In den Armen der Nacht
wir werden dafür sorgen, dass sie sie erfährt.«
»Gut. Das habe ich. Übrigens schulden Sie mir auch nichts dafür, dass ich in meinen Berichten deutlich mache, was für Schweine diese Kerle sind. Das würde ich auch tun, wenn Sie mich nicht darum gebeten hätten. Und zwar für Knight und Preston. Heute finden die Gedenkfeiern für die beiden statt.«
»Wir sehen uns dann dort.«
Nach kurzem Zögern fügte Eve hinzu: »Eine ungenannte Quelle auf der Wache hat bestätigt, dass die Entführung und Ermordung von Meredith Newman in direktem Zusammenhang mit der Ermordung von fünf Menschen, darunter zwei Kindern, in ihrem eigenen Zuhause in der Upper West Side steht. Meredith Newman war eine Mitarbeiterin des Jugendamts.«
»Darf ich sagen, dass Newman für die einzig Überlebende des Überfalls, die neunjährige Nixie Swisher, zuständig war?«
»Ja, bringen Sie das ruhig. Bringen Sie auch, dass diverse Brandwunden an Newmans Leiche darauf hindeuten, dass sie gefoltert worden ist, bevor man ihr wie auch den Mitgliedern des Haushalts Swisher die Kehle durchgeschnitten hat. Ms Newmans Leiche wurde in einer Gasse in –«
»Das haben wir alles schon.«
»Bringen Sie es trotzdem noch einmal. Bringen Sie noch einmal, dass sie mit Brandmalen übersät, mit aufgeschlitzter Kehle und nackt in einer Gasse abgeladen worden ist. Zeugen haben einen schwarzen FourStar-Van mit dem gefälschten New Yorker Kennzeichen AAD-4613 in dem Augenblick, in dem die Leiche entdeckt wurde, aus der Gasse auf die Straße biegen sehen. Lieutenant Eve Dallas, die Ermittlungsleiterin, und Officer Troy Trueheart als ihr Assistent haben beim Verlassen des Fundorts einen solchen Van entdeckt.«
»Und die Verfolgung aufgenommen«, führte die Journalistin weiter aus. »Was uns direkt zu Ihrer Flugshow zurückbringt. Gut. Solide. Danke. Wie viele Zeugen gibt es?«
Es gab nur eine Zeugin, dachte Eve, und auch die hatte nur die Rücklichter des Vans gesehen. Aber man sollte nicht allzu haarspalterisch sein. »Lieutenant Dallas hat die Richtigkeit dieser Behauptung weder geleugnet noch bestätigt.«
»Ein förmliches Interview würde dem Ganzen noch die Krone aufsetzen.«
»Ich bin keine Royalistin. Das Interview gibt’s später.« Damit legte sie einfach auf.
Während sie in Gedanken bereits weiter Pläne schmiedete, ging sie in Richtung ihres Arbeitszimmers, blieb dann aber vor der Tür von Roarkes Büro stehen, trat nach einem kurzen Klopfen ein. Sie zuckte zusammen, als sie dort außer ihrem Mann noch eine ganze Reihe anderer Menschen oder besser deren Holographien sah.
Roarkes Assistentin Caro saß mit ordentlich im Schoß zusammengelegten Händen kerzengerade auf einem Stuhl und zwei Männer in geraden, kragenlosen Anzugjacken sowie drei Frauen in ähnlich konservativem Aufzug studierten eine andere Holographie, auf der man ein modern bebautes Grundstück mit einem gewundenen Flusslauf und einem von Gleitbändern umringten gläsernen Hochhaus sah.
»Entschuldigung.« Ehe es ihr jedoch gelang, den Rückzug anzutreten, winkte Roarke sie schon zu sich heran.
»Ladies und Gentlemen, das hier ist meine Frau.«
Alle wandten sich ihr zu, und sie nahm die forschenden Blicke und die nicht nur verwirrten, sondern eher amüsierten Reaktionen vor allem der Frauen deutlich wahr. Sie konnte ihre Überraschung gut verstehen. Dort stand Roarke, attraktiv und elegant in seinem dunklen Anzug, eingehüllt in eine Aura unbegrenzter Macht.
Und hier stand sie in abgewetzten Stiefeln, mit Haaren, durch die sie nach dem Aufstehen nicht mal mit den Fingern gefahren war, und einem Waffenhalfter über dem knitterigen Hemd.
»Wir wollten gerade zum Abschluss kommen«, meinte Roarke und wandte sich wieder der Gruppe zu. »Falls Sie noch irgendwelche Fragen haben, wenden Sie sich bitte einfach an Caro. Ich möchte, dass die besprochenen Veränderungen spätestens in vierundzwanzig Stunden abgeschlossen sind. Danke. Caro, bleiben Sie bitte noch kurz da.«
Die Holos der anderen verschwanden, und Caro stand höflich auf. »Lieutenant Dallas. Schön, Sie zu sehen.«
»Freut mich ebenfalls.« Jetzt, dachte Eve, müsste sie zu allem Überfluss auch noch mit Caro plaudern. »Wie geht es Reva?«
»Sehr gut. Sie wohnt inzwischen wieder in der Stadt.«
»Tja, gut. Grüßen Sie sie von mir.«
Caro wandte sich an Roarke. »Um elf haben Sie eine Konferenz mit den Ingenieuren, um eins ruft Yule Heiser an, um zwei ist das Gespräch mit Ava McCoy und ihrem Team, dann
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