kann auch die Form und Farbe ändern lassen. «
    »Ich habe eine Freundin, die ihre Augenfarbe öfter als die Unterwäsche wechselt.« Sie stapfte durch den Raum. »Jetzt ergibt das alles viel mehr Sinn. Weshalb hätte er wohl all die Jahre mit Planen, Perfektionieren und Vorfreude verbringen sollen, wenn er am Ende nicht dabei wäre?«
    »Aber wer ist dann der zweite Mann?«
    »Das ist eine gute Frage.« Eve blickte noch einmal auf die Bilder von den beiden Typen und sah dann wieder Yancy an. »Finden wir es raus.«

16
    Herbstlich bunte Blätter wehten um die Kühlerhaube ihres Wagens, als Eve in die Einfahrt ihres Grundstücks bog. Sie hatte jedoch keinen Blick dafür, denn ihr gingen unzählige neue Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten sowie die deshalb erforderlichen zusätzlichen Arbeitsschritte durch den Kopf.
    »Der Wind hat aufgefrischt«, bemerkte Peabody. »Das heißt, dass es Regen geben wird.«
    »Danke für die Wettervorhersage.«
    »Dann fallen bestimmt auch noch die letzten Blätter von den Bäumen. Ich finde es immer schrecklich, wenn das passiert. Dann sind die Äste völlig nackt, zumindest bis zum ersten Schnee.«
    »Wenn Sie sich solche Sorgen um die Bäume machen, stricken Sie ihnen doch einfach ein paar Pullover oder Schals.«
    »Ich kann besser weben«, erklärte Peabody mit gleichmütiger Stimme, als Eve direkt vor der Haustür hielt. »Auch wenn ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr vor dem Webstuhl gesessen habe, habe ich es bestimmt nicht vollkommen verlernt. Vielleicht sollte ich es mal wieder versuchen, schließlich steht Weihnachten vor der Tür.«
    »Also bitte. Wir haben gerade mal Oktober.«
    »Fast November. Ich habe beschlossen, dieses Jahr nicht bis kurz vor Torschluss zu warten. Die ersten Geschenke habe ich schon ausgesucht. Jetzt kann ich es mir endlich leisten, etwas Vernünftiges zu kaufen, denn – he, ich bin Detective!«
    »Woran Sie mich und jeden, der in Hörweite ist, mit erschreckender Regelmäßigkeit erinnern.«

    »Und ich darf es noch ein paar Mal sagen, weil ich schließlich nicht dazu gekommen bin, als ich krank zu Hause lag. Inzwischen sage ich es höchstens noch ein-, zweimal pro Woche. Das ist doch wohl okay.« Sie stieg aus und atmete tief ein. »Ist der Geruch nicht einfach wunderbar?«
    »Was für ein Geruch?«
    »Der Geruch der Luft. Der Es-ist-fast-November-unddichte-Regenwolken-hängen-über-der-Stadt-Geruch. Alles duftet herrlich frisch und feucht und ein bisschen würzig. Da

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